Man könnte sie so leicht verreißen: Chanson für Generation Ys mit Angst vor dem Dreißiger? Für spießbürgerliche Eltern, die gerne wieder Dreißig wären? Müssten wir nur nicht zugeben, dass die drei ehemaligen Straßenmusiker aus dem Rheinland unheimlich sympathisch sind und Hennings rauchiges Organ uns unabhängig von sexueller Orientierung ein bisschen libidös werden lässt. Und reflektieren wir nicht bei Post-Party-Depression alle mal unser Leben zwischen Kneipen und WGs oder träumen Liebeslieder? Ich wage den Dialog.
Hallo Henning!
»Ich würd gern mit dir in `ner Altbauwohnung wohnen.«
Das klingt ja süßer als die Einladungen, die man sonst beim Ausgang erhält. Aber ich wohne doch schon in einer Altbauwohnung und das geht mir auch ein bisschen zu schnell. Wobei, meine vier Mitbewohner kannte ich ja vorher auch nicht.
»Du hast dich oft gefragt, was mich zerreißt. Ich wollte nicht, dass du es weißt.«
Ui, grundlose Melancholie, wer kennt das nicht. Dass man vor seinem Partner das ein oder andere verbirgt oder nicht erklären kann erst recht. Aber ob das für uns jetzt eine gute Basis ist?
»Nicht nichts ohne dich. Aber weniger, viel weniger für mich.«
Alte Treppenstufen wischen, das ist immer gefährlich. Du bist schon noch ganz! Dass du vorher nicht einsam warst, das verklärst du rückblickend. Mensch, jetzt fühl ich mich schon wie dein Therapeut.
»Und du wirst 21, 22, 23. Und du kannst noch gar nicht wissen, was du willst.
Und du wirst 24, 25, 26. Und du tanzt nicht mehr wie früher.«
Jetzt mal Tacheles! Ich weiß genau, was ich will. Schreiben. Über Musik und so. Ich kann halt damit manchmal die Miete nicht bezahlen. Tanzen kann ich aber trotzdem! Ich steh nämlich auf der Gästeliste. Henning, ich glaube, wir sind einfach zu unterschiedlich. Es liegt nicht an mir, es liegt an dir. Alles Gute!
Live am MI 10.5. ab 20 Uhr im SO36.
Fotocredit: Fabien J. Raclet