Es war ein „Streit & Zuversicht“ Abend der Gegensätze: Auf der einen Seite die Verheißungen künstlicher Intelligenz (KI) als kreatives Werkzeug, auf der anderen die Sorge um den Verlust menschlicher Einzigartigkeit. Im Mittelpunkt stand die Frage, ob KI die Kreativbranche zerstört oder ihr neue Flügel verleiht. Die Diskussion im vollbesetzten Saal war dabei so lebendig wie das Thema selbst – und keineswegs eindeutig.
Mensch gegen Maschine – oder doch miteinander?
Der Abend begann mit den Keynotes der Panelist*innen. JakoJako, Produzentin und Berghain-Resident, brachte es direkt auf den Punkt: „Magische Momente entstehen nur durch echte, menschliche Interaktion.“ Für sie ist KI ein Werkzeug, kein Ersatz für die Authentizität, die zwischen Menschen entsteht. Brenda Blitz, Musikerin und Produzentin, sah das anders – oder besser: optimistischer. In einer Live-Performance zeigte sie, wie KI helfen kann, Songs zu kreieren. „Freude statt Furcht“ lautete ihr Motto. Für Blitz ist die Maschine kein Feind, sondern eine Erweiterung menschlicher Kreativität. Die provokanteste Perspektive kam von Franziska Hansel, AI-Filmmaker und Expertin für Ethik und Bias: „Wenn KI als seelenlos gilt – hat dann ein Pinsel eine Seele?“ Ihr Argument: KI sei ein Werkzeug wie jedes andere – und die Verantwortung liege beim Menschen, der es benutzt.
Rechte, Risiken, Regeln
Doch nicht alle blieben so gelassen. Katharina Uppenbrink, Geschäftsführerin der Initiative Urheberrecht, warnte davor, dass KI nicht nur Potenziale, sondern auch Risiken birgt. Klare Regeln seien nötig, um die Rechte von Künstler*innen zu schützen und die kreative Vielfalt nicht in eine rechtliche Grauzone abgleiten zu lassen. Noch schärfer formulierte es Matthias Hornschuh, Komponist und GEMA-Aufsichtsrat: KI sei „der größte Diebstahl in der Menschheitsgeschichte“. Seine Warnung: Wenn KI ohne Rücksicht auf Urheberrechte trainiert wird, drohe die Aushöhlung der künstlerischen Autonomie.
Eine hitzige Debatte
Moderiert von Anna Dushime, entwickelte sich eine lebendige Diskussion, in der die Positionen zwischen Euphorie und Alarmismus hin- und herpendelten. Das Publikum mischte sich ein, stellte Fragen, brachte eigene Erfahrungen ein. Am Ende zeigten sich auch die Zahlen auf der Abstimmungstafel bewegt: Die Fraktion „KI zerstört die Kreativbranche“ gewann 9 Prozentpunkte hinzu – ein kleiner Erfolg in einem großen Streit.
Fazit: Zwischen Chancen und Grenzen
Der Abend machte deutlich: KI ist weder die Rettung noch das Ende der Kreativbranche. Sie ist ein Werkzeug, dessen Potenzial sich zwischen menschlicher Kreativität und technischer Präzision bewegt. Der entscheidende Punkt bleibt, wie wir damit umgehen – und welche Regeln wir für ihre Nutzung aufstellen. Die Diskussion um KI wird weitergehen, genau wie die kreativen Experimente mit ihr. Die Branche, so viel steht fest, ist noch lange nicht am Ende.
Mehr Informationen zur Reihe „Streit & Zuversicht“ findet Ihr auf Instagram unter @holtzbrinckberlin.