Berlin Alternative Fashion Week, 030 Magazin, Mode, BAFW2016

BAFW – Berlin Alternative Fashion Week: Rückblick

Was für ein Wochenende! Ich war ja schon auf ein paar Fashionshows, aber die Berlin Alternative Fashion Week war echt noch mal was ganz anderes. Keine Kollektion glich der anderen und sehr viele überzeugten mit superkreativen Designs und Ideen. Transgender und unisex waren übergreifende Themen, aber auch Fetisch-Einflüsse waren recht häufig zu erkennen.

Was ich super fand war, dass die BAFW für alle zugänglich ist und nicht nur für Blogger, (Möchtegern-) Promis und Co. Es gab keine richtigen Goodiebags (nur einen Jutebeutel mit Schokolade) und man hatte nicht das Gefühl, dass Leute nur da waren, um sich zu präsentieren. Was nicht heißt, dass es nicht auch einige bunte Paradiesvögel im Publikum gab — einer trug beispielsweise einen riesengroßen Federkopfschmuck. Insgesamt war es auf jeden Fall eine sehr gelungenes Event.

REUSE:it Show

Nach den durchaus tragbaren Designs von Denim Project und den, na ja sagen wir mal eigenwilligen, Kreationen von Super Fashion Rainbow Camp präsentierte A.M. Victoria die aktuelle Kollektion. Mit den nicht zu krassen, aber dennoch auch nicht langweiligen Designs traf das dänische Label meinen Geschmack absolut. 

Alternative Fashion Week, 030 Magazin, Mode, BAFW2016
Denim Project @ BAFW2016

Vita Datura war leider gar nicht mein Ding, da war die Therapy + recycle & exorcise w/ performance by Sado Opera deutlich aufregender, weil mutiger, moderner und gewagter. Zu sehen gab es u.a. das eine oder andere halbnackte Model, viel Spitze und Statement-Accessoires.

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Den zweiten Block eröffnete das dänische Label Phine Raun mit Vintage-Charme, Afro und weißen Söckchen in Heels. Süß! Für seine Designs redesignt Wilfried Pletzinger Sportklamotten. Dementsprechend sind die Kreationen voll mit Prints, Labelnamen und Startnummern. Gefällt sicher einigen.

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Es folgten die Vintage-Designs mit Berliner Hipster-Style von meister und mädchen featuring Katastyling. Ebenfalls ganz nett anzuschauen. Kann man tragen.

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Im Anschluss die beindruckenden Roben des Labels Re-Cycle Style. Mich umkreiste dabei in erster Linie eine Frage: Wie viele Stunden man wohl an so einem Kleid sitzt?

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Last, but definitely not least: Jule Waibel zeigte ihre fantastischen tragbaren Kunstwerke. Die knappen Kleidchen schwangen locker um die Modelpos und sorgten beim Publikum für Begeisterung.

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Alchemy Shows

Afternoon Show – Der Samstag startete mit der Show von L•O•M. Beim Anblick der kunterbunten Designs bekam man direkt gute Laune. Das Label setzte auf ausgefallene Materialien, eine große Portion Glitzer und witzige Details wie neonfarbene Fransen, bunte Pompons und goldfarbene Struwwelpeternägel. Skimasken, Gitter vor dem Gesicht, schwarzes Leder und viel nackte Haut: Krasser hätte der Kontrast zu L•O•M wohl kaum sein können. Die Kreationen von Obectra wirkten aufregend mysteriös bis richtig gruselig.

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Tata Christiane überspringe ich jetzt mal, weil es mir etwas zu alternativ war — aber eher auf eine unspektakuläre, naturverbundene Art und Weise. Und auch Futuristic Type fand ich persönlich nicht so spannend. Nicht schlecht, aber auch nicht herausragend.

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Tata Christiane @ BAFW2016

Weiter ging’s also mit Justyna Koeke. Auf die war ich sehr gespannt, denn die Designs sind absolut einzigartig. Als das erste Model auf den Laufsteg kam, begann das Publikum direkt zu applaudieren. Da ich am Ende des Catwalks saß, dachte ich erst, dass der Applaus dem Kleid galt. Als das Modell dann aber vor mir stand, war mir klar, was der Grund war: Statt 16-jährige Mädels liefen erwachsene Damen im besten Alter über den Runway. Die Kleider, die die süßen Mütter und Omis trugen, kann man am besten als lebendig gewordene Kinderkritzeleien beschreiben. Alltagstauglich waren die Kostüme zwar auf keinen Fall, aber ich fand es toll, wie viel Spaß alle hatten — beim Tragen und beim Anschauen.

