Mit „Gilmore Girls“ und „Mike & Molly“ wurde Melissa McCarthy berühmt – und reich: Mit einem Jahreseinkommen von 23 Millionen Dollar liegt sie nach Jennifer Lawrence und Scarlett Johansson auf Platz drei der weiblichen Top-Verdiener. Nicht minder berühmt ist ihre „Ghostbusters“-Partnerin Kristen Wiig. Sie gehörte von 2005 bis 2012 zur Truppe der Comedy-Show „Saturday Night Live“. Zu ihren Kinofilmen gehören „Roller Girl“, „Brautalarm“ und „Der Marsianer“.
Gut 30 Jahre nach dem ersten Einsatz der „Ghostbusters“ mit Bill Murray und Dan Aykroyd, mischt nun eine Frauenriege die Geister auf. Das Damen-Duo bat zur Interview-Audienz nach London. Dort traf sie [030] Mitarbeiter Dieter Oßwald.
Misses Wiig, sind Frauen die besseren Helden?
Wiig: Im Vergleich zu Fischen?
McCarthy: Oder Kühen? (Lacht)
Wiig: Ich glaube solche Vergleiche, wer besser oder schlechter ist, bringen nicht viel.
McCarthy: Es kommt vor allem auf die Vielfalt an. Ich finde es großartig, wenn im Kino Kinder, Roboter, Frauen oder Männer zu Helden werden können. Nichts ist langweiliger, als wenn Dinge sich ständig wiederholen.
In den sozialen Netzwerken brach eine wahre Welle von Häme los, als bekannt wurde, dass die „Ghostbusters“ weiblich werden. Wie erklären Sie sich das?
McCarthy: Ich fand diese Reaktionen verwirrend und traurig. Allerdings sollte man sich immer im Klaren darüber sein, dass solche Kommentare von einer ganz kleinen Gruppe von Leuten stammen. Die mögen sehr laut sein, aber ihre Anzahl ist gering. Zudem verbreiten sich diese Dinge sehr schnell, so wie ein Stein im Wasser, der immer größere Wellen nach sich zieht.
Wiig: Das Internet bietet eben eine Plattform für die unterschiedlichsten Ansichten. Für gute Nachrichten im Netz interessiert sich niemand. Schockierende oder hasserfüllte Kommentare bekommen hingegen von überall Beachtung.
Wie groß war der Erwartungsdruck bei diesem Projekt?
Wiig: Erwartungen gibt es immer, aber einen Druck haben wir beim Drehen überhaupt nicht verspürt. Was daran liegt, dass viele „Ghostbusters“-Veteranen an diesem Projekt beteiligt waren, von Ivan Reitmann bis zu einigen Schauspielern. Wenngleich die Story und die Figuren dieses Mal andere sind, hat sich der Film nie wie eine völlig neue Version angefühlt. „Ghostbusters“ wird vom Publikum geliebt – und wir haben ihn mit Liebe gemacht.
Sie sind beide als Comedians bekannt, konnten Sie eigene Pointen in den Dialogen unterbringen?
McCarthy: Das Drehbuch war bereits sehr witzig geschrieben. Wobei unser Regisseur Paul Feig immer sehr entspannt an die Sache ging. Nachdem wir eine Szene wie im Skript abgedreht hatten, sagte er oft: ‚Super, das haben wir im Kasten. Aber ihr könnt‘ das gerne nochmals in einer anderen Variante probieren.‘. Er hat uns immer zu eigenen Vorschlägen ermuntert, letztlich waren das nur kleine Details. Wir haben ein Wort oder einen Satz hinzugefügt, aber wir haben nicht das Drehbuch neu geschrieben.
Wie groß war die Konkurrenz um die besten Pointen?
Wiig: Nein! Das würde keinen sehr witzigen Film ergeben.
McCarthy: Absolut nein! Eine Konkurrenz um Pointen wäre nicht witzig. Die Zuschauer würden das sofort spüren. Man könnte einen Drehtag gar nicht bewältigen, würde man ständig darauf bedacht sein, seinen Partner zu übertrumpfen. Man muss komische Szenen gemeinsam entwickeln. Das macht mehr Spaß und ist viel produktiver.
