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Frühling, Sommer und Herbst, sprich die motorradfreundliche Zeit, neigt sich dem Ende entgegen. Ein guter Grund für eine letzte Tour. Vom 2. bis 6. November bin ich deshalb gen Westen geeilt, um noch ein paar Kilometer auf einer neuen Yamaha Tracer 900 GT zu reißen. 

Los ging es in Neuss bei Düsseldorf, wo mir Yamaha die Maschine zur Verfügung stellte. Meine Tour ging über Brüssel, Richtung französische Atlantikküste zurück über die Ardennen nach Lüttich und wieder gen Neuss. Knapp 1400 Kilometer Strecke in fünf Tagen mit Übernachtungen in einem belgischen Zirkuswagen (schick, aber sehr kalt, dafür lecker Frühstück) und einem Baumhaus in einem dunklen Wald in der Champagne (spooky in der Nacht; idyllisch am Morgen). Ein [030]-Tourbericht.

Prenzlauer Berg – Tegel – Düsseldorf – Neuss

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Start der Tour: Berlin Tegel nach Neuss bei Düsseldorf. Hier ist der Hauptsitz von Yamaha Deutschland.

Wenn mich der Wecker statt das Kind aus dem Bett scheucht, dann muss es früher sein, als gewöhnlich. Dem Piepton ergebe ich mich selten und wenn, dann nur für Ereignisse auf die ich mich besonders freue. Fünf Tage mit einem fabrikneuen Motorrad, einer Yamaha Tracer 900 GT, durch Belgien und den französischen Norden stand im Kalender. Die letzte Zweiradtour des Jahres. Ein Highlight am Ende einer tollen Saison. Meine Taschen mit der Ausrüstung hatte ich bereits am Vorabend gepackt. Also schnell aus dem Bett. Angezogen und los ging es. Der Flug nach Düsseldorf stand für 8.55 Uhr auf dem Programm.

Car Sharing gen Tegel, pünktlich zum Check-in und schon war ich in der Luft. Einen Kaffee und einen O-Saft später stand ich auf Düsseldorfer Grund.

Von dort ging es per Bahn nach Neuss. Grenzt gleich an die nordrhein-westfälische Hauptstadt, ist aber per Bahn und jeder Menge Gepäck eine kleine Tortur. Angekommen am Zielbahnhof stellte ich fest, dass weder Taxis noch Car-Sharing, sondern nur eine schnöde Bushaltestelle mein Weiterkommen ermöglichten. Nun gut, dies hatte zur Folge, dass ich genau zur Mittagspause in der Hauptzentrale des japanischen Motorradherstellers Yamaha eintraf. Es gibt sie also noch. Die gute geregelte Arbeitszeit. Willkommen im Westen. Für mich eine gute Gelegenheit, das eigene Tempo etwas runterzuschrauben. Wobei, gar nicht so einfach mit der Vorfreude auf die anstehende Tour im Nacken.

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So stand sie da: Yamha Tracer 900 GT. – Foto: © Yamaha Motor EU

Übergabe in Neuss

Ein kurzes Hallo mit meinem Ansprechpartner, etwas Small-Talk über die anstehenden Reisepläne und da stand die Maschine. 2018 gelauncht, ordnet sich die Tracer 900 GT etwas unterhalb des großen Yamaha Adventurebikes, der legendären Ténéré ein. Kompakter als das Dakar Bike kommt die aktuellste Version des Sport-Tourers mit neuer Verkleidung und verbesserten Fahreigenschaften daher. Mit Farb-TFT-Cockpit, abgeleitet von dem Supersportler YZF-R1, dem Quickshifter System für schnelles Hochschalten ohne Kupplungsbetätigung und der eingebaute Tempomat sind nur einige der Highlights des knapp 13.000 Euro teuren Gefährts, welche man bei langen Touren zu schätzen lernt. Aufgrund der Jahreszeit habe ich mich persönlich besonders auf die Heizgriffe gefreut. Wer mag es mir verdenken. Bei 1400 Kilometer, also im Schnitt um die 280 Kilometer am Tag, über Landstraße wohlgemerkt, kann etwas Wärmeunterstützung nicht schaden.

