Dicke Luft. Und Lärm. Autos, die sich durch verstopfte Straßen quälen. Alltag in Berlin – wie in jeder großen Stadt. Wir haben uns dran gewöhnt, in Kesseln aus Beton, Asphalt und Blech zu leben. Und akzeptieren das. Die Macher des Festivals MakeCity tun das nicht. Am 14. Juni startet es.
Alles nur Fassade
Sie denken weiter, wollen wissen, wie wir in zehn oder zwanzig Jahren leben werden. Das größte Festival für Architektur und Andersmachen in Deutschland startet am Donnerstag, 14. Juni, und dauert 18 Tage. Im Zentrum die Frage, wie sich Städte künftig entwickeln sollen. Hinter dem Festival stehen Institutionen der Kultur, Architekturbüros, Städte- und Landschaftsplaner, Wohnungsbaugesell-schaften, Gruppen und nicht zu vergessen: Kreative. Aus Kunst, Design, Fotografie und Film. Wird ein neues »Berliner Modell« entwickelt, als Blaupause für deutsche Städte? Das Festival spricht alle Bereiche an, die im Sinne einer intelligenten Stadt – einer smart city – ganzheitlich denken und handeln sollten. Bezahlbarer Wohnraum und neue Wohnmodelle sind zentrale Themen. Aber auch der Klimawandel und die Frage, welche Auswirkungen er für die Stadt hat – und für die Menschen, die in ihr leben. Kann man vielleicht öffentliche Flächen anders nutzen – landwirtschaftlich? Die Stadt von morgen: sie könnte grün sein, an Fassaden wachsen Biotope. Sie sprießen vertikal an Häusern, in die Höhe. Aus Gebäuden werden Gärten. Aber die Realität sieht noch anders aus: Die Berliner Grundstückspreise sind in den letzten Jahren um bis zu 500 Prozent gestiegen. Gleichzeitig hat sich die Regierung im sozialen Wohnungsbau nie dagewesene Ziele gesetzt.
Mach‘ die (Zukunfts-)musik lauter
Wohnen, Arbeiten und Leben sollen sich annähern, sie sollen räumlich näher zusammenrücken. Außerdem spielt Kreislaufwirtschaft eine Rolle. Wie lassen sich künftig Ressourcen besser nutzen? Die Stadt als offenes System muss flexibler und digitaler werden. Auch wenn das noch nicht allen gefällt. An Häusern wachsen Gärten und in Industriebrachen wächst der Großstadtdschungel. Klingt nach Zukunftsmusik, kann aber bald Realität sein. Ein Highlight des Festivals ist der Besuch von zentralen Orten in der Stadt, die sich schon bald verändern können: Es geht auf die Türme des Flughafens Tempelhof, zum Industriestandort Oberschöneweide und das verwaiste Vergnügungsareal des Spreeparks, erkundet wird auch die umgebaute Staatsoper Unter den Linden. Städtische Initiativen sollen bei der Planung der Stadt aktiver beteiligt und in die Verantwortung genommen werden. Mit rund 250 Veranstaltungen im gesamten Berliner Stadtgebiet und seinen Peripherien geht die zweite Auflage von MakeCity an den Start. Unter dem Motto »Berlin Remixing | Stadt Neu Gemischt« stehen 18 Tage lang zukunftsweisende Projekte aus den Bereichen Architektur, Städte- und Landschaftsplanung im Mittelpunkt, Best-Practice-Beispiele aus der Metropole Berlin ebenso wie internationale Erfolgsgeschichten.
Talk, Talk, Talk
Im gesamten Stadtgebiet öffnen Kulturzentren, Galerien, Botschaften, Universitäten, Architektur- und Designstudios, laden in ihre Büros, auf Dächer und in die Peripherie zu Ausstellungen, Workshops, Aktionen und zu über 50 Studio Talks. Bis zum 1. Juli werden rund 20.000 Besucher erwartet. Rund 100 Gründungspartner des Festivals ermöglichen ein Programm, das eine Vielfalt an innovativen urbanen Raum-, Lebens- und Nutzungskonzepten vorstellt, die Kooperationen, Netzwerke und mehr Selbständigkeit fördern. Stadt neu gemischt ist das Stichwort. MakeCity ist das internationale Festival für Architektur und Andersmachen in Berlin. An 17 Tagen stehen in mehr als 120 Ausstellungen, Workshops, MakeCity Open-Stadtführungen und Studio Talks neue Perspektiven und Projekte zu “Stadt andersmachen” und urbane Alternativen auf dem Programm. In einer neuntätigen Konferenz kommen Experten für Stadterneuerung im Festivalzentrum zusammen. MakeCity ist in und aus der aktuellen Berliner Situation entstanden. Berlin, als eine impulsgebende europäische Metropole, die sich stetig rasant auf allen Ebenen verändert – regierungspolitisch, zivilgesellschaftlich, räumlich wie auch architektonisch – ist damit Rahmen und Bühne für den entschieden bereichs- und disziplinübergreifenden Ansatz des Festivals.
Foto: © Viviana Abelson