Achtung, Wortspiel-Alarm: Sex im Freien geht vielen gegen den „Strich“. Und Sex-Boxen? Die sollen kommen, fordert ein Berliner Bezirksbürgermeister. Diese Dinger heißen offiziell übrigens „Verrichtungsboxen“. Freier vergnügen sich darin mit Prostituierten, damit die Öffentlichkeit nicht zusehen muss. Was hat das mit Berlin zu tun? Wir erklären’s euch in unserer neuen News-Rubrik – ab sofort jeden Tag frisch bei [030]
Sex ist doof – ohne mich
Sex macht Spaß. Nervt aber, wenn man ihn nicht selbst hat. Vor allem die Anwohner der Kurfürstenstraße und Umgebung haben keine „Lust“ mehr auf das bunte „Treiben“ in ihrem Kiez. Die Nebenwirkungen ärgern viele besonders: Kondome (benutzt), Fäkalien, Lärm bis nachts. Kann man verstehen, aber man fragt sich gleich, ob vielleicht nicht der eine oder andere Nachbar solche Dienste schon in Anspruch genommen hat. Egal. Worum es geht: Der kreative Vorschlag von Grünen-Politiker Stephan von Dassel. Der hat die Sex-Boxen ins „Spiel“ gebracht. Die sollen bald in seinem Bezirk zum Einsatz „kommen“. Von Dassel ist nämlich auch Bezirksbürgermeister, hält nichts von Denkverboten und denkt deshalb über Sex-Boxen nach. An dieser Stelle soll das keine kritischer Unterton sein. Wir mögen nämlich kreative Ideen von Politikern und unterstützen diese ganz grundsätzlich, sofern sie nicht von der AFD kommen.
Trostpflaster für das harte Pflaster
Die Politik sucht Lösungen. Stellt sich die Frage, ob mit den Sex-Boxen nicht mal wieder ein Symptom retuschiert werden soll. Die Ursache liegt ja darin, dass hunderte Frauen oder mehr vor allem aus Osteuropa anschaffen gehen in Berlin. Die Kurfürstenstraße ist ein hartes Pflaster. Hier ist der berühmteste Straßenstrich Berlins. Und das Problem ist auch ein soziales – nicht nur ein kosmetisches. Wir wollen uns deshalb nicht an den Sex-Boxen aufhängen. Der Grünen-Politiker hat auch noch andere Vorschläge gemacht. Prostitution auf der Straße will er ganz aus der Stadt verbannen. Er will also Sperrbezirke, in denen das Anschaffen verboten ist. Das wollen auch die meisten Anwohner, wie aus einer Umfrage des Bezirksamtes Mitte hervorgeht. Die betroffenen Prostituierten und Sozialarbeiter fühlen sich in der Umfrage nicht genug berücksichtigt.
Alarm, Arroganz – oder einfach Verständnis
Den Strich verbieten – das finden auch viele Politiker keine gute Idee. Stephan von Dassel ist mit diesem Vorstoß voerst gescheitert. Eine Sperrzone würde das Problem nur verlagern, meinen Kritiker. Sex-Boxen, Sperrzone oder gar Dixie-Toiletten sind erstmal nur eins: Vorschläge. Wir leisten uns nicht die Arroganz, diese Ideen zu kritisieren, weil wir zu wenig von den Problemen verstehen. Ja. Es gibt ein Problem auf der Kurfürstenstraße. Man muss die Anwohner verstehen. Verstehen sollte man aber auch die Situation der Frauen, die an der Kurfürstenstraße anschaffen. Denn dahinter verbergen sich menschliche Schicksale. Und weitaus schlimmere Probleme als benutzte Kondome am Straßenrand.
Wir wollen nur informieren.
Legt euch wieder hin. Euer [030]-Magazin.
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