Oliver, Deutschmann, Encore, Suicide Circus

Aus Abenteuerlust zog Oliver Deutschmann Ende der 90er Jahre aus dem Schwarzwald nach Berlin. Hier wurde der DJ und Produzent durch das frühe Ostgut und Berghain musiksozialisiert. Mitte der Nuller-Jahre lernte er auf einer Party zur Fête de la Musique seinen späteren Vidab-Label-Partner Stephan Hill kennen. 2008 lief in der Panoramabar die erste gemeinsame Labelnacht. Einen Plan B neben der elektronischen Musik gibt es für Oliver Deutschmann nicht, genauso wenig das perfekte DJ-Set. 

Wer kauft heute eigentlich noch Alben?
Es gibt immer noch eine Menge Leute, für die Musik mehr ist, als nur ein mp3-File von Downloadportalen wie itunes oder Beatport. Musikliebhaber, denen es wichtig ist, ein fertiges Produkt in ihren Händen zu halten. Im besten Fall ist ein Album ein in sich geschlossenes Konzept aus Artwork, Musik und Tonträger und damit mehr als nur eine Track-Ansammlung.  

Was ist das Konzept von »Out Of The Dark«? 
Heraus aus dem Dunkel des Studios mit all den Zweifeln und Sorgen, die man während der Produktion eines Albums hat. Komprimiert auf Albumlänge spiegelt es die verschiedenen Phasen meine vier- bis fünfstündigen Sets wieder. Ich versuche als DJ immer verschiedene Stimmungen zu produzieren und verschiedene Stile der elektronischen Tanzmusik zu vermischen. Das funktioniert aber nur bei langen DJ-Sets. Meistens werde ich aber zu zweistündigen Peaktime-Sets gebucht. Und das bedeutet: Abliefern und die Bude rocken, was aber auch 'ne Menge Spaß macht.

Was ist der Stellenwert eines Debüt-Albums?
Ein Album zu produzieren stellt generell eine Herausforderung dar. Es ist relativ simpel, EPs mit zwei oder drei Tracks zu produzieren. Mein Debüt-Album ist für mich ein großer Schritt nach vorne. Mit den vielen EPs, die ich produziert habe, habe ich bisher fast ausschließlich DJs angesprochen. Mit dem Album möchte ich als Techno- und House-Produzent auch ein bisschen ausbrechen aus diesen 'Fesseln'. Ich trage diese Idee ja schon seit einiger Zeit mit mir herum. Und mit der Fertigstellung unseres neuen Studios konnte ich die ganzen Ideen auch endlich mal ungestört in die Tat umsetzen.

Wen willst du damit ansprechen?
Zuallererst habe ich das Album für mich selbst gemacht. Ich musste davon 100% überzeugt sein. Es macht ja kein Sinn, so etwas für eine bestimmte Zielgruppe zu produzieren. Wenn sich davon viele Menschen angesprochen fühlen sollten, wäre das natürlich toll. Aber ich habe mir keine Gedanken darüber machen, wen ich damit anspreche könnte. Das hätte dann auch nicht funktioniert.

Dein zusammen mit Stephan Hill betriebenes Label Vidab ist laut Eigendefinition eine Plattform für »Timeless Club Music« Was ist damit gemeint?
Ein guter Track ist für mich erst dann ein guter Track, wenn man ihm das Entstehungsdatum nicht anhört. Zeitlose Club-Musik ist abgekoppelt von Trends und Hypes, die das Gift unserer Szene sind. Für mein Debüt-Album habe ich eine Menge Hardware benutzt. Die rhythmischen Elemente stammen fast alle aus der Roland 707, die Synthie-Sounds aus dem Roland JP8000. Ich liebe die Durchsetzungskraft dieser Maschinen. Man kann das natürlich alles auch mit Plug-Ins erreichen. Der haptische Aspekt ist mir aber extrem wichtig. So klingt alles ein wenig rauer und schmutziger. 

Was ist für dich das Besondere der Berliner Club- und Musikszene?
Sie wirkt extrem anziehend und attraktiv, deswegen ziehen ja auch so viele Musiker, DJs, und die es werden wollen, hierher. Viele Clubs, endlose Partys, Menschen aus aller Welt mit all ihren Einflüssen und Ideen. Das ist zurzeit definitiv einmalig – weltweit.

 

Das Interview führte Stefan im Februar 2013.
Anlass war die Veröffentlichung des Debüt-Albums »Out Of The Dark« 

 

 

 

 

Post tags: