Mighty Oaks, Concert, Live, Musik, Berlin

2016 war turbulent. Das haben auch die Mighty Oaks zu spüren bekommen. Begleitet von privaten Umbrüchen, zog sich das Folk-Pop-Trio in ein Bauernhaus im pazifischen Nordwesten zurück, um in Ruhe am zweiten Album „Dreamers“ zu arbeiten. Herausgekommen ist eine hoffnungsvolle Platte, die gerade in turbulenten Zeiten Visionen und Liebe zelebriert. Wir sprachen mit ihnen über Zäsuren und Träume.

Berlin war immer Eure Basis. Für die neue Platte musstet Ihr jedoch erst ausfliegen. Warum diese Flucht?

Ian: Es war nicht so, dass wir unbedingt weg von Berlin mussten. Aber wir waren fast zwei Jahre auf Tour und mussten neue Kraft sammeln. Dafür geht man dort hin, wo man sich am sichersten fühlt – wo man herkommt und zu Hause ist. Ich bin in die USA, Craig nach England und Claudio nach Italien. Am Ende haben wir alles in der Nähe von Seattle aufgenommen.

Wie sehr fühlt man sich zuhause, wenn an diesem Ort plötzliche nationale Sentiments vorherrschen und sich das politisch-gesellschaftliche Klima auf den Kopf stellt?

Ian: Wir sind zum Glück vor Trump abgereist und haben nur den Wahlkampf mitbekommen. Für mich ist das aber immer mein Zuhause, egal, wer da im Amt sitzt. Wir hätten kritische Lieder schreiben können, aber für uns war es wich­tiger und schöner, positive Gefühle zu erzeugen. Kunst darf Flucht sein.

Veränderung scheint das zentrale Thema von „Dreamers“ zu sein. Welche Umbrüche haben Euch persönlich begleitet?

Ian: Stimmt, Craig hat seinen Vater verloren. Ich habe geheiratet und ein Baby bekommen. Konträrer könnten die Erfahrungen ja nicht sein.

Craig: Allerdings. Zeit ist deshalb ein großes Thema für die Platte gewesen. Wenn man Eltern verliert oder Eltern wird, dann wird einem erst bewusst, dass man nur eine gewisse Zeit auf der Erde hat. „Be with you always“ drückt die Hoffnung aus, dass man dennoch immer da sein kann.

Ian: Wir sind auf jeden Fall als Menschen gewachsen. Aber auch als Band.

Inwiefern?

Ian: Die Erfahrungen der Live­Shows haben wir jetzt für das Songwriting genutzt. Plötzlich standen wir mit Kings of Leon in der Waldbühne. Da denkt man sich: »Wuha! Mehr davon!« Die Arrangements sind größer. In erster Linie wollten wir aber Songs schreiben, auf die wir stolz sind, und nicht Radio­-Scheiß.

Gibt es noch Träume, die Ihr habt?

Craig: Mister Universe werden. Aber dafür ist es wohl schon zu spät. Nein, ich will einfach, dass wir als Musiker weitermachen können.

Ian: Wir leben gerade unseren Traum und sind ein gro­ßes Risiko dafür eingegangen. Claudio hat seine Doktorarbeit an der TU abgebrochen. Irgendwie ist das auch eine Ode an alle.

Die da wäre? Leute, schmeißt Eure Abschlüsse?

Ian: Nicht in diesem Sinne, aber viele Leute verfolgen ihre Träume nicht. Das frustet doch. „Dreamers“ ist gera­de in diesen Zeiten, in denen man nicht weiß, was passieren wird, ein Aufruf: Erlaubt es Euch, zu spinnen!

„Dreamers“ erschien am 24.3. bei Vertigo (Universal).

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Live am Mi. 15.11.17 im Tempodrom!
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Foto: © Alexander Indra / [030] Magazin