Sie spielte als Jugendliche in ambitionierten Dramen wie „Hard Candy“ oder „Juno“ (wofür sie eine Oscar-Nominierung erhielt). Aber auch Auftritte in Popcorn-Spektakeln wie„X-Men“ und „Inception“ oder Woody Allens „To Rome With Love“ gehören zu den Filmen von Ellen Page. Für große Schlagzeilen sorgte die Kanadierin vor zwei Jahren, als sie sich auf einer Konferenz der Human Rights Campaign öffentlich als lesbisch outete.
Als lesbische Partnerin von Julianne Moore tritt Page nun in „Freeheld“ auf, der wahren Geschichte um die Polizistin Laurel Hester, die im Angesicht einer schweren Krankheit ihre Pensionsansprüche an ihre Lebensgefährtin übertragen möchte. Ihr Kampf um Gleichberechtigung gilt als Meilenstein zur Legalisierung der Homo-Ehe, die im Juni 2015 vor dem höchsten US-Gericht bestätigt wurde. Beim Filmfest Zürich traf [030] Mitarbeiter Dieter Oßwald die 29-jährige Schauspielerin zum Gespräch.
Misses Page, Ihr Outing vor zwei Jahren hat für Schlagzeilen gesorgt. Ihrem Beispiel sind allerdings nicht viele gefolgt…
Page: Es gibt heute sehr viele Schwule und Lesben, die sich zu ihrer sexuellen Orientierung ganz offen bekennen – allerdings gibt es noch immer nur wenige Schauspieler, die das ebenfalls tun. Ich selbst habe das viele Jahre verschwiegen, weil ich Angst hatte, danach keine Rollen mehr zu bekommen. Doch die Situation verändert sich. Und je mehr Menschen sich outen, desto besser wird die Lage werden.
Page: Absolut nicht! Ich bin jetzt viel glücklicher als vorher. Dieses ganze Versteckspiel verschlingt so viel unnütze Energie, was eine Karriere weitaus mehr gefährdet als sein Leben offen und ehrlich zu führen.
Hat sich Hollywood mittlerweile tatsächlich verändert?
Page: Hollywood hat sich auf alle Fälle verändert. Das betrifft nicht nur die Akzeptanz von schwulen und lesbischen Schauspielern, sondern es werden auch zunehmend mehr Transgender-Geschichten im Kino erzählt. Der Weg ist allerdings noch weit, man denke nur an den geringen Anteil von afro-amerikanischen Schauspielern oder Themen. Und wann haben Sie zum letzten Mal einen Film über die amerikanischen Ureinwohner gesehen?
In „Freeheld“ spielen Sie Stacie Andree, die Partnerin der Polizistin Laurel Hester. Wie verlief die Begegnung mit der echten Stacie?
Page: Ich hatte mir die dem Film zugrunde liegende Dokumentation natürlich sehr häufig angeschaut, aber die echte Stacie zu treffen war etwas völlig anderes. Man sich ja vorstellen, dass das ziemlich emotional war, weil wir über Laurel gesprochen haben, über die schönen Dinge, die die beiden geteilt haben, und wie sie sich ineinander verliebt haben.
Fällt Ihnen der Zugang zum Spielen einer lesbischen Figur leichter?
Page: Ich habe natürlich einen besonderen Beziehung zu einer Geschichte, in der zwei Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung als zweitklassig behandelt werden. Es ist erschütternd, wenn ihre Liebe als minderwertig deklarierte wird. Gleichzeitig ist es immer ganz wundervoll, eine Figur zu spielen, die sich verliebt und die ganze Dimension dieser Liebe auszuloten.
„Freeheld“ hat viele humorvolle Momente. Welche Rolle spielt Komik bei einem Film über Krankheit und Tod?
Page: Die Gratwanderung ist letztlich unserem Regisseur Peter Sollett zu verdanken. Ein wichtige Funktion hat dabei der Aktivist, der von Steve Carell gespielt wird: Dieser Steven Goldstein ist, wie soll ich sagen, ein sehr lebhafter, leidenschaftlicher Mann. (Lacht) Steve Carell ist dafür die ideale Besetzung, hat er doch mehr Comedy-Timing in seinem kleinen Finger als wir alle anderen zusammen. Solche Momente sind ideal, um dem Publikum zwischendurch so was wie eine Pause zu gönnen. Das gilt auch für die Szene, in der ich Julianne Moore die Haare abschneide. Das ist ein dramatischer Moment, aber wir wollten das nicht so spielen. Also blödeln wir herum, wie man es eben in einer Liebesbeziehung tut, wenn man die andere aufmuntern möchte.
Ellen Page und Julianne Moore als lesbisches Liebespaar in 'Freeheld'
Kino kann nur selten die Welt verändern. Aber was könnte dieser Film bewirken?
Page: Wir hoffen, dass ihn auch Leute sehen, die das Problem in seiner Tragweite bisher vielleicht nicht richtig verstanden haben. Vielleicht haben sie selbst eine lesbische Tochter und wissen nicht mit ihr umzugehen. Und wenn man die realen, zerstörerischen Effekte von Diskriminierung durch eine zärtliche Liebesgeschichte erzählt bekommt, dann bewegt das die Leute hoffentlich. Meine Erfahrung ist, dass so ein Film Zuschauern helfen kann, zu sagen: „Oh, bisher habe ich das als anders und seltsam wahrgenommen. Aber das ist es ja gar nicht!“ Und wir hoffen, dass Mitgefühl und Empathie wachsen.
Seit Ihrem eigenen Coming-out sind Sie gleichsam zur Sprecherin für schwule und lesbische Anliegen geworden. Ist es bisweilen nicht ermüdend, ständig auf dieses Thema reduziert zu werden?
Page: Es ist eigentlich schon bezeichnend, wenn alles, was ich mache, über meine Sexualität verstanden wird. Erst wenn eine junge Schauspielerin bei ihrem Coming-out nicht mehr das Gefühl hat, eine Rede vor großem Publikum halten zu müssen, sondern wenn sie einfach unhinterfragt existieren kann wie jede Hetero-Person auch, dann sind die Zustände in Ordnung. Aber lieber rede ich
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