Father Christmas, Weihnachtsfilmfestival

Hohoho! Das muss ein Weihnachtswunder sein. Es ist tatsächlich das erste Mal, dass jemand auf die Idee gekommen ist, ein ganzes Filmfestival den Feiertagen zu widmen. Schließlich sind der Fernsehapparat und die jährlichen Loriots und Freddie Frintons eh die liebste Möglichkeit zur Flucht vor streitender Familie, zu viel Glühwein und dem großen Abwasch in der Küche. Dieses Jahr soll das Moviemento in Kreuzberg euer Bunker sein!

Das älteste Kino Deutschlands, zeigt im Rahmen des 1. Weihnachtsfilmfestival vom 24. – 26. Dezember eine Auswahl an weihnachtlichen Leckerbissen, die sich auf ungewöhnliche Art und Weise mit der besinnlichsten aller Zeiten auseinandersetzen. "Weihnachten polarisiert.“, gibt Festivalleiter André Kircher zu Protokoll. „Für die einen ist es das Fest der Liebe. Für die anderen bedeutet es Stress und Frustration.“ Kircher liebt Weihnachten. Er liebt Filme. Da führte eins zum anderen. Seine kindliche Leidenschaft klingt durchaus an, auch wenn er dem Zauber entwachsen ist: Mit dem Weihnachtsfilmfestival möchte er „das Sagenhafte, Liebenswerte und Unheimliche der Weihnachtszeit in die Großstadt projizieren.“ Ja, auch mit dem Unheimlichen arbeitet das Sozialkonstrukt Weihnachten. Krampusse, Perchten und die strafende Rute lauern überall. Kirchner will dem Wundern Raum bieten, aber auch einen frischen und fragenden Blick auf die Weihnachtsbräuche werfen. Der Eröffnungsfilm Jingle Bell Rocks beispielsweise widmet sich unkonventionellen Ansätzen zur Weihnachtsmusik. Schillernde Charaktere wie John Waters oder Miles Davis philosophieren über Platten von Run DMC, James Brown und The Flaming Lips. Die Auswahl war kein Leichtes: Von über achthundert Einsendungen aus einundachtzig Nationen haben es letztendlich sechs Langfilme und fünfundsechzig Kurzfilme in das zweitägige Programm geschafft. Wer also den etwas anderen Weihnachtsfilm liebt, keine Familienbesuche plant und gerne ins Kino geht, dem dürfte es im Moviemento, abseits des Happy Christmas-Gedöns, ganz gut gefallen.

Jingle Bell Rocks, John Waters, Weihnachtsfilmfestival

"Wer will auf meinem Schoß sitzen?" – John Waters in Jingle Bell Rocks.

Unsere Empfehlungen:

Jingle Bell Rocks!
CA/ US 2013, 98 min.
Regie: Mitchell Kezin

Läuft am Sa, 24.12. um 16 Uhr
 

Father’s Christmas
Eine von zwei Dokumentationen im Programm porträtiert den Alltag von Menschen, die in einer chinesischen Fabrik Weihnachtsdekoration herstellen. Die Kontraste zwischen dem staubigen Arbeitsplatz sowie den harten Arbeitsbedingungen und den bunten, sorglosen Traumwelten, die dort geschaffen werden, führen uns vor Augen: Den tatsächlichen Weihnachtsmann trennt vom glückseligen Geist der Weihnacht mitunter einige Distanz.

CN 2016, 97 min.
Regie: Hu Jinyan
Läuft am Mo, 26.12. um 16 Uhr


Good Tidings
Horror-Clowns waren gestern: In einem von zwei Horrorfilmen im Programm terrorisieren drei psychopathische Weihnachtsmänner an Heiligabend eine Gruppe von Obdachlosen in Liverpool. Kriegsveteran Sam muss sich auf Fertigkeiten besinnen, die er gerne begraben gewusst hätte. Dieser Debütfilm zeigt uns zunächst die Welt derer, die wir an Weihnachten zu oft in den Hinterkopf verbannen, derer, die frieren und ohne Familie sind, und verwandelt sie dann in ein blutiges Katz-und-Maus-Spiel.

UK 2016, 99 min.
Regie: Stuart W. Bellford

Läuft am Mo, 26.12. um 23 Uhr


Das vollständige Programm des Weihnachtsfilmfestivals findet sich hier.