Bewegte Zeiten, Gropius Bau, Goldhut, Gold, Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Vor- und Frühgeschichte, 030, Geschichte, Menschheit, Berlin, Magazin

Atomkrieg oder Virus sind von gestern. Heute hat man Angst vor Migration. Eine Ausstellung im Gropius-Bau macht jetzt Schlagzeilen. Tausende Jahre alte Fundstücke zeigen: Migration hat unsere moderne Gesellschaft erst möglich gemacht. Gucken wir uns an.

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Alter Hut. Sehr alter. Foto: © Staatliche Museen zu Berlin Museum für Vor und Frühgeschichte/Claudia Plamp

Kein neues Phänomen: Menschen machen sich auf den Weg, um andere Teile der Erde zu bevölkern. Nix Neues. Seit sieben Millionen Jahren läuft das so. Also lange genug, dass man sich mittlerweile dran gewöhnt haben könnte. Trotzdem reißt die Diskussion um Asyl und Zuwanderung nicht ab. Wer die historische Relation gerne verstehen möchte, der muss schnell in die Ausstellung  „Bewegte Zeiten. Archäologie in Deutschland“. Die Schau sorgt gerade in Deutschland für Schlagzeilen. „Archäologie-Schau der Superlative in Berlin“, ist zu lesen. Die Stuttgarter Zeitung lobt in höchsten Tönen: „Der Berliner Martin-Gropius-Bau präsentiert in der fulminanten Schau…die spektakulärsten Funde der letzten zwanzig Jahre“. Das ist noch nüchtern formuliert, blickt man auf die Exponate, die fast aberwitzig-alt sind. Sie kommen alle aus Deutschland. Ein Speer, der 300.000 ! Jahre alt ist. Der Homo Sapiens, also unsere Gattung, ist solange erst nachgewiesen. „Homo Sapiens“ heißt übrigens „Der weise Mensch“, da dürften uns bei einigen Exemplaren – auch in Berlin – deutliche Zweifel kommen.

Ein alter Hut

Ein Gruß aus ganz fernen Zeiten. Die Ausstellung zeigt: Wovor viele Angst haben, hat uns erst soweit gebracht. Wir wären nicht, wo wir sind ohne Migration. Seit sieben Millionen Jahren gibt es Menschen. Die haben natürlich auch was hinterlassen, aber nur winzige Teile haben es bis zu uns geschafft. Eines der ältesten Objekte ist der Schöninger Speer, der ist wie gesagt 300.000 Jahre alt, ist und nebenbei eine der spektakulärsten Entdeckungen der letzten Jahre. Über 1000 Exponate gibt es. Sie zeichnen die Entwicklung der Menschen-Migration. Die Gründe, warum sie sich in Bewegung gesetzt haben, sind Handel, Konflikte, Innovationen. Migration ist der Anfang von allem, lautet die These im Gropius-Bau. Wanderung, ob als Flucht vor Not und Gewalt oder aufgrund  brutaler Vertreibung, ist das Grundprinzip jeder Entwicklung in der Geschichte der Menschen.

German Schrotthändler

Noch ein Wort, dass für Ärger sorgt: Globalisierung. Die ist keine Erfindung unserer modernen Zeit, auch sie gibt es seit Jahrtausenden. Auch das wird in der Ausstellung deutlich. Alle reden von Globalisierung. Der Mensch wandert seit Beginn über den Planeten, hat ihn nur so erobert. Der erste Klimaflüchtling war übrigens: der Neandertaler. Vor der Eiszeit flüchtete er in wärmere Gebiete, nach Südfrankreich. Unsere gesamte Entwicklung beruht auf Migration. Zu sehen ist auch das älteste Rad der Welt. Das ist am Bodensee gefunden worden und 5000 Jahre alt. Später kamen Kanonen, die waren technisch zwar ein Fortschritt, aber zivilisatorisch ein großer Schritt zurück, weil sie für millionenfaches Blutvergießen sorgten. Auch die berühmte Himmelsscheibe von Nebra ist zu sehen. Die Macher der Schau kommen zu dem Schluss: Globalisierung ist kein modernes Phänomen, sondern seit Urzeiten Bestandteil menschlicher Gesellschaften. Recycling ist übrigens auch keine Erfindung der Moderne: Germanische Stämme sammelten schon Metallschrot. Den brauchten die Römer nicht mehr.

„Bewegte Zeiten. Archäologie in Deutschland“
Ausstellung bis 6. Januar
Mi- bis Mo 10–19 Uhr

Gropius-Bau
Niederkirchnerstraße 7

Hier gibt es mehr Infos.

Foto ©: David von Becker