Plattenkritiken im April

Trotz aller [030] Party- und Konzerttipps Lust auf eine Hausparty? Langeweile auf dem Weg zur Arbeit? Die Plattenspielernadel springt schon wieder über Staubklumpen? Kein Problem. Wir hören für euch jeden Monat  neue Releases quer durch die Genrelandschaft und erklären, was sich zu kaufen lohnt und was nicht.

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Hard Rock
Royal Thunder – Wick

Irgendwo zwischen aufgedrehtem Southern Hardrock und der Retro Psychedelic-Welle dieser Zeit traten Royal Thunder 2012 auf den Plan und spielten sich mit Groove und ausdrucksstarken Vocals in die Herzen der Fans. Auf Album Nummer vier finden sich keine Stilbrüche und trotzdem könnte man kaum weniger formulaisch klingen. Das Quartett versteht sein Songwriting als kathartischen Prozess. Jeder Gitarrenlauf klingt, als wäre er Josh Weaver in einer Jam gekommen, bei jeder Zeile von Miny Parsonz stellt man sich vor, wie sich ihre Finger in den Schaumstoff der Gesangkabine krallen ob so viel Gefühls. (mr)

4,5 von 5 Sternen
VÖ: 7.04. / Spinefarm Records
Online erhältlich: iTunes / Amazon


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Deutschrap
Juicy Gay – Hallo, wie geht’s?

Er meint es ernst! Nachdem Juicy Gay zwei Jahre lang die skurrile Welt zwischen Twitter Grind, Gratis Mixtapes und Live Turnup bevölkerte, kommt ein Debütalbum. Anzeichen eines Erwachsenwerdens? Mitnichten. Erwachsene Trapper gibt es nicht. Dafür ersetzen druckvolle Asadjohn-Bretter die Fruity Loops Beats mancher Free Tracks, das Adlib-Game ist lit und auf Schlager-Ausflüge wird verzichtet. Die Raps von Juicy süß sind gewohnt unverkrampft, zitieren Deutschrap-Klassiker neben dem jüngsten Internet-Gag und lassen uns nicht vergessen, dass Mois zwei Uhren trägt und richtig viel fickt. (mr)

4,5 von 5 Sternen
VÖ: 7.04. / WSP Records
Online erhältlich: iTunes / Amazon


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Synth-Pop
Future Islands – The Far Field

Das fünfte Album der US-amerikanischen Synth-Pop Band vertont die ziellose Reise einer Beziehung. Mit sehnsüchtiger Stimme besingt Frontmann Samuel eine schmerzvolle Liebe, die sich auf der treibenden Straße der Elektrobeats ihr Dasein erfleht. Dieses Streben nach Sicherheit wird von Streichern und Bläsern untermauert. Trotz Andeutung eines Happy Ends wird alle Hoffnung mit dem Biss in den sauren Apfel beendet. In „Black Rose“ wispert Adam seiner Eva noch ein paar Mal „Stay“ hinterher, aber das Echo verstummt. Immerhin bleibt die Romantik! (ls)

3,5 von 5 Sternen
VÖ: 07.04. / Beggar Group/Indigo
Online erhältlich: iTunes / Amazon


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Pop
Father John Misty – Pure Comedy

Josh Tillmann zeigt seine neu entdeckte Geduld, in unaufgeregten Piano-Balladen die großen Themen anzusprechen. „Pure Comedy“ heißt seine dritte Platte und beschreibt unsere Welt als eben solche. Titel wie „When The God Of Love Returns There’ll Be Hell To Pay” oder „Things It Would Have Been Helpful to Know Before The Revolution” werden angeführt von romantischen Melodien, gespickt mit sanften Bläser- und Streicher-Arrangements, drehen sich im Kern jedoch um die dunklen Abgründe der Gesellschaft. Ein wortgewaltiges, elegantes Stück Musik. (ch)

4 von 5 Sternen
VÖ: 7.4. / Bella Union [PIAS] 
Online erhältlich: iTunes / Amazon


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IDM / Techno
Clark – Death Peak

Der Name des Albums ist Programm. In neun Tracks nimmt Clark uns mit auf seine musikalische Reise von der frühlingshaften Wiese auf einen Berg der Zerstörung, dem Death Peak. Der Sound des gesamten Albums ist allgemein eher dunkel und dramatisch gehalten, an einigen Stellen geradezu bedrohlich. Als Gegensatz zu dem Naturthema experimentiert Clark zum ersten Mal mit der menschlichen Stimme. Diese fügt sich wie ein weiteres Instrument passend in die bestehende Klangkulisse ein. Erfrischend neue Impulse im Bereich der elektronischen Musik, IDM Fans werden auf ihr Kosten kommen. (mr)

4 von 5 Sternen
VÖ: 7.4. / Warp
Online erhältlich: iTunes / Amazon


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HipHop / R’n’B
Bausa – Dreifarbenhaus

Der Titel dieses Debütalbums enwirft spontan ein positives Bild. Die Recherche dagegen ergibt: Das Drei-Farben-Haus ist das dienstälteste Bordell in Stuttgart. Auch für Bausas Musik gilt: Harmonische Form, schwermütiger Inhalt. Eingängige Melodiebögen treffen auf dreckige Beats und pointierte Lyrics, die persönliche Traumata ebenso verarbeiten wie Beziehungskisten. Wenn der Schwabe beklagt, dass die Lebensgefährtin nervt, während er Musik produzieren oder feiern will, scheint leider ordentlich Chauvinismus durch. Sein Gespür für große Refrains ist bemerkenswert. (mr)

3,5 von 5 Sternen
VÖ: 21.04. / Warner Music
Online erhältlich: iTunes / Amazon


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Electronic
Joe Goddard – Electric Lines

Mit seiner zweiten LP sucht Hot Chip’s Joe Goddard die unsichtbaren Adern zwischen den verschiedenen Formen elektronischer Musik: von Electro-Pop und R&B („Ordinary Madness”) über 80er-Dance („Lose Your Love“) zu Disco („Home“) und Techno („Lasers“). Einzeln betrachtet sicherlich gut funktionierende Tracks, wenn auch textlich nahezu unerträglich plakativ („Music is the answer to your problems“? Ernsthaft?). Auf Albumlänge bleibt für den Hörer leider auch im Unsichtbaren, was er mit so viel Sprunghaftigkeit anfangen soll. Ein bisschen mehr innere Geschlossenheit hätte dem Ganzen wohl gut getan. (ch)

2 von 5 Sternen
VÖ: 21.4. / Domino
Online erhältlich: iTunes / Amazon


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Future Pop
Sophia Kennedy – Sophia Kennedy

Koze`s Pampa Label macht in Singer/Songwriter. Wer nun ein Mädchen mit Gitarre erwartet, das traurige Folklieder singt, liegt falsch. Sophia Kennedy, aufgewachsen in Baltimore und geerdet im schönen Hamburg, paart klassisches Songwriting mit elektronischer Raffinesse. Das Ergebnis: minimalistische Klanggebilde zwischen verspielter Leichtigkeit, fragiler Intensität und clubaffinem Popappeal. Nicht nur Labelchef Stefan Kozalla dürfte große Erwartungen in Miss Kennedy setzen. Ein tolles erstes Ausrufezeichen! (ts)

5 von 5 Sternen
VÖ: 28.4. / Pampa Records/ Roughtrade
Online erhältlich: Amazon

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