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Open-Air-Gallery und die Jury: Wer will entscheiden, was Kunst ist?

Wer entscheidet, was Kunst ist? Bei der Open-Air-Gallery versucht eine Jury, diesen Spagat zu vollbringen. Die Jury-Mitglieder glauben zu wissen, was gut und was mittelmäßig ist. Sie entscheiden, welche Künstler am Sonntag auf die Oberbaumbrücke dürfen – und welcher nicht. Schwierig.

Kunst oder… Roboter mit Senf?

Jetzt kommt wieder Kunst auf die Brücke. Die 16. Open-Air-Gallery über der Spree: Im Berliner Kunst- und Kulturkalender hat sich die Open-Air-Gallery als wichtiges Ereignis etabliert, dafür wird jedes Jahr an zwei warmen Sonntagen die Brücke für den Verkehr gesperrt. Bei der Open-Air-Gallery legt eine »unabhängige« Jury fest, welche Werke gezeigt werden dürfen. Generationen haben sich an dieser Frage die Zähne ausgebissen – und sind gescheitert. Was Kunst ist, weiß meistens nur der Schöpfer. Manchmal nicht mal der. Wie will eine Instanz wie eine Jury ermessen, beurteilen, festlegen, wie gut ein Werk ist. Ist das Kunst oder kann das weg? Über diese Frage ist schon so mancher gestolpert, nicht bloß die Putzfrau, die in einem Museum mal versehentlich ein teures Exponat entfernte, weil sie es für Müll hielt. Der Begriff »Qualität« ist also ein rein subjektiver. Weil da was passiert zwischen Werk, Schöpfer und Betrachter. Das entzieht sich jedem objektiven Kriterium.  Wenn man’s genau nimmt, ist die Frage ziemlich blöd. Schon mancher berühmte Maler wurde zu Lebzeiten verkannt – erst spätere Generationen entdeckten sein Werk. Wie will also eine Jury auf der Oberbaumbrücke wissen, was gut ist und was nicht. Klingt vorwurfsvoll, aber die Frage muss man mal stellen. Man muss natürlich eine Auswahl treffen, aber die kann genauso gut das Zufallsprinzip sein. Das würde der Kunst wahrscheinlich gerechter.

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Sonntag wird’s wieder voll auf der Brücke. Foto: © Veranstalter

…Is‘ mir egal, is‘ mir egal

Nur Unikate und limitierte Editionen werden gezeigt. Die Macher der Gallery schreiben: »Eine unabhängige Jury« hat aus »hunderten Bewerbungen auswählt. »Ihre Auswahlkriterien beziehen sich zunächst vor allem auf handwerkliche Qualität, Innovation sowie Originalität und ermöglichen somit eine künstlerische Vielfalt der Galerie.« Wer will denn Originalität beurteilen? Das ist schon etwas anmaßend. Sich dadurch eine künstlerische Vielfalt zu sichern, ist etwas vermessen. Wer stellt sich über Werk, Schöpfer und Betrachter? Die Jury der Open-Air-Gallery. Zumindest ein bisschen. Wenn auch nicht in böser Absicht. Die Mitglieder dieses Gremiums sollten sich darüber bewusst sein, welchen heiklen Job sie da machen. Und sich immer wieder die Frage stellen, ob sie diesem oder jenem Werk wirklich gerecht werden in ihrer Zu- oder Absage. Vielleicht sollte man auch einfach die ersten Anmeldungen bevorzugen, weil so zumindest die motiviertesten dabei sind. Nur ein Vorschlag. Über 100 Künstler*innen haben Sonntag Platz, ihre Werke zu zeigen. Das ist gut. Vielleicht kann man nächstes Jahr mal einfach das Los ziehen. Die Jury kann ja mit ’nem Boot über die Spree schippern bei ein paar Bier. Und ein paar Streichhölzer ziehen.

 

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