Die Augen öffnen, die Not erkennen. Kein Medium kann das so wie der Film. Ein neues Festival geht an den Start und legt den Fokus auf Menschenrechte. Schirmherr ist der chinesische Künstler Ai Weiwei.
Nackte Fakten
„Noch ein Festival!“, könnte man stöhnen. Sollte man lieber nicht. Das Human Rights Film Festival feiert in diesem Jahr Premiere. Den Scheinwerfer auf die Not richten. Dem Elend ein Gesicht geben. Den Menschen die Augen öffnen (eigentlich traurig, dass das immer noch nötig ist). Das Problem an der täglichen Flut an Nachrichten und Statistiken: Zahlen erzählen keine Geschichte. Sie sind kalt, neutral und berühren niemanden. Ob nun 68 Millionen oder 680.000 Menschen auf der Flucht sind (ersteres ist leider der Fall) – mit nackten Fakten schafft man wenig Bewusstsein für Missstände der Welt. Mit dem Film dagegen schon, das Medium eignet sich wie kein zweites, Schicksale zu erzählen. „Filme berühren uns mehr als jedes andere Medium. Als Zuschauer begeben wir uns auf eine Reise und werden Teil der Geschichte“, sagt Jan Sebastian Friedrich-Rust bei „Aktion gegen den Hunger“. Die humanitäre Organisation hat das Filmfestival ins Leben gerufen. Es findet vom 20. bis 26. September statt. Über 20 Filme laufen in 40 Vorführungen im Babylon Mitte, im Sputnik Kino und in den Hackeschen Höfen.
Es geht um den Flow
Mit Ai Weiwei hat das Festival ein weltweit bekanntes Gesicht an Bord. 2016 sorgte er in Berlin mit seiner Rettungswesten-Aktion am Konzerthaus für Aufsehen. [030] berichtete. Der chinesische Künstler und Menschenrechtsaktivist ist Schirmherr der Veranstaltung und zeigt seinen international gefeierten Film „Human Flow“, der Fluchtbewegungen beleuchtet, er wird in einer Sondervorführung als Abschluss des Festivals gezeigt. Den Auftakt macht „Watani – My Homeland“ (unten im Youtube-Video) von Marcel Mettelstiefen, der auch zu Gast ist. Bei der ersten Edition des Human Rights Film Festivals Berlin gibt es zahlreiche Deutschland- und Berlinpremieren. In „The Wait“ geht es um das afghanische Mädchen Rokhsar, das gemeinsam mit ihrer Familie von Afghanistan nach Dänemark floh, wo sie auch heute noch lebt. Gezeigt wird auch der 2016 mit dem Amnesty-Filmpreis ausgezeichnete Film „Starless Dreams“ von Regisseur Mehrdad Oskouei (22.9, 2018, 18 Uhr, Hackesche Höfe Kino)– ein Film über die Insassinnen einer iranischen Jugendbesserungsanstalt.
Sehr global
Mehr als zehn internationale Regisseurinnen und Regisseure sowie Protagonistinnen und Protagonisten haben sind beim Festival dabei. Neben Vorführungen finden Gespräche und Diskussionen mit internationalen Nichtregierungsorganisationen statt. Amnesty International, FIAN, Handicap International, International Refugee Council, Norwegian Refugee Council, SOS Mediterranée, sowie die Friedrich-Ebert-Stiftung machen mit. Die Idee des Festivals, dem Publikum die Augen für Menschenrechtsthemen und humanitäre Krisen zu öffnen, ist ein wichtiges Anliegen. Gerade in dieser Zeit. Was der Einzelne tun kann? Hingehen, zum Beispiel.
Human Rights Film Festival
20. bis 26. September
Babylon, Hackesche Höfe, Sputnik
Mehr Infos zum Festival hier.
Foto: © Promo & [030] Magazin