Booka Shade, Interview, Movements, BSM10, Body Language, Manderine Girl, Electro, Berlin, 030, Heimathafen, Magazin

Wer kennt nicht „Body Language“ oder „Mandarine Girl“? Weil das zweite Booka Shade-Album „Movements“ zu den elektronischen Top-Alben gehört, so ziemlich überall gespielt werden kann und doch Underground statt sattgehörter Chart-Erfolg ist, hauen Arno Kammermeier und Walter Merziger das Ding zum zehnten Geburtstag noch mal remastert und mit Remixen raus – weniger aus Nostalgiesucht, eher, um das Kapitel „Movements abzuschließen. Ein Gespräch über die alte Ära – und das Phänomen EDM.

Zehn Jahre „Movements“- da kann man schon mal zurückblicken. In diesem Sinne: Was bedeutet euch die Platte?

Arno: Der Anfang einer neuen Karriere! Mit Booka Shade in der Neuzeit kam „Memento“. Das war introvertiert. Dann kamen Live-Shows, die Bühnen wurden größer und wir wollten ein euphorischeres Bühnengefühl. Get Physical war gut aufgebaut, „Body Language“ lief als Single und dann kam das Album und alles ins Rollen. So wurden wir überall hin eingeladen.

Vorrangig ins Ausland. Interessant eigentlich, dass die Deutschen euch gar nicht so sehr auf dem Schirm hatten.

Arno: Stimmt. Die Situation ist hausgemacht. Als deutscher Act international gefragt zu sein, ist spannend. Dann spielst du lieber in England, selbst wenn es ein kleiner Ort ist. Wir haben viele Jahre mehr in Nordamerika gespielt, als in Berlin.

Apropos Nordamerika. Dort wird ja alles in den EDM-Topf geschmissen. Pyro da, plumpe Beats hier: Das ganz große Live-Event. Wie war das für euch als deutscher Act dort?

Arno: Das ist schon eine spannende Zeit gewesen. Als es vor zehn Jahren zum ersten Mal in die USA ging, war außerhalb von Chicago, New York und Miami nüschst. Wir haben in Bars gespielt. Nicht ganz so schlimm, wie bei den Blues Brothers, aber ähnlich vom Gefühl. Für uns war Amerika aber trotzdem immer gut.

Warum?

Arno: Dadurch, dass wir als Band spielen, haben wir immer eine Bühnenpräsenz. Das fanden die Amerikaner immer toll.

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"Einmal durch den Alte Männer-Filter damit, bitte!" Leider nicht gefunden.

(Walter kommt rein)

Walter, gut, dass du kommst – wir sind gerade bei EDM.

Walter: Toll! Direkt rein da. Um auf die Frage zu antworten: Ich wusste immer, dass wir etwas Besonderes sind.

Arno: Wir waren da immer Außenseiter. Und doch war EDM ein Türöffner. Es gibt diese Kids, die auf Avicii umgesprungen sind. EDM ist in Amerika komplett durch. Jetzt sitzen die da und suchen nach Neuem. So kommen wieder Leute auf uns. Aber es hat schon seltsame Blüten getrieben: Da kommt einer mit dem USB-Stick und wird gefeiert – und andere spielen sich die Hucke krumm.

Walter: In Amerika denken die nicht in Kategorien. Diese neuen Half-Beat-Geschichten wie Flume – das ist jetzt auch EDM. Wir waren auch EDM. Die haben nicht Deep House, Deep Deep House und noch deeperen House. 

Also einfach mal ausgenutzt neben David Guetta zu spielen?

Walter: Das ist überall auf der Welt so, dass wir mit Leuten gespielt haben, die nicht zu uns passen. Jeder macht sein Ding und sucht seine Audience. Die Schnittmenge bei David Guetta-Fans zu uns ist klein, aber auch da gibt es Leute. Wir sind auf einer Mission, zu besserer Musik zu bekehren. 

Könnt ihr schon verraten, was mit dem neuen Album auf uns zu kommt?

Walter: Wir haben immer der Vergangenheit hinterhergehangen und waren immer verhaftet im „Booka Shade-Sound“. Mit dem Zelebrieren von „Movements" kommt das Ende einer Ära. Wir schließen diese Akte. Ich kann nur so viel sagen: Alles, was wir in der Vergangenheit gemacht habe, war im Grunde ein No-Go. 

Radikal.

Walter: Oh ja. Wir haben das schon mit dem Album davor versucht, aber nicht ganz durchgezogen. Es wird ein anderer, ungewohnter Klang.

Arno: Wir brechen ab jetzt mit alten Regeln. Das tut gut. Wie eine Therapie. 2017 ist ein weißes Blatt Papier.

Booka Shade – „Movements 10" erscheint am 14. Oktober über Blaufield M10. 

Booka Shade live
4. November, Heimathafen Neukölln