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Pony Bar: »Ein Stück Kiezkultur verabschiedet sich«

Die Schließung der Pony Bar symbolisiert wieder einmal auf unschöne Art und Weise den unaufhaltsamen Wandel von Berlins Mitte hin zu einem glamourösen Shoppingparadies. Nachdem vor zwei Jahren bereits die alteingesessene Bierstube Alt Berlin, nach immerhin 121 Jahren, seinen Betrieb aufgrund von Sanierungsmaßnahmen einstellen musste, trifft es aktuell, neben dem Caras und dem Pan Asia, auch die Pony Bar in der Alten Schönhauser Straße.

Somit sind in der Gegend rund um den Hackeschen Markt fast nur noch Ladenflächen auffindbar, die von namhaften Labels als Repräsentationsflächen genutzt werden. Die Möglichkeiten auf ein entspanntes Bier oder einen Drink mit Freunden und Bekannten haben hier scheinbar den Kampf um die Gunst einer liquiden Käuferschaft verloren. Dass eine Bar einem Kiez zweifelsohne Leben einhaucht und einen Kiez zudem lebenswert macht, scheint dabei kaum jemanden zu interessieren.

Wir haben uns mit dem Besitzer der Pony Bar, Andreas Credo, zusammengesetzt, um Näheres über die Hintergründe der bevorstehenden Schließung zu erfahren. pony-bar-andreas-credo

Nach 13 Jahren soll nun am 26. März Schluss sein. Gibt es denn seitens des Vermieters eine fundierte Begründung, warum die Pony Bar hier nicht weiter existieren darf?

Andreas Credo: Das ist wahrlich eine vertrackte Situation. Im Grunde genommen war alles ok. Doch nach der letzten Mieterhöhung, die wir 2008 erhielten, hatte unser Vermieter scheinbar doch keine Lust mehr auf eine Bar in diesen Räumlichkeiten, woraufhin wir dann eine fristlose Kündigung erhielten, die mit einer Vielzahl unterschiedlicher Begründungen versehen wurde. Da diese aus unserer Sicht jedoch alle nicht zutreffend waren, haben wir diese abgelehnt. Infolge dessen kam es dann zur ersten Gerichtsverhandlung, in der die zuständige Richterin uns in allen Punkten freisprach. Für uns war zu dem Zeitpunkt klar, dass wir zumindest den ohnehin bis 2018 befristeten Mietvertrag erfüllen können. Unser Vermieter jedoch ging in Berufung. Nachdem wir das erste Verfahren vollkommen unbeschadet überstanden hatten, sahen wir der Fortsetzung dieses Prozesses gelassen entgegen. Überraschender Weise mussten wir mit Erstaunen feststellen, dass die Richter des zuständigen Kammergerichtes die Sachlage vollkommen anders einschätzten.

Womit wurde die entgegengesetzte Sichtweise im Vergleich zum ersten Verfahren denn begründet?

Uns wurde vorgehalten, dass sich massenhaft Leute vor der Bar aufhalten und wir, aufgrund des Verkaufs von Flaschenbier, ein Betrieb mit Außerhausverkauf seien und die Bar deswegen nicht so genutzt wird, wie es mietvertraglich festgehalten wurde. Der Verkauf von Flaschenbier wurde uns jedoch im Vertrag keinesfalls untersagt. Immerhin gibt es genügend Clubs und Bars, die ebenfalls ausschließlich Flaschenbier anbieten. Und deswegen kam man zu dem Entschluss, dass wir hier unrechtmäßige Mieter seien. Im Endeffekt haben wir uns dann auf einen Vergleich geeinigt, so das wir nun Ende März die Bar dicht machen werden.

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Lagen euch denn seitens der Nachbarschaft Beschwerden wegen Ruhestörung oder dergleichen vor?

Uns persönlich lag und liegt bis dato nichts vor. Ich selbst habe mit ein paar Nachbarn persönlich gesprochen. Und sogar mit dem Ordnungsamt. Doch auch die haben mir nur bestätigt, dass keinerlei Anzeigen gegen uns vorliegen.

Weiß man denn schon, ob es einen Nachmieter gibt und was hier einen als nächstes erwartet?

Keine Ahnung. Und wenn, dann wären das alles nur Spekulationen. Aber was hier nach uns passieren wird, darüber habe ich keinen Kenntnisstand.

Ihr seid ja nicht die einzig Betroffenen. Das Caras Ecke Rosenthaler Straße und auch das Pan Asia zählen nun nicht mehr zum Stadtbild in dieser Gegend. Hat ja fast den Anschein, als würde die Gegend rund um den Hackeschen Markt zu einer reinen Shopping Area verkommen. Immerhin hast Du ja den Wandel in dieser Gegend in den letzten Jahren hautnah miterlebt. Wie ist Deine Meinung dazu?

Das fand ich ja mit dem Alt Berlin auch schon so schade, dass bei all den Umbau- und Sanierungsmaßnahmen eine solche Kneipe, die ja wahrlich lange existiert hat, nicht versucht wird zu erhalten. Diese kleineren inhabergeführten Läden, wie auch einiges an Gastronomie, sind eben sukzessive mit Ablauf ihrer Mietverträge verschwunden. Bei den namhaften Labels hat man eben oftmals das Gefühl, dass Ladenflächen als Showfläche subventioniert werden, weswegen es für die natürlich auch weniger problematisch ist, die Preise in dieser Gegend zahlen zu können. Es ist schon wirklich schade, dass all die großen Labels aufschlagen und hier das Straßenbild prägen. Vor allem geht eben auch ein Stück Kiezkultur verloren, wenn beispielsweise die Bar, in die man um Mitternacht oder später für ein oder zwei Bier noch einkehren kann, ohne vorher an der Tür gemustert zu werden, wegbricht. Schließlich ist eine Bar auch ein Ort, der eine Straße belebt.

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Gibt es denn den Plan, die Pony Bar woanders wieder zu eröffnen?

Wir sind schon dabei uns umzuschauen. Es gibt natürlich jede Menge Stammgäste, die hier in der Gegend wohnen, weswegen mein Wunsch wäre im Umkreis von 1 bis 2 Kilometern, vom jetzigen Standort aus gesehen, das Pony wieder zum Leben zu erwecken. Aber leider ist das momentan alles andere als realistisch. Worauf wir allerdings keine Lust haben, wäre in einem anderen Stadtteil eine vollkommen neue Bar zu eröffnen. Wenn, dann würden wir gern so viel wie möglich vom Personal und den Stammgästen in eine neue Location mitnehmen wollen.

Ist denn zum Abschluss nochmal eine große Sause geplant, bei der ihr so richtig einen raushaut oder macht ihr einfach business as usual?

Eine Megasause werden wir nicht machen. Wenn es sich von selbst dazu entwickelt, haben wir natürlich nichts dagegen. Es wird eher so sein, das unsere Stammgäste, Freunde und Bekannte an den letzten Tagen vorbeikommen. Die Pony Bar soll den Leuten so in Erinnerung bleiben, wofür sie diese immer geschätzt haben.

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