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Foto: © Selma Grönlund

Dennis Lyxzén: Ansichten eines Außenseiters

Für sein politisches Engagement sucht Dennis Lyxzén immer wieder Ventile. Als Kopf der Hardcore-Legende Refused und der Nachfolgeprojekte The (International) Noise Conspiracy und AC4 kennt man ihn dabei rasend. Mit INVSN und dem vierten Album „The Beautiful Stories“ widmet er sich hingegen dem poppigeren Post-Punk. Ein Gespräch über Gitarren-Overdose, Punk als Erlösung und den Kampf gegen die Norm.

Ihr habt eurer Songwriting seit dem letzten Album ordentlich umgekrempelt. Weniger Melodie- und Riff-Lastigkeit, mehr Rhythmus-Sektionen.

Stimmt, als wir „INVSN“ aufgenommen haben, haben Anders, Richard und ich alles mit drei Gitarren eingespielt. Dann ist Richard ausgestiegen und ich habe eine Band mit drei Gitarrenspielern gesehen. In dem Moment dachte ich: »So will ich nicht klingen.«

Welche Bands war das?

Eine schwedische Band namens Hurula. Einer von den Typen hat schon mal für Invasion gespielt. Ich habe Angst, es ihm zu sagen. Wir haben jedenfalls angefangen, alles auf den Drums zu schreiben und nur eine Gitarre verwendet. Das Album hat deshalb eine andere Atmosphäre.

Klingt in jedem Fall harscher als „INVSN“. Textlich seid ihr noch dazu konkreter.

Ja, unser Anliegen untermauert das gut. Musik ist eine direkte Kunstform und hat die Aufgabe, der Welt neue Ideen zu liefern. Wir sind Feministen, wir sind Gender-Conscious und wir sprechen darüber. Wie auf „Immer Zu“ – ein Song über das Frau-sein in einer patriarchalen Gesellschaft. Als privilegierter weißer Mann aus dem Norden Europas kann ich jetzt natürlich eine Menge darüber quatschen, aber wichtiger ist es, Frauen Raum für ihre Stimme zu geben. Sage ich, während ich hier Interviews gebe. (lacht)

Kannst du dich an den Moment erinnern, der dich ein für alle Mal politisiert hat?

Ja, ich wurde 14.

Was ist passiert?

Das Leben ist passiert.

Wie war der 14-jährige Dennis drauf?

Der hatte eine Menge Angst und das Gefühl, fremd zu sein. Ich war dieses ADD-Kind. Ein Außenseiter. Und dann hat sich alles verändert. Weil ich Punk entdeckte.

Gab es da eine spezielle Platte?

Ja, „Give Me Convenience Or Give Me Death“ von den Dead Kennedys. Mein Freund Tommy und ich starteten gerade eine Band. Es fing mit Metal an und wurde Punk, weil wir zu schlecht waren. Im Keller lief „Police Truck“. Plötzlich öffnete sich ein neues Universum. Das Gefühl habe ich immer noch, wenn ich den Song höre.

Punk hat Dich also zu einem neuen Menschen gemacht?

Punk hat mir einen neuen Sinn geben. Punk sagt: »Du bist ein Freak, aber das ist cool. Der Rest der Welt ist einfach nur fucked up!« Ich hatte plötzlich eine Stimme. Ich komme aus der Arbeiterklasse und fühle mich bis heute verpflichtet, mit meiner Musik für sie einzutreten.

Du hast einmal gesagt, jede Platte sei der Soundtrack zu einer anderen Art von Leben. Inwiefern trifft das auf diese zu?

Ja, ich meine das so: Von klein auf definieren kulturelle Paradigmen, wer du bist und wohin dein Weg geht. Ich bin habe immer den anderen Weg gewählt. Mit Alben wie diesen will ich zeigen, dass das alles möglich ist. In meinem Kopf sind wir deshalb die tollste Band der Welt. Aber…

Aber?

Dann fällt mir ein, dass das nicht der Scheiß ist, den die Leute hören. Weil er nicht kommerziell ist.

Der Kampf der alternativen Musik im Jahre 2017.

Ja, aber das ist okay. Wir kämpfen weiter gegen die Norm. Immer weiter.

„INVSN – The Beautiful Stories“ ist bei Caroline (Universal Music) erschienen.

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Am 12. Oktober ab 20 Uhr im Musik & Frieden.

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