Die Forscher landen spät. Chris und Keith sind gut drauf, sehr gut sogar. Kein Jetlag, kommen ja aus Paris. Beide sprühen vor Wortwitz, kombiniert mit subtilem, selbstironischem Humor. Ihr neues Album haben sie gerade veröffentlicht. „Megaplex“. Zehn Songs sind drauf. Am 19. Mai geben sie ihr Konzert im Lido. Ihre Musik klingt auf dem neuen Album technischer, produzierter. Die New Yorker Band vereint Sound Punk, Indie-Rock und Power Pop. Es wird ein lustiges Gespräch. Lest selbst.
Chris und Keith machen ein paar Sprüche, sie wirken cool und entspannt. Machen sich einen halben Liter Bier aus der Flasche auf. Chris sagt ein paar Worte auf Deutsch. Der Reporter ist überrascht.
Keith: „Denkst du, alle Amerikaner sind dumm? Ok, vielleicht haben alle Amerikaner einen kleinen Trump in sich“.
Andernfalls wäre er wohl kaum gewählt worden. Aber lasst uns zu euer Arbeit kommen. Am 27. April veröffentlicht ihr euer neues Album. „Megaplex“. Ihr habt die Frage sicher tausendmal gehört: Was zum Teufel ist Megaplex – eine Stadt in der Zukunft? Ein Kino?
Chris: Großartige Assoziationen. Wie bei jedem guten Titel wollten wir verschiedene Bedeutungen drin haben. Zuerst dachten wir wirklich an ein Kino. An Entertainment.
Keith: Denk’ dran, wir kommen aus den United States – da alles irgendwie megaplex. New York, L.A. zum Beispiel. Da kommt immer vieles zusammen. Mit diesem Album haben wir verschiedene Sounds vereinigt. Es gibt hart-rockige Songs (Chris muss an dieser Stelle lachen), es gibt synthethische-beatlastige Songs, viele Synthesizer. Ein paar Retro-Sounds.
Ihr meintet, euer Album ist eine Fun-Bomb. Das klingt nach Trump. Kim Jong-Un wäre erleichtert, wenn er eine Fun-Bomb bekäme.
Keith: Das Problem ist, dass Trump und Kim-Jong Un keine Fun-Bomb wollen, sie wollen echte Bomben.
Chris: Ich glaube, sie wollen Fun-Bombs.
Ok, nochmal: Was heißt „Fun-Bomb“ – bezogen auf euer Album?
Chris: Unsere Musik wird immer produziert mit maximalem Spaß. Wir machen immer kurze Songs, keine epischen. Wir möchten spaßige Musik machen. Und das Album ist eine Spaßbombe. Wir haben mehr Software-Zeug ausprobiert, mehr produziert.
Ihr habt gesagt, man kann zu eurem Album tanzen – oder Sex haben.
Keith: Natürlich kannst du Sex dazu haben. Aber man muss nicht. Man bekommt vielleicht Lust auf Sex, wenn man unsere Musik hört. Es ist sicher kein Album, dass du bei einer Saufparty auflegst. Aber wenn du dich mit ein paar Freunden triffst, ein paar Lines ziehst: dann leg’ unsere Platte auf.
Alkohol, Drogen: dann versteht man eure Musik?Keith: Nein, du verstehst es auch ohne. Der Punkt ist: Man bekommt Lust auf Alkohol und Drogen, wenn man unsere Musik hört.
Ihr seid sehr produktiv. 6 Alben – Velvet Underground haben das nicht geschafft (Chris sagt triumphierend: „They FAILED“), Pavement haben’s auch nicht geschafft (Chris und Keith im Chor: „FAILED“), Guns n’ Roses (beide: „FAILED), Stooges („FAILED“). Seid ihr besser als alle diese Bands?
Keith: Guck, die Zahlen sprechen für sich. Wir sagen nichts dazu (lachen).
Chris: Wir haben mehr und größere Songs und Alben. Das ist eine mathematische Tatsache.
Ihr macht seit 20 Jahren Musik zusammen. Wie sieht es in 20 Jahren aus? Im Jahr 2038?
Chris: Wir haben gerade gelernt, wie Software funktioniert.
Keith: Außerdem gibt es Bands, die mehr als 6 Alben haben. Das ist noch viel Arbeit, um sie zu schlagen. Wir wollen nur gewinnen! Darum geht es uns!
Wollt ihr auch die Beatles schlagen?
Keith: Die Beatles zu schlagen ist kein Problem. Das ist sehr leicht. Die Stones wäre schwerer. Die haben mehr Alben.
Kleine Fun-Frage: Wenn ihr euch entscheiden müsstet zwischen einer Toilette und einem Museum. Was würdet ihr wählen?
Chris: Lass uns ehrlich sein: Nach zwei Tagen würde das Museum ohnehin unsere Toilette werden. Außerdem haben Museen ja Toiletten. (Keith: Oh, du hast uns reingelegt.)
Keith: Hat dich jemand gezwungen, diese Frage zu stellen?
Ja, mein Chef. Nein ich dachte, es wäre eine gute Idee.
Keith: Was für eine schockierende Interview-Frage. Bist du der Typ von den Saw-Movies? Alle lachen.
Chris: Mach’ die Headline: „Megaplex – ein Museum mit einer Toilette“.
Zum Schluß tauschen wir uns kurz über Politik aus und geben noch ein paar Events-Tipps für Berlin, ein paar Bars, wo die Jungs hingehen können an diesem Wochenende. Der Name „Zum Starken August“ fällt. Den Jungs gefällt die Travestie-Sache. Sie überlegen, da hinzugehen.
Danke für das Gespräch.
Fotos: © Philomena Wolflingseder / [030] Magazin