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Jährlich und transkulturell findet zum Sommeranfang ein Fest der Musik statt, das weltweit auf den selben Prinzipen beruht: Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist für lau, alle MusikerInnen treten ohne Honorar auf und jeder, der ein Instrument bedienen kann ist eingeladen, sich damit spontan auf die Straße zu stellen.

Für Straßenmusiker eine Gelegenheit, sich den Gang zum Amt zu sparen, für Profimusiker eine Gelegenheit, ein großes Laufpublikum zu erreichen und für alle Beteiligten eine Gelegenheit, scheuklappenfrei zu feiern. Da ist es nicht verwunderlich, dass schon allein das offizielle Programm 115 Bühnen und unzählige Events umfasst. Wer hier verständlicherweise den Überblick verliert, dem helfen hoffentlich unsere Tipps:

Fotocredit: Promo

[030] präsentiert: Fête de la Nuit

Traditionell findet am Mehringdamm die kostenlose Blockparty statt. Im Yard tanzen wir schon in den Nachmittagsstunden zu jazzigem House von Max Graef (Foto) oder den funkigen Klängen von Le Bob, Resident von Beatgeeks, der regelmäßigen Instrumental HipHop-Sause im Monarch. Außerdem: Bass-Kung Fu von Symbiz. Falls man während der Performance dieser Kreuzberger Jungs kein Wort versteht, ist das nicht weiter schlimm. Die Crew rappt mitunter auf Chinesisch, mischt Einflüsse aus Dancehall, HipHop und dem Rest der Welt und hat sich mit DIY-Charme schon durch Indien, Palästina, Venezuela und Zimbabwe gespielt. Das Duo mit dem klangvollen Namen Dengue Dengue Dengue stammt aus Peru und setzt sich aus zwei Produzenten und Grafikdesignern zusammen. Die beiden erforschen südamerikanische Rhythmen, bauen sie elektronisch nach und reichern sie mit analogen und digitalen Sounds von Dub über Footwork bis Techno an. Ein weiteres Highlight bildet ein DJ-Set der Monkeytown-Chefs Modeselektor. (Unser Interview mit den zwei Dritteln von Moderat kann man hier lesen.) Wenn es anfängt zu dämmern, wird die Party nach drinnen verlegt und mit der Trumpfkarte des Gretchen fortgesetzt: Der über 20 Jahre alten Drum’n’Bass-Reihe Recycle.

Ab 16 Uhr im Gretchen

Fotocredit: Promo

[030] präsentiert: Fête de la Musique

Auch der Biergarten einer rothaarigen Dame aus Alices Wunderland bietet auf zwei Floors kostenfreien Musikgenuss. Der handgemachte Blues und Rockabilly von The Blue Ones könnte Stammgästen des Yorckschlösschen bekannt vorkommen. Die Gruppe B6BBO bezeichnet ihren Stil selbst als PowerPolka und schreibt Songs wie „Mett macht schlank“. Das charmant unverschämte Femme Fatale-Trio SwingSchlampen (Foto) erweitert das musikalische Spektrum um – wer hat’s geahnt – Swing und lässt sich live von Bass, Gitarre und Drums unterstützen. Das DJ-Team aus Juarez und dem Berliner Duo Wonkers kennt sich mit soften House-Klängen aus. Es ist ja noch früh.

Ab 14 Uhr im Birgit&Bier

Fotocredit: Alice Epp

[030] präsentiert: Fête de la Musique

Hier wird im Rahmen des internationalen Bandcontest Emergenza einer Reihe deutscher Jungbands die Bühne frei gemacht. Ein Heimspiel haben die Psychedelic Rock-Band Toro Camino und der Liedermacher Blum (Foto) mit seiner gleichnamigen Band. Zusammen mit Stefan Ernst, der rechten Hand des Wir sind Helden-Produzenten Patty Majer, erarbeitete der Deutsch-Poet dieses Jahr seine EP „Nah dran“. Eleanor Gray reisen aus dem unfernen Poznan an, die Sängerin Ingold aus Mannheim. Begleitet von Keyboard und Schlagzeug schafft sie sphärische Trip-Pop-Songs, zuletzt die Singles „Fireflies“ und „At least“, die auf Spotify, Soundcloud und YouTube zu finden sind.

Ab 19 Uhr im Lido

Fotocredit: Promo

Fete de la Musique 2017

Auf dem Hof der Garage werden wir mit Getränken, kleinen Häppchen und Musik verwöhnt. Da schlägt eine Vielzahl Berliner Nachwuchsbands auf, so zum Beispiel die Indiepop-Formation Sultans Court oder The Petty Officers, die sich dem sogenannten Trash Pop verschreiben. Elephunk scheinen nicht viele musikbegeisterte Freunde zu haben, denn ihre Facebook-Seite kann nur zwei Likes vorweisen. Dafür bringen sie Trompete, Saxophon und Synthesizer mit und versprechen, uns zu „elephunkifizieren“. Was auch immer man unter „Post-Listening“ versteht, vertreten die Genre-Anarchos von CÄ$HGROUP (Foto). Die haben Style, aber kein Geld, betreiben einen unterhaltsamen tumblr-Blog und wären bestimmt sauer, wenn man sie mit Kraftklub vergleicht. Also lassen wir das.

Ab 16 Uhr in der Garage Pankow

Fotocredit: Robert Winter

Badehaus x Cassiopeia Open Air

Zwei RAW-Locations tun sich zusammen, bewegen sich frech zwischen HipHop, Hardcore und Indie Kram hin und her und schaffen so eines der besten Line-ups der diesjährigen Musiksause. Mädness & Döll (Foto) sind zwei Brüder aus Darmstadt, die schon seit langer Zeit unabhängig voneinander Rapmusik fernab der Whackness produzieren. Dieses Jahr erschien ihr gemeinsames Major-Debüt „Ich und mein Bruder“. Außerdem: Selbstironischer HipHop von Fatoni und Goldroger, Alternative Rock von Swain, das glamouröse Chemnitzer Indiepop-Trio BLOND und viele mehr. Was bleibt dazu noch zu sagen?

Ab 16 Uhr auf dem RAW-Gelände

Fotocredit: Daniel Krölls

Ritter Butzke Unter Freiem Himmel

Eigentlich gibt man beim Ritter Butzke nicht viel auf Traditionen, den alljährlichen Fete-Rave möchte man aber nicht missen. Bereits zum 19. Mal wird ein Stück Mauerstreifen an der Schillingbrücke einen Tag lang annektiert und mit Techno-Veteranen der ersten Stunde ebenso wie den jungen Wilden der Szene bestückt. Dantze Records-Chef Niconé, seit dem Jahr 2000 im Berliner Nachtleben unterwegs, und Sascha Braemer, ehemaliger Autohändler und heutige TechHouse-Größe, teilen sich einen Slot. Das düstere Münchener Deep House-Duo Baal (Foto) präsentiert ein Live-Set und hat in den Studios der Ritterburg gerade die „Cashmere EP“ aufgenommen.

Ab 16 Uhr an der Schillingbrücke