Als Teil des Berliner Trios Brandt Brauer Frick und mit dem noblen Ziel, repetitive Formen elektronischer Tanzmusik mit moderner klassischer Musik zu verbinden, arbeitet Daniel Brandt schon viele Jahre an der Sprengung von Genregrenzen. Sein Solodebüt ist eine elegische Schichtung organischer Klänge und lässt die Zeit vergessen.
Du bist der Erstgenannte bei Brandt Brauer Frick. Darfst du deshalb als erster Solopfade bewandern?
Ich hatte einfach Bock und eine Idee im Kopf, die ich dann letztendlich gar nicht so umgesetzt habe. Ich wollte zunächst ganz viel mit Becken arbeiten und es sind auch viele Becken auf dem Album zu hören. Dann hatte ich aber in erster Linie Spaß daran, mit mir selbst Mucke zu machen.
War es eine einsame Produktion?
In einer Phase habe ich mich wirklich in einer Waldhütte eingeschlossen. Später bin ich mit meiner Freundin durch Kalifornien gereist und wir hatten verschiedene Airbnbs gebucht, eines davon am Joshua Tree Nationalpark mitten in der Wüste. Es waren inspirierende Orte, an denen ich mich aufgehalten habe. Ich mag das normale Studioding nicht so gerne. Ich bin lieber mit kleinem Setup unterwegs und habe eine schöne Aussicht.
Album und Band tragen den Titel „Eternal Something“. Hast du den Anspruch, ein zeitloses Stück Musik zu schaffen?
Damit kann man sich schlecht selbst schmücken. Die Stücke sollen wirken, als könnten sie auch ewig weitergehen, obwohl sie irgendwann enden. Das war die Idee. Irgendwo ist der Name auch ein Joke. Alle Künstler denken, sie schaffen etwas für die Ewigkeit, im Endeffekt ist es aber doch ganz klein. Deshalb das vage „something“.
Hast du den Anspruch, Musik zu machen, die man live so exakt wie möglich reproduzieren kann?
Ich mag es auch, wenn die Platte ein bisschen anders klingt, damit das Konzert einen Mehrwert bietet. Das heißt nicht, dass man den Sound so exakt und präsent wie auf der Platte nicht hinbekommt, sondern dass die Musik eine andere Energie und auch andere Längen hat. Parts, die es etwas härter abgehen, werden wir live verlängern und sogar tanzbar machen. Sowas habe ich auf der Platte bewusst vermieden.
Wenn man im Moment deine noch etwas brach aussehende Website aufruft, steht da „Eternal Something – The Movie“. Was ist das?
Dazu habe ich über 50 GB YouTube-Videos heruntergeladen. Das Ganze soll eine Art neue Version von "Koyaanisqatsi" von Philip Glass werden. Eine Found-Footage-Kompilation aus Allem, was auf der Welt so gleichzeitig passiert: Handy, Sex, Yoga. Dann die Mucke drüber und zwischendurch noch so Audiocollagen aus TED Talks. Das ist gerade fertig geworden und ein ziemlich abgefuckter Film.
Kürzlich hast du für deinen Soundcloud-Account „Six Pianos“ von Steve Reich aufgenommen. Auch als Schlagzeuger müsste Steve Reich eine spannende Inspiration darstellen.
Steve Reich finde ich schon lange total geil. Ich glaube, es war unmittelbar vor der ersten BrandtBrauerFrick Session, als wir zusammen auf einem Konzert in Köln waren, bei dem er selbst im Ensemble mitgespielt hat. Der spielt selbst zwar total scheiße, war aber damit schon von Anfang an prägend für unsere Musik.
Live am MO 15.5. ab 20 Uhr in der Kantine am Berghain.
Fotocredit: Andreas Waldschütz