Hyper, Hyper! FDP will den Hyperloop – wir auch!

Die Berliner FDP fordert eine Debatte über den Verkehr der Zukunft. Konkret wollen die Liberalen, dass man über Verkehrskonzepte wie den Hyperloop nachdenkt. „So ein Quatsch“, mögen viele sagen. Mit Schmähungen sollte man sich zurückhalten, findet [030]. Auch, wenn der Vorschlag von der FDP kommt. Unser Thema des Tages. 

Rohrpost für Menschen

Kapseln sausen durch ein Vakuum. In wenigen Minuten bringen sie uns von Berlin nach Leipzig. Man stelle sich ein Netz in ganz Europa vor. Um 8 Uhr in Berlin einsteigen, wenige Minuten später in London aussteigen. Da fällt uns Edmund Stoiber ein, und dann: Wow! Und dann wieder: „Nee. Das ist was für Hollywood – nicht für uns“. Hyperloop: so heißt die Technologie an der gerade weltweit mit Hochdruck gearbeitet wird. Die Technik beruht darauf, dass Kabinen durch unterirdische Röhren mit bis zu 1000 Kilometern in der Stunde fliegen. Kurz gesagt.

Bloß keine Ideen!

Der Vorstoß der FDP, einen Hyperloop von Berlin nach Leipzig zu bauen, mag weit gehen. Die Liberalen zeigen sich gerne als Partei des Fortschritts und können dieses Profil mit solchen Vorschlägen füttern. Trotzdem ist es richtig. Die Reaktionen auf Vorstöße offenbaren, wie wir mit Ideen in diesem Land umgehen. Statt uns zu freuen, dass sich jemand mit mehr beschäftigt, als Mietpreisbremse und Fahrverboten für Diesel, heben wir den Zeigefinger. Mal ehrlich: Wann wird in diesem Land über Morgen geredet? Die Politik kämpft mit aktuellen Problemen und verliert die Zukunft aus dem Blick. Apple, Facebook, Google, Tesla. Merkst du was, Deutschland? Amerikanische Firmen, die niemals so groß geworden wären, wenn sie nicht an morgen gedacht hätten. Das Morgen ist ihre einzige Motivation. Wir verheddern uns im Heute.

Gefangen in der Gegenwart

Die einen gestalten die Zukunft, während wir die Gegenwart verwalten und versuchen, Datenschutz-Probleme zu lösen (was wichtig ist), während andere vorangehen und neue Fakten schaffen. Wir leisten uns den Luxus, andere als „Träumer“ beschimpfen, weil sie weiter denken. Wir haben doch genug Probleme. Wir verwalten lieber statt zu gestalten und merken nicht, dass wir dadurch erst die Probleme von heute geschaffen haben.
Wer Visionen hat, muss zum Arzt. Der Satz ist einer der fatalsten Sätze in der Politik und er stammt von Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt. Visionen sind nicht bloß schöne Ideen aus Science-Fiction-Filmen, Visionen sind reale und notwendige Konzepte. Der Treibstoff für jede Gesellschaft. Die Voraussetzung für Fortschritt und die Bedingung für Erfolg. Das bedeutet nichts anderes, als sich Gedanken über die Zukunft zu machen. Wo wollen wir hin, wie wollen wir leben? Wie sollen wir wissen, in welche Richtung wir heute gehen, wenn wir keinen Schimmer haben, wo wir morgen sein wollen. Woran können wir unser Handeln ausrichten, wenn unser Kompass nur aufs Jetzt zeigt, statt nach vorne?

Vorwärts!

Politik sollte immer versuchen, vom Morgen aus zu denken. Das Handeln am Morgen auszurichten und mit dieser Perspektive heutige Herausforderungen angehen. Das Heute, die Gegenwart, ist der Status quo. Die Gegenwart ist Fakt, sie ist da. Der Satz „Wir müssen erstmal die Probleme von heute lösen“ ist deshalb falsch. Andersherum wird ein Schuh draus: Wir haben heute Probleme, weil wir gestern nicht an morgen gedacht haben. Also an heute. An morgen denken, heißt nicht, sich in wilden Utopien verlieren. Ein Politiker, der an die Zukunft denkt, wird verspottet. Das ist fatal.

Bloß nicht denken

Armut, Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot, Verkehrsstau. Wie kann man an die Zukunft denken? „Idealist“ oder „Utopist“. Das sagen die, die sich für die Realisten halten. Ihnen ist das Heute wichtiger als das Morgen und sie fühlen sich überlegen. „Träumer“, „Traumtänzer“, hört man von ihnen. Dass diese Haltung wenig Erfolg verspricht, lässt sich leicht beweisen. Stichwort Apple und Facebook. US-Firmen haben uns abgehängt, wir hinken für Jahre hinterher und träumen von einem deutschen Silicon Valley, während andere eine neue Weltordnung bauen. Die muss uns zwar nicht gefallen, aber das ist egal. Denn wir werden diesen neuen Konzepten unterworfen. Von anderen. Wir brauchen Visionen. Und zwar dringend. Zum Arzt müssen nur die, die vor der Zukunft die Augen verschließen.

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