alt-j, band

Das britische Alt Rock-Outfit „Alt-J“ ist ein ungewöhnliches Phänomen. Man nehme allein den Bandnahmen: Sich das Alternativsein selbst auf die Fahne zu schreiben, erzeugt unangenehme Erwartungshaltungen. Das berühmte Dreieck, das man wahlweise mit Hipstertum, Witch House oder den Illuminaten assoziieren kann, ist Teil des Logos.

Als das Debüt „An Awesome Wave“ 2012 den Mercury Prize für das Album des Jahres einheimste, waren diese Inszenierungsstrategien noch mehr am Zeitgeist, danach begannen diese popkulturellen Coolness-Signifikanten schnell, zu langweilen und schließlich zu nerven. Trotzdem schafften es Alt-J inmitten eines elektronisch dominierten Musikmarkts, mit organischem Sound und komplexen Arrangements anhaltende Erfolge zu feiern. Das könnte daran liegen, dass ihre Einflüsse im Gegensatz zu denen vieler Genre-Nachbarn nicht zwingend dreißig Jahre alt sind. Stattdessen spielt man Britpop- und Indiefolk-Schemata durch und über allem schwebt ein zeitloser Radiohead-Vibe. Gefällige Musik, die niemandem wehtut, könnte man unken. Muss man aber nicht.

Die Erwartungen an den Drittling waren hoch. Die Vorabveröffentlichungen „3WW“ und „In Cold Blood“ ließen Gutes erahnen, aber noch keine großen Stilbrüche. Als Cover macht sich ein Screenshot aus dem 1998 erschienenen Videospiel LSD dienlich. Zum neuen Werk der Briten zu trippen, wäre sicherlich gut möglich. Das ist allerdings keine Leistung. Das könnte man auch zu Tame Impala oder The Weeknd.

Altbekanntes gegen Alternatives

Hört man „Relaxer“ dann in voller Länge, geben sich Alt-J betont stiloffen. Fast jeder Song scheint ein neues Konzept zu verfolgen. Das macht nicht nur beim Tracklisting Probleme, sondern funktioniert auch nicht immer gleich gut. Auf „Hit me like that Snare“ denkt Frontmann Joe Newman vielleicht an Lou Reed, das Ergebnis klingt eher wie eine Jam, die Jack White weggeschmissen hätte. Auch das sehr dramatische Update von „House of the Rising Sun“ lässt eher verwirrt zurück. Es ist zu bemerken, dass Newman eine beeindruckende gesangliche Vielfalt zur Schau stellt. Es ist auch anzuerkennen, dass die Ex-Kommilitonen aus Leeds sich redlich bemühen, sich neu zu erfinden. Schade halt, dass die am besten funktionierenden Songs diejenigen sind, die nach den altbekannten Alt-J klingen. Etwas mehr Fokus hätte dem Album wohl gut getan. Besucher der anstehenden Europa-Tournee dürfen sich sicher auf eine ausgewogenere Setlist und vor allem einen gut aufgelegten Act in klassischer Analogbesetzung freuen.

Live am DO 13.6. ab 19 Uhr im Funkhaus Nalepastraße!


Fotocredit: Mads Perch