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Beim zweiten Performing Arts Festival Berlin präsentiert sich vom 13. bis 18. Juni die freie Theaterszene der Stadt in ihrer ganzen Vielfalt – unprätentiös und abseits des etablierten Theaterbusiness.


Um den Fokus von den großen Staats- und Stadttheatern auf die freie Künstlerszene zu lenken, geht das Performing Arts Festival nach der Pilotenausgabe im letzten Jahr in eine neue Runde. Unterstützt durch den LAFT – Landesverband freie darstellende Künste, sind so mehr als 120 Inszenierungen an über 60 Aufführungsorten zu sehen. Besuchende erwartet neben einem offenen Programm, das durch die Spielstätten und KünstlerInnen eingereicht wurde, die Nachwuschförderung Indroducing, geführte Touren, Wanderwege, Vorträge, Diskussionen sowie Late-Night-Specials im Festivalzentrum in der Alten Münze. Von Theater über Performance, Puppen- und Musiktheater, Tanz bis zu Installationen geht es dabei quer durch alle Gefilde. Klingt nach einem echten Kunstmarathon, ist es auch. Wir haben deshalb die Highlights herausgepickt.

DI 13.6. Festivalauftakt

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Kein Opening ohne förmliche Reden, na klar. Die gute Nachricht: Danach geht mit Bernadette La Hengst weiter, die ihr aktuelles Album „Save The World With This Melody“ zwischen Pop-Schemata, Electro-Frickeleien und politischen Ideen vorstellt. Singt die Musikerin, Autorin, Regisseurin und Schauspielerin (mein Gott, was kann die Frau eigentlich nicht?) dann »Mein Leben ist ein Dispo, ein nie gedeckter Scheck«, kann sicherlich der halbe Raum mitsingen. Schön. 20 Uhr, Alte Münze

 

MI 14.6. Reading Salomé (Johannes Müller/Philine Rinnert)

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© Florian Kraus

Ja ja, Strauss Oper haben wir alle schon mal gehört, aber was passiert, wenn die Monstrosität der "Salomé" durch Travestie entlarvt wird? Johannes Müller und Philine Rinnert konfrontieren die Angst- und Lustfantasien der Protagonistin mit den Techniken des "Drag" – also dem Genre, welches das Geschlecht als überdramatische Rolle begreift. Ein Abend voller Erotik und lippensynchroner Arien, um die Verzweiflung der Salome im Heute sichtbar zu machen. Musiktheater: 19:00 Uhr, Sophiensaele

 

DO 15.6. TOODRYTOCRY (Sanierte Altbauten)

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© Clemens Heidrich

Zwei Performerinnen nehmen Klaus Theweleits "Männerphantasien" und Hans C. Andersens "Die kleine Seejungfrau" unter die Lupe. Heißt konkret: Körper treffen auf Sound-, Textcollagen und Videoprojektionen, um die Sucht nach Bildern von Weiblichkeit, die mit Wasser, Natur und Bedrohung in Verbindung stehen und im kollektiven Gedächtnis gespeichert sind, zu untersuchen. Eine Narration von Sehnsucht und Grenzüberschreitung. Performance: 19:30, Ballhaus Ost

 

FR 16.5. Kreatur (Sasha Waltz & Guests)

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© Sebastian Bolesch

Erst kürzlich feierte die neueste Produktion der gefeierten Choreografin Sascha Waltz und ihrer Kompanie im Radialsystem Premiere – die erste in Berlin seit über einem Jahrzehnt übrigens. Eine konkrete Handlung soll es dabei nicht geben. Vielmehr ginge es in „Kreatur“ um Stimmungen und Gefühle, die unter dem Eindruck der aktuellen Nachrichten von Kriegen, Flüchtlingskrise und Terroranschlägen entstehen – verkörpert von 14 TänzerInnen. Tanz: 20 Uhr, Radialsystem

 

SA 17.18 This Thing I Am (Martin Nachbar)

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© Dieter Hartwig

Immer weiter, immer besser. Dass wir ständig versuchen, den Körper mit Technologien zu verbessern, ist nichts Neues. Um die Folgen der gelebten Science Fiction aufzuzeigen, werden drei Tänzer zu  kybernetische Körpern – sogenannte Cyborgs, bei denen die Grenzen zwischen Körper und Technik plötzlich gänzlich verschwimmen. Dabei vermischt sich Biologisches und Technologisches und der tanzende Körper wird zum Experiment mit Körpertechniken. Tanz: 20:30, Sophiensaele

 

SO 18.6. Erotische Außenreinigung Ihres PKWs ohne Trocknung oder: Car Wash (Henrike Iglesias)

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© Paula Reissig

Henrike Iglesias, das vierköpfige Performerinnen-Kollektiv aus Hildesheim und Berlin, ist ein sicherer Garant für Auseinandersetzungen mit den Lebensrealitäten von Frauen – irgendwo zwischen dem Populären und Politischen. Mit ihrer Car Wash-Performance lassen sie die ZuschauerInnen nun in einem Renault Twingo Platz nehmen. Von außen vollziehen sie anschließend die erotischen Fantasien nach, die beim Anblick von Frauen und Autos aufkommen. Performance: 16:30, Sophiensaele

 

Begleitprogramm

Berit Carstens, © Alina Bader

Berit Carstens, © Alina Bader

Wem nach all dem immer noch der Überblick  fehlt, dem kann nicht mehr geholfen werden. Ach nee, da war ja noch was: 13 geführte Touren gehören auch in diesem Jahr zum Programm. AkteurInnen der Szene organisieren ihre eigene Route zu einem übergeordneten Thema des Festivals. Darin eingeschlossen sind drei Vorstellungen, die in einer kleinen Zuschauergemeinschaft erlebt werden. Eine gute Möglichkeit also, Persönlichkeiten kennenzulernen und in den Austausch zu treten.

Das komplette Programm findet Ihr hier.

Performing Arts Festival 2017
DI 13. – SO 18.6. diverse Locations

Titelfoto: © Luna Zscharnt