Letzte Vorbereitungen

Während nach kurzer Bewunderung der Leihmaschine der hauseigene Yamaha-Techniker -ein unglaublich netter, wie kompetenter Mann mit ordentlich Offroad Erfahrung- so nett war mir die mitgebrachte Navi-Halterung zu installieren – ich baute auf das Garmin zūmo 396 LMT-S, dazu später mehr – warf ich mich schon mal in meine Montur und begann, das Gepäck zu verstauen. Zwei Koffer sind bei der Maschine ab Werk dabei. Ich selber habe noch einen kleinen Rucksack für den Schnellzugriff, sowie zwei wasserdichte Taschen der Schweizer Marke Enduristan mit dabei.

Meinen ursprünglichen Plan, im Zelt zu übernachten, verwarf ich im Laufe der Vorbereitungen.

Nicht etwa wegen der Kälte Anfang November, vielmehr weil ich es besser fand, auf konkrete Ziele zuzufahren. Sprich, von Neuss ging es direkt nach Mecheln, ca. 35km nördlich von Brüssel. Da es bei Abfahrt bereits 14 Uhr schlug, ich somit schon rund 9 Stunden auf den Beinen, war ich ganz froh, am ersten Tag der Reise einem konkreten Ziel entgegenzufahren. Auch wenn dieses noch gut 200 km von meinem Startpunkt entfernt war. Zeit loszufahren.

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Meine Begleiterin für die kommenden fünf Tage durch Belgien und Frankreich: die Yamaha Tracer 900 GT.

Erster Eindruck

Eigentlich braucht es bei Motorrädern, die man noch nicht kennt, immer ein wenig, bis sich Fahrer und Gefährt miteinander synchronisert haben. Nicht so mit der Tracer. Nach den üblichen kleinen Anpassungen, Spiegel, Sitzposition, Fahrverhalten, etc. war man auch schon eins mit der Maschine.

Anders als meine privaten Zweiräder aus der XT-Familie, macht die Tracer ihrem Super-Tourer-Anspruch alle Ehre.

Die Sitzbank ist mehr als komfortabel und der 3-Zylinder mit 847 ccm und 115 PS bugsiert die knapp 260 Kilo, davon 227 Kilo ‚Leergewicht‘, so unglaublich geschmeidig durch die Landschaft, wie ein heißes Messer durch Butter gleitet. Das macht mich sehr optimistisch für die nächsten Tage, die ich hauptsächlich auf dem Buckel dieser Maschine verbringen werde. Ist ja eine Bikertour und kein Wellness-Urlaub.

1. Stopp in Belgien

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Der erste Morgen nach einer kalten Novembernacht in einem belgischen Zirkuswagen.

Nachdem die Tracer und ich uns etwas über zwei Stunden durch die Niederlande, Belgien, mit kurzer Orientierungslosigkeit in den Tunneln des europäischen Epizentrums besser kennengelernt hatten, landeten wir am Abend an unserem ersten Stopp in Mecheln. Ein kleines Städtchen nördlich von Brüssel. Hier verbrachte ich die Nacht in einem Zirkuswagen, den man via Airbnb (hier anmelden) buchen konnte.

Morgendliches Highlight in Belgien: das Trockenklo. Vorne klein. Hinten groß.

Mülltrennung auf höchstem Niveau. Das Duschen habe ich mir bei Temperaturen um den Gefrierpunkt gespart. Lieber müffeln als frieren. Ich bin bereits jetzt wirklich sehr froh, dass ich mich gegen das Zelten entschieden zu habe. Ich wäre definitiv gestorben. Bodenfrost sei Dank.

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Frostige Nacht. Leckeres belgisches Frühstück.

Allerdings war es im Wagen auch nicht sonderlich kuschelig, aber für die bibbernde Nacht entschädigte zumindest der Morgen im Grünen mit einem famosen Frühstück. Danke dafür an die sehr charmanten Gastgeber. Im Gespräch mit ihnen fiel mir übrigens auf, dass ich – mal abgesehen vom Fußball – keine Belgier persönlich kenne. Gibt es welche in Berlin? Meldet Euch und laßt mal quatschen.

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Die Airbnb-Bewertung meiner belgischen Gastgeber. Besser hätte ich es auch nicht formulieren können. Wo sie recht haben… Danke dafür.

2. Station: französische Atlantikküste

Für den zweiten Tag meiner Tour hatte ich mir eine etwas kürzere Distanz zurechtgelegt. Ich wollte stattdessen den Fokus auf Land und Leute legen. Seitenstraßen fahren. Landstraße. Gemächliches Tempo, statt Autobahn-ballern. Glücklicherweise ist die Yamaha Tracer für beide Szenarien das passende Bike. Flottes Kilometerfressen nimmt sie ebenso unbeeindruckt hin, wie entspanntes Cruisen durch die belgische und französische Landschaft. Man kommt, dank der Zuverlässigkeit des Bikes, richtig ins Genießen. Die Gedanken befreien sich von dem Alltäglichen und man ist vollkommen im Hier und Jetzt.

