So viele Selbstmorde wie nirgends auf der Welt. Litauen, das kleine baltische Land, hat den traurigen Rekord lange gehalten. Was ist das für ein Land? Das Litauische Filmfestival gibt Einblicke. Wir gucken rein.
Noch immer nehmen sich in Litauen die meisten Menschen das Leben. Nicht falsch verstehen. Die meisten Menschen in Litauen nehmen sich natürlich nicht das Leben, aber verglichen mit anderen Ländern führt das Land auf dem Baltikum die Statistik an. Zwar nicht mehr weltweit, aber noch in Europa. Um es aber gleich zu verraten, oder im Film-Sprech: zu“spoilern“: In Litauen gibt es noch andere Themen. Das mag überraschen. Das kleine Land, das nicht mal so viele Bürger hat wie Berlin, hat sogar ein Filmfestival. Und es findet in Berlin statt.
Wie kann ein Land, in dem nur 2,9 Millionen Menschen leben, ein eigenes Filmfestival unterhalten. Weil es gute Filme hat, das Land. Punkt. Sagen wir mal so. Nein, Berlin hat nicht nur Berlinale. Es rollt auch den Kleinen den roten Teppich aus. Für alles gibt es ein Filmfestival, für jedes exotische Thema. Wieso nicht für „Litauen“? Dieses kleine baltische Land veranstaltet es mittlerweile zum achten Mal bei uns. Hier ist die Geschichte eigentlich zu Ende, du kannst dir also jetzt eine Kinokarte kaufen und in einen der 50 Filme gehen. Wovon 45 Kurzfilme sind. Wir erwähnen das nur der Sicherheit halber, nicht dass du dich nach 30 Minuten wunderst, warum alle den Saal verlassen. Reicht jetzt mit dem teasern, ran ans Eingemachte, an die Filmrolle und dann schön langsam mit dem Dosenöffner des lesernahen Journalismus‘ öffnen, die Litauen-Dose.
Kaufen statt saufen
Jetzt fragst du dich vielleicht, wie man auf die Idee kommt, ein litauisches Filmfestival zu machen. Also, „Litauisches Kino Goes Berlin „, so der Name, ist keine neue Erfindung. Die Idee wurde 2011 geboren, um die ganze Bandbreite des litauischen Kinos nach Berlin zu holen. Wer hat sie bestellt, die Bandbreite: wissen wir nicht. Macht aber nichts, denn jetzt ist sie da und das ist, um es mit einer alten Floskel eines Ex-Regierenden zu sagen: auch gut so. Das Festival ist immerhin das einzige außerhalb von, jetzt haltet euch fest: Litauen. Der Wahnsinn! Wir haben gewonnen. Tja, Berlin kann’s. Es läuft an drei Orten: dem Sputnik Kino, ACUDKino und ACUDmachtNeu. Da werden vom 1. bis 5. November Filmemacher*innen und Künstler*innen aus Litauen ihre Werke zeigen.
Baltikum goes Berlin
Wie „Miracle“ zum Beispiel, eine Tragikomödie, die einen Wendepunkt in Litauens Geschichte beleuchtet: den Übergang vom Kommunismus zum Kapitalismus. Im Film wird die Rolle des Menschen mitten im Wandel des Systems besprochen. Miracle läuft am 2. November um 20 Uhr im Sputnik und am 3. November um 19 Uhr im Acud Kino. Die Regisseurin sitzt mit im Kinosaal. Einer der Vorteile solch kleiner Festivals – und zwar ein großer.
Zwei Piloten starten durch
Ein spannendes Werk ist „Flight over the Atlantic“, kein neuer Film zwar. Aber der berühmteste der litauischen Kinogeschichte. Raimondas Vabalas (starb 2001) inszenierte den legendären Versuch der beiden Piloten Steponas Darius und Stasys Girėnas aus Litauen, 1933 den Atlantik nonstop zu überqueren – mit einer einmotorigen Maschine. Die beiden Litauer machen sich auf einen 37-stündigen Flug von New York nach Kaunas, das damals die Hauptstadt von Litauen war. Wusstest du doch! Eine gefährliche Reise über den Atlantik. „Der Flug über den Atlantik“ läuft am 3. November um 17 Uhr im Sputnik-Kino.
Teenie-Party mal anders
Zum Schluss möchten wir euch noch den Film „By the Pool“ ans Herz legen, den wir euch in unserem großen Foto oben auf dieser Seite zeigen und der am 4. November um 18 Uhr im Sputnik läuft. Eine Gruppe von Teenagern mietet für eine Party ein Haus mit Sauna und Pool. Am nächsten Tag kommen die Besitzer zurück und machen eine verstörende Entdeckung. Das ist der Punkt, an dem wir lieber aufhören. Guckt euch das Festival an.
8. Litauisches Filmfestival
„Litauisches Kino goes Berlin“
1.-5. November
im Sputnik Kino, ACUDKino
und ACUDmachtNeu
Hier erfahrt ihr mehr zum Programm.
Foto: @ Promo