Was ist dran an dem Mythos des traurigen Clowns, wonach berufliche Spaßmacher im privaten Leben eher ernst als fröhlich sind?
Wiig: Ich glaube, in jedem Menschen steckt von beiden Seiten ein bisschen.
McCarthy: Es gibt großartige Zahnärzte, die immer fröhlich sind – und ebenso das genaue Gegenteil. Vielleicht haben manche Leute die seltsame Vorstellung, dass Komiker immer so sein würden, wie man sie von der Bühne kennt. Aber wäre man ständig in so einem Spaß-Modus, würde man wohl schnell verrückt. Ich würde für mich sagen, dass ich ein glücklicher Mensch bin. Für die meisten Kollegen, die ich kenne, gilt das ebenso.
Vermissen Sie die Zeiten von „Saturday Night Live“?
Wiig: Ich vermisse „SNL“ sehr. Es fällt mir deswegen auch gar nicht so leicht, die Show im Fernsehen anzuschauen.
Ist Donald Trump ein Geschenk für Comedians in den USA?
Wiig: Ich würde die Begriffe „Trump“ und „Geschenk“ nie gemeinsam in einem Satz nennen.
McCarthy: Trump ist für niemanden ein Geschenk! (Lacht)
Es gibt immer wieder die Diskussion darüber, weshalb Frau im Filmgeschäft so schwach vertreten sind. Was wäre Ihre Erklärung für den auffallenden Mangel an Regisseurinnen?
McCarthy: Das betrifft ja keineswegs nur die Filmbranche, sehen Sie sich einfach einmal die Vorstände der 500 größten Unternehmen an. Es gibt leider eine Geschichte der Unterdrückung von Frauen. In vielen Ländern dürfen Mädchen nicht auf eine Schule gehen. Oder Frauen werden öffentlich hingerichtet. Es ist eine Epidemie, die zum Normalfall geworden scheint. Im Vergleich dazu, ist Hollywood das kleinste unserer Probleme!
Was ist die wichtigste Eigenschaft in Ihrem Beruf?
Wiig: Das sind sicherlich mehr als nur eine Eigenschaft wichtig. Ganz entscheidend finde ich Wahrhaftigkeit. Man muss auf seine eigene Stimme hören.
McCarthy: Und man braucht die Fähigkeit anderen Menschen zuzuhören.
Wie groß sind die Gefahren, die der Ruhm mit sich bringt?
McCarthy: Ich wünschte, Sie würden mir diese Frage stellen, während ich mit einem pompösen Kostüm und einem Turban bekleidet wäre: „Was meinen Sie damit?“ könnte ich dann antworten. (Lacht).
Wiig: Es will doch wirklich niemand hören, wenn sich jemand darüber beklagt, wie problematisch doch sein Ruhm wäre. Klar gibt es gewisse Aspekte, die sehr schwierig sind und mit denen ich mich täglich auseinandersetzen muss. Aber Sie wären überrascht, wie häufig Unsicherheit das viele größere Problem darstellt als das eigene Ego. Es hilft natürlich, wenn man erst mit einem gewissen Alter in dieses Geschäft kommt.
Wie war Ihre Begegnung mit Bill Murray?
Wiig: Er musste sich ständig unsere Anekdoten anhören und wir haben ihm erklärt, wie das Geschäft funktioniert! (Lacht)
McCarthy: Ich habe bereits einen Film mit Bill gedreht und für mich gehört er zu den absolut faszinierenden Typen. Er ist total bodenständig und weiß, was wichtig ist im Leben. Ich habe großen Respekt vor Bill und genieße seine Anwesenheit.
Erinnern Sie sich noch daran, wie den ersten „Ghostbusters“ gesehen haben?
McCarthy: Ich erinnere mich noch gut daran, dass mir diese Typen gefallen haben, weil sie nicht nur schräg waren, sondern zudem ziemlich cool. Sie haben überhaupt nicht in das Schema der klassischen Helden gepasst, dennoch waren sie sehr heldenhaft. Ich fand es sehr komisch, dass diese vier normalen Typen die Welt retten mussten – und dieses Konzept haben wir bei unserem Film aufgegriffen.
Kinostart ist am 4. August 2016