Das Schöne am Motorradfahren ist, dass man sich jeden Meter als Teil der Umgebung fühlt. Mittendrin statt nur dabei.

Am Abend spürt man dann zwar die hinter einem liegende Strecke in Form einer bleiernen körperlichen und geistigen Müdigkeit, ist aber auch von einem Gefühl der Glückseligkeit umgeben, wieder richtig was gerissen zu haben. Seine Umgebung gespürt zu haben. Ein unbeschreiblich schönes Gefühl. Welches ich am Ende des zweiten Tages in einem weißen Chalet über einem kleinen Dorf in Nordfrankreich ausklingen ließ. Nachdem ich mir in der Gästeküche noch etwas zu essen zubereitet hatte, Bohnen mit Speck und Spiegelei, fiel ich umgehend in einen tiefen Schlaf. Und wieder die Feststellung: eine gute Entscheidung, nicht das Zelt gewählt zu haben. Es ist einfach ein tolles Gefühl nach getaner Fahrt einen warmen Platz für die Nacht zu haben. Zumindest im Spätherbst. Im Sommer wäre ich da flexibler. Hätte dann zeitlich auch etwas großzügiger geplant.

Rund 1400 Kilometer in 5 Tagen. Die Hauptroute ging über Belgien und Frankreich.

Vom Atlantik bis in die Ardennen

Am dritten Tag stand die größte Strecke auf dem Navi. Knapp 400 Kilometer. Erst an die Atlantikküste und dann ein scharfer Schlenker zurück gen Osten in die Ardennen, genauer nach Haulmé. Hier hatte ich mir ein Baumhaus als Unterkunft ausgesucht. Die kürzeste Strecke war hierbei der Weg an den Atlantik. Von meinem Übernachtungsort brauchte ich keine 45 Minuten bis ich in Bologne-sur-Mer ankam. Meinen ursprünglicher Plan bis runter nach Fort-Mahon-Plage zu fahren, verwarf ich kurz nach Ankunft.

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Willkommen am Atlantik: Kurzer Selfie-Zwischenstopp vor der längsten Teilstrecke der Reise.

Über 300 Kilometer lagen schließlich noch vor mir. Klingt jetzt nicht so viel, bedenkt man aber, dass man auf französischen Landstrassen nur 80 km/h fahren darf und diese wegen Kreisverkehre und Ortsdurchfahrten, die alle paar Meter auftauchen, nur selten erreicht werden, musste ich mit einer Fahrtzeit bis zu meinem heutigen Ziel von knapp 6 Stunden planen. Pausen noch gar nicht eingerechnet. Auf einem Motorrad im Herbst schon ein heftiger Brocken.

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Ein Licht im dunklen Wald.

Übernachten im Baumhaus?

Und als wäre das nicht genug, hatte ich während der Fahrt auch ordentlich Generve durch die Navi-Halterung meines Garmin zūmo 396 LMT-S, die sich ständig löste und mich mehrmals zum unfreiwilligen Halten zwang. Am Ende der Reise verabschiedete sie sich während der Fahrt letztendlich komplett. Das Gerät konnte ich gerade noch so packen, bevor es der Autobahn zum Opfer fiel. Mehr dazu und meinen heldenhaften Griff seht ihr im Video. Nur kurz:

Boah, was war ich genervt von dem Teil.

Das war auch der Grund, warum ich zeitweise ernsthaft daran zweifelte, ob ich die komplette Tagesstrecke überhaupt schaffen würde. Wäre ärgerlich gewesen, denn das Baumhaus war gebucht und bezahlt (ja, kostete etwas) und folglich das Geld dann futsch. Ob ich es geschafft habe, mein Baumhaus zu erreichen? Das erfahrt ihr im obigen Vlog zur Tour. Euch erwartet knapp eine Stunde feinstes Born-to-be-wild-Feeling an meiner Seite. Was könnte es Schöneres geben?

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Was haltet Ihr von der Tracer 900 GT?
Womit geht Ihr auf Reisen?
Kommentare willkommen.

 

Unser Dank geht an Yamaha Deutschland für die unentgeltliche Leihstellung der Tracer 900 GT.
Dieser Beitrag ist weder gesponsert, noch von Yamaha in irgendeiner Form inhaltlich begleitet.
Eine Vergütung erfolgte nicht.