Jeder hat als Kind seine Monster gehabt – wilder, kreativer und gruseliger als jedes Monster im Film. Eigentlich doch ein riesiger, unangezapfter Kreativpool, dachte sich die texanische Künstlerin Katie Johnson und gründete 2010 «The Monster Project».
Von den Kühlschränken in die Galerien
Die Monsterbilder von Kindern zeigen, wie sie die Welt wahrnehmen. Was sind für sie Gefahren? Was lauert für sie hinter Büschen, Türen und unter dem Bett? War das Knarzen im Schrank nur verzogenes Holz oder lauert da ein grünes, schleimiges Tier mit elf Tentakeln? Ist das auf dem Stuhl im dunklen Kinderzimmer ein Haufen Kleider oder diese fiese, haarige Kreatur, die am liebsten Kinder frisst? Ist das da draußen nur der Wind – oder nicht doch der lange Fingernagel eines Monsters? Und hängt da nicht ein Krokodilschwanz unter dem Bett hervor? Die Idee hinter «The Monster Project» liegt da fast auf der Hand: Ein Kollektiv aus Künstler*Innen lädt Grundschulkinder ein und lässt sie ihre Monster malen. Und dann gehen die Künstler*Innen ans Werk. Mit den Zeichnungen und Malereien der Kids als Vorlage erwecken sie die Monster zu neuem Leben. Jetzt gibt es das Projekt auch in Berlin. Bei der Ausstellung im Urban Nation haben insgesamt 74 Nachwuchskünstler*Innen fleißig gezeichnet und 50 Künstler*Innen die Ergebnisse nach ihrem eigenen Stil neu interpretiert. Die fertigen Kunstwerke sehen je nach Künstler*In anders aus: Grafikdesignerin Agata Karelus hat aus den Zeichnungen verträumte Illustrationen kreiert, Denton Watts hat sie in düstere Symbole verwandelt und Künstlerin Ellen Jewett hat komplexe Figuren aus den Kinderfantasien gebastelt.
Monster für mehr kleine Künstler
Die Zusammenarbeit zwischen Künstler*Innen und Kindern macht nicht nur beiden Seiten Spaß, sondern hat auch Vorteile für alle. Die Erwachsenen können eine fast vergessene Perspektive wieder für sich entdecken und die Welt durch die Augen von Kindern sehen. Dabei kommen bizarre Vorstellungen, absurde Interpretationen und komplett unzensierte Ideen aufs Papier. Gleichzeitig will das Kollektiv aber auch Kinder dazu ermutigen, in sich die Liebe zur Kunst zu entdecken. Wer noch von den Eltern für jeden Strich gelobt wird, der sieht sich selbst als Künstler. Aber wenn man in die Schule kommt, ist Kunstunterricht meistens so zusammengekürzt oder lieblos gemacht, dass man sich nur noch irgendwie durchmogelt und die Stunden für ein Nickerchen nutzt. Mit dem Projekt will das Kollektiv zeigen, dass es sich lohnt dranzubleiben, die eigene Perspektive schätzen zu lernen oder sogar noch als ausgewachsener Mensch Kunst zu machen. Und so niedlich, wie die Monster teilweise aussehen, schlafen die Kleinen vielleicht auch gleich besser. Alle Infos zur Ausstellung findet ihr hier.
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