Fünf Jahre nach den Ausschreitungen auf dem Maidan liegt in der Ukraine Veränderung in der Luft. Studierende der Freien Universität Berlin erkundeten die kreative Szene Kiews und zeigen Portraits junger Talente, die gewillt sind, ihre Stadt neu zu gestalten.
Wie der Phönix aus der Asche
Kiew November 2013: auf dem Maidan der ukrainischen Hauptstadt brechen Revolten aus. Aus Unzufriedenheit der Bevölkerung gegenüber der politischen Lage resultiert eine Demonstration, die sich zunehmend von der Bezeichnung „friedlich“ entfernt. Der Platz um das Unabhängigkeitsdenkmal steht in Flammen. Menschen schreien, schießen, sterben.
Kiew Mai 2019: der Maidan ist wieder touri-freundlich. Alle Zeichen der Ausschreitungen wurden säuberlich entfernt, die umliegenden Gebäude renoviert, das Blut von den Pflastersteinen geschrubbt. Selbst die Bäume, durchlöchert von Patronen, wurden herausgerissen und neue gepflanzt. Das einzige, was noch an die Geschehnisse erinnert, sind aufgestellte Fotografien der vermeintlichen Helden. Während der Bürgerkrieg weiterhin in den östlichen Regionen Lugansk und Donezk den Alltag bestimmt, liegt in Kiew der Umbruch in der Luft.
Generation des Umbruchs
Wer hat bekanntlich die Zukunft in der Hand? Natürlich. Die Jugend! Mit einem Mulitmedia-Projekt zeigen Studierende der FU, wie junge Künstler*innen versuchen, eine neue Kultur außerhalb des post-sowietischen Status aufzubauen. Unter der Aktion „Kak Dela Kyiv“, übersetzt „Wie geht’s Kiew?“, präsentieren sie Portraits von Kunst- und Modeschaffenden, DJs, Schriftsteller*innen und Journalist*innen der Region. Diese Menschen spüren die Veränderung in ihrem Land und möchten Teil dessen werden. Die Wende bringt einen Leerraum zu Tage, den es mit neuen Ideen und Ansichten zu füllen gilt. Die Palette der Beteiligten ist breit gefächert. Sie haben unterschiedliche Backgrounds und Sichtweisen auf die Geschehnisse. Was sie vereint ist der Wille, alte Strukturen aufzubrechen. Die Ukraine ist weiterhin geprägt von Korruption, Unterdrückung der Meinungsfreiheit, radikalem Patriotismus und Homophobie. Kein Platz für Wachstum und Diversität. Könnte man meinen.
Kreativität gegen veraltete Standards
Durch die Revolten veränderte sich das Denken der jungen Generation. Anstatt weiterhin daran festzuhalten, ein Teil der EU zu werden, wollen sie europäische Standards in ihrem eigenen Land verwurzeln. Durch Happenings, Skulpturen, Gemälde, Musik und Mode werden sie laut und zeigen, dass die Ukraine mehr zu bieten hat als grauen Plattenbau und Schlaglöcher. Die Veranstaltung „Kyiv’s Now Generation“ präsentiert die Ergebnisse des Projekts und macht auf das kulturelle Potenzial dieser Stadt aufmerksam. Geleitet wird der Abend von Jana Antonissen, Nadja Scherff und Kateryna Mishchenko. Letztere ist eine ukrainische Schriftstellerin und Co-Autorin des Buches „The Ukrainian Night“ von Miron Zownir. Hierbei handelt es sich um eine Sammlung diverser Schicksale Beteiligter des Euromaidans. Dabei steht nicht die Politik im Vordergrund, sondern Menschen, die zum Werkzeug dessen wurden. Genau solche Menschen und ihre Kraft etwas zu bewegen, werden zum Mittelpunkt der Präsentation mit anschließender Diskussion.
Kyivs’s Now Generation | Kak Dela Kyiv
2. Juli 2019, 18:30
ZOiS Forum
Mohrenstr. 60
10117 Berlin
Hier geht’s zur Veranstaltung.
Foto: © Promo