Eine schlechte Raumbelüftung kann zu vielen negativen gesundheitlichen Folgen wie Kopfschmerzen, Unkonzentriertheit und Müdigkeit führen. Gerade, wenn man sich viel in Innenräumen aufhält, sollte man deshalb auf eine effektive Belüftung achten. Doch welche Faktoren müssen dabei eigentlich berücksichtigt werden und welche Technologien kommen zum Einsatz?
Diese und weitere Fragen beantwortet Michael Merscher, Technischer Leiter des führenden Lüftungsunternehmens LUNOS, in diesem Beitrag.
Guten Tag, Herr Merscher! Sie sind Technischer Leiter des Weltmarktführers für dezentrale Lüftungsanlagen LUNOS. Können Sie uns zum Einstieg ein wenig über das Unternehmen erzählen?
Michael Merscher: Die Geschichte der LUNOS Lüftungstechnik GmbH reicht zurück bis ins Jahr 1959. Damals ging das Unternehmen aus dem Familienbetrieb des Bauunternehmers und Architekten Benno Schöttler hervor, der seit 1949 Lüftungsschächte und -steine produzierte und sich einige Zeit später auf Kleinlüfter für den Wohnbereich konzentrierte. Das erste Modell kam 1952 auf den Markt. Damit war der Grundstein für eine erfolgreiche Unternehmensgeschichte gelegt, die noch viele Jahrzehnte fortdauern sollte. Der erste passive Außendurchlass aus Kunststoff erschien 1960. Um eine optimale Serienproduktion sicherstellen zu können, baute LUNOS eine eigene Kunststoffspritzerei und Produktionsanlagen für den Bau von Werkzeugen und Motoren auf. Für Neuentwicklungen zeichnete das hauseigene Planungs- und Entwicklungsbüro verantwortlich. Auf seine Konzeptionen gehen unter anderem der erste Axiallüfter zur aktiven Entlüftung von 1965 und der erste Radiallüfter für die Wohnung von 1974 zurück. Der ist auch heute noch die technische Grundlage für alle auf dem Markt erhältlichen Radiallüfter. Alle LUNOS-Axial- und -Radiallüfter waren in den 1980er Jahren bereits mit geschlossenen Innenblenden erhältlich. Vorher gab es diese Komponente überhaupt nicht. Heute zählt sie marktübergreifend zum absoluten Standard.
Das Thema Luftqualität spielt bei Ihrer täglichen Arbeit also eine zentrale Rolle. Was macht sie eigentlich aus?
Michael Merscher: Ja, das Thema Luftqualität ist für uns von zentraler Bedeutung. Dabei ist hervorzuheben, dass es nicht nur ein einzelnes Kriterium gibt, sondern dass mehrere Faktoren eine Rolle spielen. Zunächst einmal ist wichtig, dass die Luft von mechanischen Verschmutzungen wie Pollen, Stäuben und ähnlichen Partikeln freigehalten wird. Das gilt ebenso für Gerüche und Gase, die zum Beispiel von Autos und Heizanlagen verursacht werden. Weitere Faktoren, die berücksichtigt werden müssen, sind der CO2-Gehalt, die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit. Dabei reicht es für eine subjektiv als schlecht empfundene Luftqualität schon aus, wenn nur ein Faktor von den als komfortabel empfundenen Werten abweicht. So kann etwa schon eine zu niedrige oder zu hohe Luftfeuchtigkeit den Komfort in einem Raum deutlich verringern, auch wenn die sonstigen Werte in Ordnung sind.
Ab welchem Punkt reicht es nicht mehr aus, sein Fenster einfach nur zu öffnen, um einen effektiven Luftaustausch herbeizuführen?
Michael Merscher: Früher gab es noch nicht die besonders dichte Bauweise, die man heute aus Energieeffizienzgründen standardmäßig verwendet. Stattdessen weisen Altbauten eine Vielzahl von natürlichen Öffnungen auf, durch die die Räume belüftet werden. Grundsätzlich kann man das Fehlen dieser Öffnungen mit dem Öffnen des Fensters ausgleichen, allerdings sind die meisten Menschen tagsüber nicht zuhause, sodass die notwendigen Luftwechselraten nicht sichergestellt werden können. Auf der anderen Seite ziehen dauerhaft geöffnete Fenster Probleme wie ein erhöhtes Einbruchsrisiko und einen verstärkten Polleneintrag nach sich. Aus diesen Gründen sind Lüftungsgeräte in den meisten Fällen sinnvoll, um das Wohnklima zu verbessern und die Bausubstanz zu schützen.
Was muss man bei der Auswahl eines Belüftungssystems beachten?
Michael Merscher: Wichtig ist zunächst einmal die Frage, ob es sich um ein saniertes Gebäude oder um einen Neubau handelt. Bei einem Neubau hat der Bauherr die Wahl zwischen zentralen und dezentralen Systemen. Bei einer Sanierung kann ein dezentrales System vergleichsweise einfach eingebaut werden. Danach kommt es darauf an, die verschiedenen Faktoren gewissenhaft gegeneinander abzuwägen. Wichtig sind hier etwa die Kosten für Anschaffung und Wartung, aber auch der Funktionsumfang. Mitunter müssen zudem besondere Probleme wie Geruchsabfuhr und Schallschutz ins Kalkül gezogen werden. Hier gibt es ganz unterschiedliche Lösungen, die an die jeweilige Situation angepasst werden können.
Wie hat sich die Corona-Pandemie auf die Nachfrage nach Belüftungssystemen ausgewirkt?
Michael Merscher: Im Laufe der Krise hat sich deutlich gezeigt, wie wichtig frische Luft ist. Das gilt vor allem für Schulen, aber auch für Betriebe. Hier tragen sie verlässlich dazu bei, unerwünschte Partikel aus der Raumluft zu entfernen und damit einen Beitrag zu langfristigem Gesundheitsschutz zu leisten.
Was sind aktuell die wichtigsten Entwicklungen beim Thema Belüftungstechnik?
Michael Merscher: Besonders wichtig ist das Thema Schall. Objekte werden heute immer mehr an schallbelasteten Stellen gebaut, an die viele Projektentwickler vor Jahren noch gar nicht gedacht haben. Das liegt vor allem daran, dass verfügbarer Bauraum knapper wird und neue Flächen erschlossen werden müssen. Häuser werden aber auch immer dichter und besser gedämmt. Das führt dazu, dass man Geräusche stärker wahrnimmt, die man früher kaum gehört hat. Das gilt zum Beispiel für das Ticken von Uhren, für die Kompressoren von Kühlschränken und eben auch für Lüftungsanlagen.
Welche Pläne haben Sie mit LUNOS in den kommenden 10 Jahren?
Michael Merscher: Zunächst einmal ist es unser wichtigstes Ziel, unsere internationale Marktführerschaft weiter auszubauen und auch in Zukunft führend zu sein, wenn es um Technologie und Verkaufszahlen geht. Deshalb investieren wir weiter stark in unsere Forschungsabteilungen, um unseren Kunden auch in Zukunft die optimalen Lösungen für ihre Räumlichkeiten anbieten zu können. Darüber hinaus wollen wir aber auch ein Teil der Energiewende sein und unseren Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten
Dann wünschen wir für die Zukunft alles Gute und danken Ihnen für das informative Gespräch.
Über LUNOS
Die 1959 gegründete LUNOS Lüftungstechnik GmbH ist Weltmarktfrüher für Lüftungstechnik und betreut einen internationalen Kundenstamm im privaten und gewerblichen Bereich. Der Fokus des Unternehmens liegt auf der dezentralen Wohnraumbelüftung, wobei auch Wärmerückgewinnungssysteme, Smart-Home-Ausstattungen und eine große Bandbreite an Zubehörelementen zum Sortiment gehört.