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»Ich will ja kein Torch sein.« – Pillath im Interview

Ruhrpottrapper Pillath ist für seine kernigen Punchlines lange ein Begriff. Umso verwunderlicher, dass er erst zum zweiten Soloalbum ausholt. Die langjährige Zusammenarbeit mit Snaga und mehr als ein halbes Jahrzehnt Pause standen im Weg. Letztes Jahr erfand er sich als Onkel Pillo im alten Gewand neu. Es werden wieder Schellen verteilt.


Hast du das Gefühl, die Fangemeinde spaltet sich inzwischen in Leute, die dich seit jeher begleiten und Leute, die dich erst seit dem letzten Album kennen?

Total. Auf Tour mit Eko Fresh war das krass. Die Hälfte kannte mich von früher, ein Viertel kannte mich vom letzten Album, ein Viertel kannte mich gar nicht. Dann bespielst du quasi drei verschiedene Crowds auf einmal. Zieh die mal alle mit. Das ist aber auch eine spannende Herausforderung.

War „Onkel Pillo“ letztes Jahr ein Comeback-Album? Was hast du in der Zwischenzeit gemacht?

Ich habe im Sales Bereich für Vodafone gearbeitet. Wenn man sechs Jahre nichts gemacht hat, ist es natürlich irgendwo ein Comeback Album. Der Aufhänger für mich war aber noch mehr das erste Soloalbum. Es waren auch die Zeit und die Möglichkeiten da. Ich habe noch nie ein Release veröffentlicht, über das ich mir so wenig Kopf gemacht habe. Einfach Beats nehmen, drüber rappen und fertig.

Inzwischen nur noch Rap?

Das Album ist dann ja immerhin auf Platz 17 gechartet, was für ein sehr spontanes Projekt, bei dem wenig Geld für Videos und Promo in die Hand genommen wurde schon beachtlich ist. Dann war ich an dem Punkt, wo ich gemerkt habe, es macht schon noch Spaß und ich bin schon 34. Wenn ich es nochmal ein paar Jahre mache mit der Musik, dann jetzt oder nie, mit 40 braucht man das nicht mehr machen.

Lässt du dir Beats schicken oder sitzt du mit Gorex zusammen im Studio?

Das war jetzt das erste Mal, dass ich – bis auf den einen Beat von Joshimixu – komplett daneben saß. Das wollte ich bei diesem Album aber auch. Dieses Arbeitsweise hat sich genau in den Jahren etabliert, als ich nicht dabei war. 2009 hat man noch den einen Produzenten angerufen, sich Beats schicken lassen und dann den nächsten angerufen. Gorex hat auch einen Sound, der mir sehr gut gefällt, sodass ich mir gut vorstellen konnte, das ganze Album so klingen zu lassen.

War das eines der Ziele zwischen Album eins und zwei: Ein stringenter Sound?

Der ergibt sich dann im Laufe der Albumproduktion. Es waren auch viele Beats dabei, die krass waren, aber nicht mehr gepasst haben und weggeschmissen wurden. Die sind dann nicht mal auf der Bonus EP gelandet. Außerdem wollten wir ein Soundbild kreieren, das viel mehr nach 2016 klingt. Ich glaube, das ist uns auch ganz gut gelungen.

Bei Künstlern, die lange dabei sind, spalten sich immer noch stark die Fanmeinungen, wenn die erste Single ein Trapsong ist. Sind Hörer weniger up to date als ein Musiker selbst?

Ich sehe das aus zwei Winkeln: Ich kann total verstehen, wenn einer „Wie ein Onkel" hört und sagt: Der Song gefällt mir nicht. Es muss mich ja nicht jeder mögen. Man hat aber so viele Kommentare gelesen, die einfach lauteten: Trapmüll. Dann bist du halt ein Bauer. Dann bist du ein Stück weit hängen geblieben. Es ist ja nicht Death Metal, es ist immer noch Rap. Der findet nur auf schnellerer BPM Zahl und über 808s statt. Ich finde auch, vom Thema und vom Vibe her könnte der Song nicht mehr Pillath sein. Die Leute müssen sich daran gewöhnen, dass solche Songs kommen werden. Ich will ja kein Torch sein, der mit 45 immer noch so klingt wie mit 20.

Wie funktioniert die Figur des Onkels, die dich seit dem letzten Album begleitet?

Ich habe mir da nie wirklich Gedanken drüber gemacht. Beim ersten Song nach der Pause, den wir online veröffentlicht haben war das Intro ewig lang, ich musste irgendetwas reinshouten und hab dann einmal spontan „Onkel Pillo“ gerufen. Zwei, drei Tage später haben mich schon die ersten Leute auf WhatsApp Onkel genannt und das hat sich verselbstständigt. Jetzt gelte ich als Onkel der deutschen Rapszene. Hat dem einen oder anderen vielleicht auch darüber hinweggeholfen, Pillath immer nur in Kombination mit Snaga zu sehen.

Warum sind Snaga und du so eine gute Einheit?

Das weiß ich gar nicht. Es passt einfach. Selbst als wir 2014 auf dem ersten Out4Fame zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder zusammen auf der Bühne standen, hatten wir alles sofort wieder drauf. Selber Schlag Mensch, selber Humor, aus den selben Verhältnissen kommen. Snaga ist aber auch ein Mensch, mit dem man nur zurecht kommen kann.

Deine Lieblings Punchline 2016?

Die ist von Snaga. „Frage: was haben ein Rabbi, ein Priester, ein Koch mit 3 Eiern, ein Flyerverteiler mit einem Paket Flyern, ein Esel, zwei Geier, ich und 300 Freier gemeinsam? Könnten alle dein Vadder sein!“ Ich habe auch andere gute Punchlines gehört. Kollegahs Doppeldeutigkeiten finde ich zum Beispiel krass, aber das kann man schwer vergleichen. Für mich ist eine Punchline immer noch etwas, wo ich am Ende lachen muss. Und dann kommt an die Snaga-Line nichts ran.


Fotos: Alexander Indra


Pillath – Onkel der Nation
Label:
Bassukah (Delta Music)
Erscheint am: 20.01.
Online erhältlich: Amazon / iTunes

Pillath, Onkel der Nation

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