Doctor Strange, Benedict Cumberbatch, Marvel

[030] Filmkritik: Doctor Strange

Das Kinouniversum der Marvel-Verfilmungen dehnt sich immer weiter aus, denn nun betritt mit der Figur des Doctor Strange ein weiterer Comic-Charakter die große Leinwand. Während die Avengers die Erde gegen Superheldenschurken verteidigen und die Guardians of the Galaxy diesen Job im Weltall erledigen, stellt sich Doctor Strange den Gefahren, die die Menschheit aus anderen Raum- und Zeitdimensionen bedrohen.

Benedict Cumberbatch ist dabei in die Rolle des Titelhelden geschlüpft. Diesen lernen wir bei seiner Arbeit am Operationstisch kennen, wo der weltberühmte Neurochirurg bei einem schwierigen Eingriff brilliert. Der Erfolg als Arzt hat Strange aber auch zu einem arroganten und überheblichen Menschen werden lassen. Als er einen schweren Autounfall nur knapp überlebt, kann er seinen Beruf aufgrund von zwei zerschmetterten Händen nicht mehr ausüben. Auch eine intensive Reha bringt nur kleine Fortschritte, aber nicht den großen Durchbruch, den es bräuchte. Strange verzweifelt zusehends und ist bereit, alles zu tun, um wieder arbeiten zu können. Als er von einer unorthodoxen, aber scheinbar extrem erfolgreichen Heilmethode in Nepal hört, macht er sich auf den Weg in den Himalaya in das geheimnisvolle Kamar-Taj.

Doctor Strange, Benedict Cumberbatch, Marvel
Der unorthodoxe Doktor: Benedict Cumberbatch als Doctor Strange.

Doch auch dort wird der verzweifelte Arzt zuerst enttäuscht, denn hier wird nicht geheilt, sondern gekämpft. Und zwar mit übersinnlichen Energien gegen dunkle Mächte aus Raum und Zeit, die die Vernichtung der Menschheit als Ziel haben. Doctor Stranges Neugierde ist geweckt, er will wissen, was es mit den geheimnisvollen Kräften auf sich hat. Das Training ist zwar hart und immer wieder frustrierend und verlangt von Strange vor allem, sein übergroßes Ego zurückzuschrauben, doch zugleich ist er fasziniert von einer aus unendlich vielen Dimensionen bestehenden Welt und den gelernten Fähigkeiten, sich darin scheinbar mühelos bewegen zu können. Doch schon bevor sein Training erfolgreich beendet werden kann, wird der ehemalige Chirurg in den erbitternden Kampf zwischen guten und dunklen Mächten hinein gezogen, der die Welt, wie wir sie kennen, für immer verändern und zerstören könnte.

Doctor strange, Mads Mikkelsen, Marvel
Schau mir in die Augen: Mads Mikkelsen.

Von den zahlreichen Marvel-Verfilmungen der letzten Zeit gehört diese zu den schwächeren. Dies liegt weniger an den gewohnt souverän auftretenden Schauspielern, zu denen neben Cumberbatch auch so prominente Namen wie Tilda Swinton, Chiwetel Ejiofor, Rachel McAdams oder Mads Mikkelsen in Nebenrollen zählen. Und auch nicht an den beeindruckenden Bildern von einer wie in einem riesigen 3D-Puzzle sich immer wieder in sich selbst verschiebenden und verschachtelnden Welt, in der die so ähnlich anzusehenden Effekte aus Inception noch einmal potenziert werden. Dass diese Comic-Verfilmung nicht so recht begeistern kann, liegt schon eher an der wenig originellen und von Regisseur Scott Derrickson zudem etwas lieblos inszenierten Story, die nicht viel mehr als ein erneutes Weltrettungsszenario zu bieten hat. Und darin eingewoben ein erstaunlich schwacher Humor, der wenig organisch, sondern wie aufgesetzt wirkt. Das Entscheidende ist aber letztlich, dass Dr. Strange und seine Mitstreiter als Figuren größtenteils nicht über hinreichend Charisma und Tiefe verfügen, um den Funken der Verzückung auf den Zuschauer überspringen zu lassen.

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