Wir befinden uns aktuell am Potsdamer Platz. Nein, nicht der Mauer hinterherweinen, sondern der ersten Pressekonferenz der Berlinale beiwohnen.
In wenigen Augenblicken betreten „Isle of Dogs“ – Regisseur Wes Anderson, einer der schrägsten aber auch kreativsten Köpfe der Filmbranche, und sein Cast um Greta Gerwig, Tilda Swinton, Bill Murray, Bryan Canston, Liev Schreiber, Jeff Goldblum und Jason Schwartzmann die Bühne der Pressekonferenzsaales im Grand Hyatt. Vor dem Gebäude, genauer vor der Tiefgarage, was die Chancen eher mindert einen Blick zu erhaschen, warten bereits seit einiger Zeit Autogrammjäger und Kiebitze auf ihre Chance die Stars des Eröffnungsfilmes live zu erleben. Hier drinnen nähern wir uns den dringendsten Fragen: Sind die Plätze noch frei? Wem gehört das Handtuch? und erzählt der jugendlich ausschauende Security-Mann neben der Bühne irgendwann der Boulevardpresse seine deepen Erfahrungen mit den Hollywoodstars? Wir sind gespannt! Stay tuned!
Los geht`s. Soeben betreten die die Filmschaffenden die Bühne.
Nach dem Vorstellung des Cast, der sich immer wieder unaufgefordert zu einer Gesangseinlage hinreißen ließ, geht die erste Frage an Wes Anderson. Wie er auf die Idee des Films gekommen ist? Es folgt eine kleine Exkursion durch die Gedankengänge des sehr sympathisch wirkenden Regisseurs, endend bei seiner Vorliebe für animierte japanische Filme von Kollegen wie Miasaki. Kurz: Der Klang und die Tonalität japanischer Filme unterscheide sich so maßgeblich von denen aus Nordamerika, Stichwort: In der Stille liegt die Kraft. Anschließend folgt die Gratulation eines amerikanischen Kollegen (die Amis haben es diesbezüglich einfach drauf) an Greta Gerwig, die mit ihrer Oscar-Nominierung als beste Regisseurin (erst als 5. Frau überhaupt), neben Bestes Orginaldrehbuch, für ihren Film „Lady Bird“, ihrem Kollegen Anderson in punkto qualitativem Erfolg in nichts nachsteht. Nachdem sich das Bühnenpersonal langsam mit den ersten Fragen eingegroovt hat, traut sich auch endlich Jo Schück, was haben wir alle dran gewartet, Moderator des hippen ZDF-Aspekte Formats, seine Frage zu stellen.
Einleitend mit der reaktionären Feststellung, Berlin sei die Stadt der Hunde. Zumindest des Hundekots, wie Bryan Cranston (oder war es Wes Anderson) feststellte, versandete das weitere Zusammenspiel des öffentlich-rechtlichen Fernsehens mit den Personen des öffentlichen Interesses allerdings in der Bedeutungslosigkeit. Dennoch: So langsam ist die versammelte internationale Journaille richtig warm geworden. Jeder der Anwesenden scheint einen Hund zu besitzen und nennt diesen jetzt namentlich. Jason Schwartzmann hat eine Dogge und bedankt sich umgehend bei seiner Mutter, für das Hundesitting während seines Berlinale Ausflugs. Greta hat wiederum keinen Hund, hätte aber gerne einen und ruft 2018 zu ihrem persönlichen „Jahr des Hundes“ aus. Wes Anderson hat seinen Hund Chief einfach in die Geschichte integriert. Die Freiheit eines Regisseurs. Jeff Goldblums Hund Woody ist übrigens ein Pudel, der von einem bösartigen Chihuahua gejagt wurde, welches zu einem Beinbruch führte. Bei Woody. Nicht bei Jeff. Aua. Die Stimmung ist mitfühlend. Kippt leicht ins Traurige als die verstorbenen Tiere auch noch Erwähnung finden. Das veranlasst Bob Balaban, Synchronstimme des Voice King, darauf hinzuweisen, dass er eine Katze hat und Hunde für blöde hält. Entsetzen bei den Vorrednern. Herzloser Katzenmann.
In der Folge verliert sich das Gespräch etwas in Banalitäten. Wie oft war jeder von Ihnen bei der Berlinale? wollte einer der Anwesenden, also nur er, wissen. Kurz durchgezählt, Tilda Swinton gewinnt. Bill Murray (ein paar Mal) aber er betont die diesjährige Berlinale ist die absolut Wichtigste für ihn. (Today, this is huge!). Alle vorigen Ausgaben könne man hingegen vergessen. Man lerne: Lachen ist gesund und Humor hat man oder nicht. Murray ist als Kind garantiert in einen trockenen Humortopf gefallen. Sehr angenehmer Zeitgenosse. Wir lassen es damit an dieser Stelle ausklingen und begeben uns ins Kino. Danke für eure Aufmerksamkeit. Live-Ticker Ende!!!