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Evening Show – Nach einer kleinen Pause ging es mit einer Performance von Ria Keburia weiter. Das war zwar eine ganz nette Abwechslung zu den eher klassischen Runway-Shows, aber die Designs selbst haben mich nicht umgehauen.

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Dafür fand ich die nachfolgende Präsentation von ZL by Zlism umso cooler! Hier kam 90ies-Party-Laune auf — was nicht nur am Stroboskop lag, sondern auch an den Kreationen. Ein bisschen hat mich das Ganze an Monki erinnert, weil die Prints und Motive so bold und jung sind. Allerdings ist ZL by Zlism eine ganze Spur auffälliger was die Silhouetten, Materialien und Accessoieres anging.

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Weiter gefeiert wurde mit TZUJI. Die Designs waren ganz ok, allerdings war es vielleicht nicht die schlauste Idee, einen Wendejumpsuit auf dem Laufsteg umdrehen und andersherum anziehen zu wollen. Die Helfer steckten das rechte Bein des Models versehentlich in das linke Overallbein und das linke in den linken Ärmel. Haben aber alle mit Humor genommen.

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Nach den Streetstyle-Looks ging es weiter mit bezaubernden Pastellträumen von Nixi Killick. Hier waren die Schnitte größenteils etwas zurückhaltender, wodurch der Fokus auf den kunstvollen Prints lag. Auch die Accessoires waren eher dezent gewählt, wenn man mal von der Fetischmaske absieht. Deutlich unheimlicher und dunkler ging es bei Maison Mason zu. Die Models trugen Strumpfhosen über den Köpfen, überlange Ärmel schliffen auf dem Boden und halbnackte Körper räkelten sich auf dem Laufsteg — alles ein bisschen skurril und spooky. Andrey Bartenev lies Bubbles of Hope zerplatzen — buchstäblich. Einige Models füllten Luftballons so lange mit Luft, bis sie platzten. So laut wie der Knall war auch die Mode, wobei Mode hier vielleicht das falsche Wort ist. Kostüm oder Kunst beschreibt es eher. War lustig, hat Spaß gemacht, zuzuschauen!

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Night Show – Büro/Schul-Uniform trifft urban Streetstyle: Die Designs von 8DIX fand ich relativ unspektakulär. Ein paar Details, wie Smileys auf den Knien, XXL-Troddeln oder ein buchstäbliches Brett vorm Kopf waren aber ganz cool.

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8DIX @ BAFW2016

Die Kollektion von Scylla & Charybdis war recht übersichtlich, dafür aber ungewöhnlich. Die Couture-Kleider erinnerten an tausendjahre alte Wurzelgeflechte und langhaarige Wesen aus einem Zauberwald, wirkten aber dennoch irgendwie elegant und feminin. Extravaganter Kopfschmuck, grafische Schwarz-Weiß-Muster und ausgefallene Silhouetten: Ivana Pilja’s Origami-inspirierte Designs überzeugten mit Selbstbewusstsein und Kreativität. Laut muss eben nicht gleich bunt bedeuten.

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Anschließend ging es wieder farbenfroh zur Sache: Bei Masha Kechaeva gab es ganz schön viel Gelb, Gold und Pink zu sehen. Die abwechslungsreiche Kollektion reichte von glitzernden Pailletten über hüpfende Fransentiere bis hin zu transparenten Raketenkleider.

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Nach Masha Kechaeva kam die Ansage, dass es erst in knapp zwei Stunden weitergehen würde, sich das Warten sich aber lohnt. Ich bin heilfroh, dass ich geblieben bin, denn das Finale mit Jack Irving hätte ich auf keinen Fall verpassen wollen! Funkelnde Ganzkörperanzüge, riesige Organzaflügel mit blinkenden Lichterketten, meterlange, neonfarbene Stachel und noch mal ziemlich viel nackte Haut, mehr ging nicht. Der grandiose Abschluss einer außergewöhnlichen Fashion Week — inklusive Standing Ovations.

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Texte & Foto: Maike Bartsch

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