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Der britische Film hat eine spezielle Handschrift. An Serien wie «Black Mirror» sieht man das kreative Potenzial an Stoffen und ungewöhnlichen Perspektiven. Das Kurzfilmfestival «British Shorts» startet wieder. Wir haben mit Jürgen Fehrmann, Festival-Mitgründer, gesprochen. 

Ok, stell‘ dir mal vor

Die Filmfabriken aller Länder sitzen an einem Tisch, wie eine Familie. Plötzlich springt die Tür auf. Ein fetter ungewaschener Typ in einer Billig-Jeans mit labbrigen Hosenträgern, Bierwampe und Fast-Glatze plus Pickeln und hochrotem Kopf platzt rein und schreit Begrüßungs-Laute: der britische Film. Der dicke Kerl hat eine subtile Alkohol-Fahne, wirft sich wie ein altes Nilpferd auf den Stuhl und fängt an, schmutzige Witze und Obzönitäten des Alltags zu erzählen. Alle lachen und sind bestens unterhalten. Kommt hin, oder? Ok, wir haben etwas übertrieben. Was wir mit der Metapher sagen wollen, erfahrt ihr jetzt. Wechseln wir zum Thema: das Kurzfilmfestival «British Shorts». Es startet Donnerstag und bringt sieben Tage britischen Film nach Berlin. Zum zwölften Mal schon.

Die Briten wundern sich

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Der Untergang: „Swimmer“ von Lynne Ramsay. Foto: © Promo

Der britische Film hat eine spezielle Handschrift. An Serien wie «Black Mirror» sieht man das kreative Potenzial an Stoffen, die unsere Realität hinterfragen und entlarven. Als gigantischen Zirkus, als Social-Media-Rummel. Das Kino der Briten ist nah dran am Alltag, es wirft soziale Fragen auf und verliert dabei nie die Leichtigkeit und Unterhaltung aus dem Blick. Held vieler britischer Filme ist der sogenannte kleine Mann, wie im Film «I, Daniel Blake» von Ken Loach. Der britische Regisseur ist auf dem «British Shorts»-Festival wieder vertreten. Kurz vor dem Festival haben wir mit einem der Macher gesprochen: Jürgen Fehrmann hat das Festival 2007 zusammen mit drei Mitstreitern gegründet. Keiner ist davon Brite, was die Briten wiederum wundert: dass vier Deutsche ein britisches Filmfestival gründen.

Zum Filme gucken in den Keller gehen

Es geht um einfache Verhältnisse, den typischen englischen Realismus. Jürgen Fehrmann

„Wir haben eine Vorliebe für den britischen Humor“, sagt Jürgen Fehrmann im Gespräch. Sie schauten britische Filme im Keller einer Berliner Galerie, daraus entstand vor zwölf Jahren das Festival, das mittlerweile jedes Jahr stattfindet. Im letzten Jahr war jede Vorstellung voll, da waren es 3000 Besucher. Dieses Jahr ist das bewährte Gerüst das selbe: Fünf Kinos, sieben Tage Programm. Spielstätten sind: das Sputnik Kino, Acudkino, City Kino Wedding, HAU Hebbel am Ufer (HAU2) und Kino Zukunft. Im Interview erklärt Jürgen Fehrmann das Besondere am britischen Kino. „Es geht um einfache Verhältnisse, den typischen englischen Realismus – immer unterhaltsam.“ Es werden ernste Alltagsthemen aufgegriffen, die Erzählweise nie elitär, sondern nah dran an der Perspektive des Zuschauers. Es geht um Alltag, die Arbeiterklasse, englische Jugendkultur, um Probleme wie Drogensucht. Wie in «Trainspotting».

Von Woody Allen besessen

Ist übrigens ein junges Publikum beim «British Shorts», sagt Jürgen Fehrman. Er persönlich sei noch mit Monty Python und Stanley Kubrick aufgewachsen. Das Festival zeigt die besten aktuellen Kurzfilme aus Großbritannien und Irland sowie eine Retrospektive, Konzerte, Party, Talks, einen Filmworkshop und eine Ausstellung. Über 200 Filme laufen. Mit morbiden und grotesken Geschichten. Da wäre etwa «Moose Limbs»: Das Fantasy-Drama von Philip Hardy erzählt in 14 Minuten von einem Doktor. Der ist halb Mensch, halb Hirsch. Und außerdem der neue Landarzt in einem englischen Dorf, das eine Vorliebe für die Jagd hat. Aua.

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Siehste was? Foto: © Promo

Warum wollt ihr raus?

In «Call Me Alvy», einer Komödie von Alexei Slater, geht es innerhalb von zehn Minuten um den jungen Brian. Der ist von Woody Allen besessen, weshalb ihn seine Mutter zum Psychiater schickt. Oder etwa der Kurzfilm «Five By Five», der ist wiederum eine BBC-Miniserie mit Idris Elba: fünf Kurzepisoden zeigen zufällige Begegnungen in London, die Identitäten in Frage stellen und Wahrnehmungen verändern. Natürlich darf das Thema „Brexit“ nicht fehlen, auch wenn es nicht so präsent ist. Der Film «Brexicuted», ein Animationsfilm von Chris Shepherd, thematisiert in sechs Minuten den Brexit. Brit*innen erklären, was sie zu ihrer Entscheidung beim Brexit-Referendum motiviert hat. Ist das auch abgehakt. Hier geht’s zu unserem Tipp. 

12. British Shorts Kurzfilmfestival
17.–23.1.2019
Sputnik Kino, Acudkino,
City Kino Wedding,
HAU Hebbel am Ufer (HAU2),
Kino Zukunft

Mehr Infos zum Festival hier. 

Foto: © Promo