Wiener Dog, Hapiness, Dackel, Danny DeVito
Glücklich sieht anders aus. Danny DeVito in 'Wiener Dog'.

[030] Filmkritik: Wiener Dog

Todd Solonz ist bekannt für Tragikkomödien, die eine gewisse Epik anbieten, die den Anspruch an sich selbst zu haben scheinen, nicht nur zwei Stunden lang zum Lachen und zum Weinen oder zu Beidem gleichzeitig anzuregen, sondern auch die großen Sinnfragen des Lebens zu bearbeiten und die kleinen menschliche Abgründe als Verweise auf gesamtgesellschaftliche Unzulänglichkeiten in Szene zu setzen.

Deshalb sind sie oft so episodisch aufgebaut, deshalb sind die Dialoge so pointiert, deshalb haben die Charaktere immer diese aktantische, überzeichnete Note. Sein Opus magnus, über das die Kritik relativ einvernehmlich urteilte, dass es diesem Anspruch gerecht geworden ist, trägt den Titel Happiness und stammt bereits aus dem Jahr 1998. Da wirkt selbst Wiener Dog im Vergleich noch wie der weniger plakative Titel für eine Tragikkomödie. Bei diesem handelt es sich wie schon das deutsche Kinoplakat verrät um einen umgangssprachlichen englischen Begriff für einen Dackel und ein solcher verbindet auch die vier Geschichten, die der Film erzählt. Nachdem es sich zunächst sogar um das selbe Tier handelt, das zunächst den krebskranken Sohn eines reichen Vorstadtpaares erfreuen soll, nach gesundheitlichen Problemen dann von einer verschüchterten Tierarzthelferin vor dem Einschläfern gerettet und schließlich einem geistig behinderten Pärchen vermacht wird. Ein skurriles animiertes Musikvideo kündigt dann eine Pause an und lädt ein, im Foyer Nachschub an Popcorn und Getränken zu erwerben, eine Aufforderung, der auf Grund ihrer Artifizialität und der Angst, etwas zu verpassen, kaum ein Kinobesucher nachkommen dürfte, bevor der Hund in der zweiten Hälfte von einem einsamen und talentlosen Drehbuchautoren als Träger eines Bombenanschlags an einer Filmschule missbraucht wird und zuletzt als Begleiter einer verbitterten alten Dame auftritt, die die Fehler ihres Lebens bereut und sich vor dem Tod fürchtet.

Wiener Dog, Hapiness, Dackel, Danny DeVito
Glücklich sieht anders aus. Danny DeVito in 'Wiener Dog'. – Foto ©: Amazon Studios

Das menschliche Drama, das er katalysiert, wird dabei von dem hochkarätigen Cast aus Greta Gerwig, Danny DeVito und Elly Burstyn durchwegend überzeugend umgesetzt, die Inszenierungsstrategien Solonz' überzeugen aber nur bedingt. Der Film enthält zwei lange Schocksequenzen, die wohl besonders schwarzhumorig wirken sollen, in der Praxis aber leider recht platt sind und bald ein Gefühl von „Ich hab es verstanden, können wir weitermachen?“ hervorrufen. So wird in Episode eins mehrere Minuten lang zu seichter Klavierbegleitung eine Strecke aus blutigem Kot gezeigt, die der erkrankte kleine Tierkörper hervorgebracht haben soll und die letzte Sequenz des Films zeigt nicht nur, wie der Dackel überfahren wird, sondern wie auch noch vier weitere Autos mit einigem zeitlichen Abstand die Innereien des Dackels auf der Straße verteilen. Obwohl weder gegen entschleunigtes Erzählen noch gegen schwarzen Humor grundsätzlich etwas einzuwenden ist, im Gegenteil dem geneigten Programmkinogänger sogar ein eher heimeliges Gefühl vermitteln dürften, fühlt man sich hier vom Regisseur schlicht etwas unterschätzt und unterfordert. Ähnlich verhält es sich mit den pointierten Dialogen und den überzeichneten Charakteren. Nur einzelne Momente erwecken wirklich den Eindruck geschickt observierter Gesellschaftskritik oder kluger Lebensphilosophie oder gelungenen Zynismus. Eine Essenz, die den Zuschauer noch auf dem Heimweg begleitet, dürfte sich in den seltensten Fällen herausbilden und so muss sich Wiener Dog gemeßen an Solonz' Backkatalog leider im Mittelmaß einordnen.

Wiener Dog

Länge: 93 min.

Regie: Todd Solonz

DarstellerInnen: Greta Gerwig, Danny DeVito, Julie Delpy, Kieran Culkin, Ellen Burstyn

Kinostart 28. Juli 2016

Wir verlosen 3 x 2 Kinofreikarten und 3 x das Plakat von 'Wiener Dog'.
E-Mail mit Namen und Betreff 'Wiener Dog' an:
verlosung@berlin030.de

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