›City Sun Eater In the River of Light‹ ist ein tolles Album. Bei ihrem einzigen Deutschland-Gig in der Kantine am Berghain zünden WOODS allerdings nicht richtig.
Wenn Musik-Journalisten bei ihren Online-Recherchen nicht befriedigend fündig werden können, müssen sie hinaus ins Feld, vor die Bühne und live dabei sein. Gut so! Und so gesehen geht das Konzept des Brooklyner Quintetts, das sich den ungooglebaren Namen WOODS gab, auch auf. Leider aber will vor Ort der Funken nicht richtig überspringen.
Auf ihrer Europa- und (Achtung, spitzfindige Differenzierung) UK-Tour kommen WOODS zwischen dem holländischen Utrecht und Lund in Schweden auch für einen Tag nach Deutschland, am 27. Juni in die Berliner Kantine am Berghain. Angekündigt waren eine deeply knowledged Fusion aus Ethiopian Jazz, Tropicalia, Kraut, traurige Bläser, songwriterischer Detailreichtum und Spielfreude. Deeply unaufgeregt betritt Frontmann Jeremy Earl pünktlich um 21:30 mit Flipflops die Bühne. Er ist der Kopf der Band, gleichzeitig Inhaber des WOODSIST-Labels, auf dem die Americana-Psych-Folker gerade erst ihr neuntes Studio-Album ›City Sun Eater In the River of Light‹ veröffentlich haben. Eine schöne Platte, die viel erwarten lässt.
Kleben am Arrangement
Der Earcatcher-WhaWha-Sound vom grandiosen ›Can't See At All‹ wird zurecht wie auch insbesondere die anderen neuen Hits ›Sun City Creeps‹ oder ›Politics of Free‹ vom fröhlich schwofenden, nicht unzufrieden wirkenden Publikum bejubelt. Auch live sind es gelungene Arrangements, an denen die ansehnlichen jungen Musiker jedoch leicht hölzern kleben bleiben. Bis auf ein vertrautes Zwinkern von Drummer Aaron Neveu zu Gitarrist Jarvis Taveniere im Zugabenteil findet keine Interaktion on Stage statt. Letzterem wendet Bassmann Chuck Van Dyck seitlich vor den Drums permanent den Bühnenrücken zu. Ob Earl auch in Falsett-Stimme spricht, wird dem Publikum bis zuletzt nicht beantwortet. Ansagen kommen wenn, dann von Keyboarder und Saxophonist Kyle Forester: einmal zu Berghain-Techno, einmal zum Island-England-Spiel.
Immer wenn es lauter und psychedelischer wird, scheint es, als würde die Band aus ihrer verträumten 60's Roots-Pop-Routine ausbrechen können. Vor allem Taveniere schwingt dann seine Gitarre mit dem ›I'M IN‹-Sticker – wahre Spielfreude ist im Dämmerlicht der Kantine aber nicht zu erkennen. Musikalisch einwandfrei, Performance-mäßig aber nicht mitreißend. Dabei können die jungen Männer auch anders: in Gesprächen mit den Fans nach dem Konzert gehen die Mundwinkel durchaus auch mal nach oben. Von der Bühne aus hätte das die Crowd am Montag Abend in der ausverkauften Berghain Kantine durchaus positiv beleben können. Auch der Konzept-Gag, den WOODS-Merch-Stand stilsicher vor den Holzscheiten im Outdoor-Foyer aufzubauen, kommt beim Kritiker schließlich sehr gut an.