Dass unser Nachtleben in Berlin vor Vielfalt nur so strotzt, ist kein Geheimnis. Doch diese Vielfalt hat auch ihre Grenzen: Nach wie vor sind die Lineups vieler Partys überwiegend mit männlichen DJs besetzt.
Eine von denen, die das ändern will, ist Camille Darroux alias Berlin Disaster, die sich uns heute in der Reihe „DJ-Sound of Berlin“ vorstellt. In den letzten Monaten hörte man ihren Namen immer häufiger. Berlin Disaster ist Mitglied des Kollektivs female: pressure, wird von Classical Trax, einem Zusammenschluss von aufstrebenden DJs, unterstützt und ist besonders in den Lineups von Kreuzberger Hip-Hop- und Trap- Partys zu finden. Dass ihre stark elektronisch beeinflussten Sets aber nicht auf zwei Genres festzunageln sind, wird spätestens klar, wenn man sie einmal live erlebt hat.
Stellst du dich uns noch einmal persönlich vor?
Mein Name ist Camille alias Berlin Disaster. Ich komme ursprünglich aus Paris und wohne jetzt seit knapp 2 Jahren wieder in Berlin, bin freie Journalistin und werde in den kommenden Monaten eine Kommunikationsagentur gründen. Ich habe, glaube ich, 2008 zum ersten Mal aufgelegt, habe seitdem immer ab und zu mal gespielt, seit diesem Jahr mache ich das aber viel intensiver. Ich veranstalte auch Partys und Events, wie zum Beispiel eine neue Reihe mit meiner DJ-Freundin White Lie, die „Hip Hip Hip“ heißt, wo nur Frauen auflegen dürfen, nach dem Motto „No men behind the decks“. Außerdem versuche ich, anderen Frauen bzw. „non white straight cis dudes“ dabei zu helfen, das Auflegen zu lernen.
Und was ist das für ein Sound, den du selbst auflegst?
Grob betrachtet würde ich sagen, dass ich einfach Club Music spiele. Ich mag unheimlich viele Musikrichtungen und würde sagen, dass ich hauptsächlich auf tanzbare sexy Songs stehe. Ich mag R&B, Hip Hop, Reggaeton, Jersey Club, Dancehall, Afrobeats und noch einiges mehr. Mir macht es auch Spaß, unerwartete Remixe und Mashups zu spielen.
Der Start deiner Partyreihe „Hip Hip Hip“ war recht erfolgreich. Was erwartet uns da und warum dürfen nur Frauen auflegen?
Was die Musik angeht, kann man eigentlich alle Musikrichtungen erwarten, die etwas mit Hip Hop zu tun haben, also z. B. Old School, New School, Jazz, Soul, Funk, Grime, Trap, Trip Hop, Rap, Bass und R&B. Wir sind so offen wie möglich. Wir wollen nur Frauen auf dem Lineup haben, weil es so viele Lineups gibt, wo eben gar keine Frauen vorkommen und weil wir eine Art von „Safe Space“ schaffen wollen, in dem sich Frauen kennenlernen können, Tipps austauschen können und keine Angst davor haben müssen, dass ein Mann in die Regler greift, während sie spielen. Während der ersten Party jetzt im Juni gab es auch hauptsächlich Frauen auf dem Dancefloor, das fand ich sehr schön!
Also die Jungs können ruhig weg bleiben?
Sie sind herzlich eingeladen mit uns zu tanzen! Wir haben auch Unterstützung von mehreren Männern bekommen, wie zum Beispiel Danilo Sierra und Adlan Mansri, die die Party fotografiert haben. Wir wollen auf keinen Fall exklusiv sein – ganz im Gegenteil. Wir möchten so inklusiv wie es geht sein, auch wenn nur Frauen für die Musik zuständig sind!
Und was sind deine Pläne für die nächste Zeit?
Ich will meine DJ-Skills noch verbessern, mehr außerhalb von Berlin spielen und würde super gerne mal meine eigene Radiosendung bekommen. Ich möchte auch endlich mal meine eigene Musik produzieren, aber es dauert noch. Außerdem bin ich gerade dabei einen Ort zu suchen, wo ich regelmäßige DJ Workshops für Frauen organisieren kann. Hoffentlich klappt das alles bald!
Dann freuen wir uns auf alles, was kommt, und viele weitere Partys mit dir!
Danke! Wir sehen uns auf dem Dancefloor!
DJ Dates:
28.07. Berlin, Repeat Bar
21.08. Berlin, Panke