Berlinale, Dieter Kosslick, Film, Festival, Berlin, 030, CREDIT Harald Krichel:wikimedia Kopie (1)
Der Mann mit dem Hut. Foto: © Harald Krichel:wikimedia

Im Alltag protestieren, sonst ignorieren. | Rechts und Medien

Diese Partei schafft es immer wieder – und zwar in die Schlagzeilen. Berlinale-Chef Dieter Kosslick höchstselbst s0rgte für die nächste Headline für die Partei: er hatte AFD-Mitglieder zu einer Vorstellung einer Holocaust-Doku eingeladen. Und es gab einen Zwischenfall. 

Nachhilfe statt Aufmerksamkeit

Sollte man die AFD in einen Ghetto-Film einladen? Darüber darf man streiten. Sicher hatte Dieter Kosslick beste Absichten, als er die Mitglieder der Partei pauschal auf eigene Kosten ins Kino einlud. Zu  der kurzfristig ins Programm gehobene Dokumentation „Das Geheimarchiv im Warschauer Ghetto“. Das ist sicher eine schöne Idee, das mit dem Film und der AFD-Einladung. Wie heißt es so schön: „Der Weg zur Hölle ist mit guten Absichten gepflastert“. Wir wollen damit solche Aktionen nicht generell diskreditieren. Wir finden auch, dass diese Partei eine gehörige Portion Nachhilfe im Fach Geschichte braucht. Sensibilität im Umgang mit der Vergangenheit hat sie jedenfalls nicht. Soweit, so schlecht. Eines bereitet uns dabei aber Bauchschmerzen.

ALMA, Musik
Fuck. You. Foto: © Promo

„Der Weg zur Hölle ist mit guten Absichten gepflastert“

Macht das echt Sinn?

Diese Partei schafft es immer wieder, im Gespräch zu bleiben. Konkret: Sie beherrscht die Schlagzeilen. Entweder durch dumme Äußerungen oder mit Hilfe von außen. Im Falle von Dieter Kosslick war das sicher nicht die Absicht, aber eben doch der Effekt. Die AFD ist wieder Thema. Der Berlinale-Direktor lädt sie zu einem Holocaust-Film ein, auf eigene Tasche. Ist es wirklich sinnvoll, diesen Leute dadurch wieder eine News zu bescheren, fragen wir uns. Rein medien-psychologisch ist es so: die Partei und ihre drei in sich völlig widersprüchlichen Parteikürzel sind im Rampenlicht.

…und dann noch sowas

Oben drauf passiert dann noch so etwas: Vier AFD-Mitglieder sind am Sonntag auf dem Weg zum Kino „International“, also zur Doku-Vorführung über den Holocaust, angegriffen worden. So meldet es die Polizei. „Von einer Gruppe angegriffen, geschlagen und zum Teil verletzt“, heißt es. Solche Attacken, auf wen auch immer, sind dumm. Die Täter haben nicht viel begriffen. Dadurch bekommen die rechten Politiker außer der Berlinale-Bühne, die ihnen Dieter Kosslick bereitet hatte, noch eine fette Schlagzeile oben drauf. Und schon reden alle wieder von dieser Partei, auch wir.

https://www.youtube.com/watch?v=47pfJsliACU

Nicht jede noch so smarte Aktion schadet der Partei, auch wenn wir das gerne hätten.

Das sollte uns zu denken geben. Wir sollten über die Mechanismen der Medien nachdenken. Denn nicht jede noch so smarte Aktion schadet der Partei, auch wenn wir das gerne hätten. Die AFD gewinnt, solange sie in der Öffentlichkeit steht. Deswegen braucht sie keine weiteren öffentlichen Aktionen, mit denen sie dann auch noch die Berlinale kapern. Und damit jeden Bereich öffentlichen Lebens dominieren. Diese Partei braucht keine Bühne, sondern Gegenwind. Und zwar im Alltag. Wir müssen ihr keinen Film zeigen, sondern Argumente liefern. Kurz: Wir müssen aufstehen und unsere Meinung sagen, wenn jemand subtil oder offen gegen Migranten wettert. Das kann uns Dieter Kosslick nicht abnehmen.

Hier geht es zu unserem Beitrag zur Berlinale. 

Foto: © Harald Krichel:wikimedia

 

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