Auf der Bühne im Deutschen Theater findet eine Pyjama-Party statt und man fragt sich: warum habe ich normale Straßenkleidung an? Wer schläft, kann trotzdem seinen Wünschen folgen. Das ist die Devise von Sophie Rois.
Den Tränen nahe
Der Regisseur René Pollesch hat mit dieser Aufführung vorige Produktionen von ihm in Sachen Heiterkeit übertrumpft. Der Name „Cry Baby“ suggeriert eigentlich etwas anderes. Jedoch hat man am Ende des ungewohnt kurzen Stückes keineswegs den Drang, Tränenflüssigkeit zu verlieren. Der von Christine Groß geleitete „Mädchenchor“ glänzt mit nervenden Sprüchen und begleitet Sophie Rois bei ihrem Auftritt durch das Sinnlose. Ihre Synchronität ist verblüffend und formt sie zugleich im Kopf zu einer Person.
Madame, Monsieur?
Das Stück hat nämlich keinen traditionellen Handlungsstrang. Vielmehr gleitet der Zuschauer von Thema zu Thema und kann sich an der Verkörperung verschiedener Figuren durch die Schauspieler erfreuen. Bernd Moss ist für kurze Zeit ein nervtötender Zuschauer auf einer angebauten Loge, der mehr Handlung im Stück fordert. Judith Hofmann und Christine Groß nennen sich abwechselnd „Monsieur“ und „Madame“ und führen melodische Dispute über den Gegensatz von Kunst und Leben. Man weiß nicht warum, aber doch versteht man es.
Kurz und knackig
Roy Orbisons „Crying“, welches zu Ende des Spektakels gespielt wird, passt thematisch und verleiht dem Ganzen einen Hauch Melancholie. Nur eine Stunde lang – kurz und knackig – ist das Stück „Cry Baby“. Teilweise dann auch noch lustig. Eine Wucht im wahrsten Sinne des Wortes. Am 27. Mai und am 19. Juni (mit englischen Übertiteln) wird man das Stück im Deutschen Theater zuletzt sehen können.
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Fotos: © Arno Declair