Jeder vierte Mensch erkrankt in Deutschland an einer psychischen “Störung”. Eine Foto-Ausstellung zeigt das Leben von psychisch Kranken. Der Titel: «Crazy». Kurz und plakativ.
Ein Tabu, kein Spiel
Psyche hat jeder. Dürfte klar sein. Wie kann es dann sein, dass psychische Krankheiten über Jahrzehnte tabu waren? Auch heute tun sich viele Nicht-Betroffene schwer mit dem Thema. Wenn jemand depressiv ist, heißt es: „Der soll sich nicht so gehen lassen“. Oder: „Reiß‘ dich doch zusammen“. Solche Sätze sprechen Bände und zeigen, wie wenig Verständnis es für seelische Erkrankungen gibt. Sie fallen heute zwar seltener, diese Sätze. Dafür ignoriert man das Thema einfach und meidet -bewusst oder unbewusst- Menschen, die davon betroffen sind.
Wenn jemand depressiv ist, heißt es: „Der soll sich nicht so gehen lassen“. Oder: „Reiß‘ dich doch zusammen“.
Sprache hilft oft dabei, Vorurteile zu bestärken. Im Medizindeutsch heißt eine solche Erkrankung oft noch „Störung». Die Menschen, die darunter leiden, sind also „gestört“. Solche Begriffe helfen wenig, die Krankheiten vom Stigma zu befreien. Jetzt zeigt die Ausstellung «Crazy» das Leben von psychisch kranken Menschen.
Empathie!
Jeder Vierte wird im Leben eine psychisch krank. Tendenz steigend. Die Ausstellung im „F3 – freiraum für fotografie“ in der Waldemarstraße 17 in Kreuzberg hat sich des Themas angenommen. Es ist vielleicht nur Zufall, dass alle Werke der Ausstellung bis auf die Bilder von Louis Quail von Fotografinnen stammen. Vielleicht liegt es aber auch in ihrer Empathie und Bereitschaft, sich mit den sensiblen Aspekten von Depression, Ängsten oder Sucht zu beschäftigen. Da wäre etwa “The Epilogue”. In der Bilderserie erzählt Laia Abril die Geschichte einer Familie, die ihre jüngste Tochter durch Bulemie verlor.
Die letzte Reise
Die Fotografin Sibylle Fendt dokumentiert in ihren Fotos die letzte Reihe eines Mannes und seiner an Demenz erkrankten Ehefrau. In den anderen Werken geht es um Depression, Schizophrenie und das Verhältnis von Gesunden zu erkrankten Verwandten. Die Eröffnung der Ausstellung ist am Donnerstag, 14. Februar, um 19 Uhr. Die Künstlerinnen stammen aus Spanien, England und USA. Übrigens 18 Millionen Betroffene gibt es in Deutschland. Es ist also Zeit, sich damit auseinanderzusetzen.
«Crazy»: Ausstellung zu psychischen Erkrankungen
15. Februar – 21. April 2019
Mi – So 13 – 19 Uhr
F3 – freiraum für fotografie
Waldemarstraße 17
Foto: © Louis Quail