Wir hatten mal wieder Hunger. Da entdeckten wir in Charlottenburg, man glaubt es kaum, was Neues. «Bombay Café Bunty’s», heißt das Restaurant, außer der schönen Tapete fiel uns das Essen auf. Wer vermutet schon Grünkohl im indischen Restaurant? Wir nicht.
Wer mit dem Satz «Be nice or fucking leave» im Restaurant empfangen wird: was macht der wohl? Der dreht sofort um. Oder er bleibt und stellt fest, dass der Satz bloß ein Leucht-Schild ist – und auch noch defekt. Man ist gern gesehen im «Bombay Café Bunty’s». Indisches Restaurant am Savignyplatz, vor drei Monaten eröffnet. „Nicht noch eins“, mag ein Zyniker rufen mit Blick auf die vielen indischen Restaurants in Berlin. Viele indische Lokale bieten ein an den deutschen Gaumen angepasstes Geschmacks-Programm an. Oft also das, was Deutsche eben für indisches Essen halten: Hähnchen-Curry. Mit Reis. „Und Mango-Lassi, bitte“. Dazu ein Bollywood-Film? Solche Stereotype wollen wir nicht. Deshalb zum «Bombay Café Bunty’s».
Schön nett sein
»Bunty« ist seit Oktober da, am Savignyplatz. Bunty ist der Chef. Promis haben das Café, das keines ist, in der kurzen Zeit schon aufgespürt. Jérôme Boateng. Oder „Dogs-of-Berlin“-Star Fahri Yardim. Auch Joschka Fischer, Ex-Außenminister, war hier, meint Bunty. Sein richtiger Name ist eine Qual für deutsche Zungen: Suhasish Chakraborty. Wir bleiben lieber bei «Bunty». Er gerade 30, frisch aus Mumbai nach Berlin gezogen. Er hat seine zwei Lieblingsköche aus Indien mitgebracht, aus Mumbai. Plus einen Tandoori-Ofen.
Grünkohl statt Griesgram
Die Philosophie ist simpel: „Wir servieren, was wir gerne essen“, sagt Bunty. Okay, das ist mal ein Slogan. Dem hat selbst PR-Frau Sabine nichts hinzuzufügen an dieser Stelle. „Wir sind gut drauf“, meint er und wer das von sich selbst sagt, bei dem stimmt das meistens nicht. Als Gastronomen getarnte Miesepeter haben es schwer in der Branche. Bunty ist gut drauf, also wirklich. Er spendiert Studenten das Dessert, wenn die nicht genug Geld dabei haben. „Ich könnte einer von ihnen sein“, sagt der junge Geschäftsmann. Mit seinem Vater zusammen führt er ein Hotel in Mumbai. Von denen wollte er sich bewusst abgrenzen, sagt er, deshalb ist er nach Berlin gekommen. Sein Vater fand das nicht so gut.
Wir servieren, was wir gerne essen – «Bunty»
Die schlichte Möblierung fällt auf, das ist gewollt. Im früheren Bombay ist das auch so, dort ist der Café-Stil verbreitet, auch bei Restaurants. Also den echten indischen. So erklärt sich uns auch der Name «Bombay Café Bunty’s». Hätten wir das geklärt. Regina kommt vorbei, die junge Servicekraft empfiehlt Grünkohl. What? Grünkohl in Indien, haben wir was verpasst? Gibt kältere Gebiete in Indien, haben wir mitbekommen. Und Grünkohl braucht Kälte. Deshalb wächst er so gut in Deutschland. Da kommt es schon, das „Grünkohl Tempura Chaat“. Das ist indisches Streetfood mit Minz-Chutney, dazu Tamarinden-Chutney plus Granatapfel. Klar, wollten wir auch gerade sagen.
Weil mein Vater nicht hier herkommen würde – «Buntys» Antwort auf die Frage, warum er nach Berlin kam.
Frittierter Grünkohl. Darf man mit der Hand essen, sagt uns Sabine I, sie gehört zum Lokal. Als Zweites kommen Bunty’s Chicken Lolly-Pops, sehen top aus. Auge isst ja mit. Kurz schwenkt das Thema Richtung „Pfauen“, die überall an der Wand hängen. Sabine II, unsere Begleitung heute, bescheinigt den Tieren ein ambivalentes Wesen, O-Ton: „Die können sehr aggressiv sein“. Gut zu wissen. Dann kommt Bunty der Chef an den Tisch, aus der Nähe bestätigt sich das Bild: ein junger, smarter Typ, er erklärt uns auf Englisch kurz das Essen. Huhn. Wir essen und sind zufrieden.
Das Restaurant wird voller, obwohl es Sonntagabend ist und um die Ecke mehrere Inder sind. Obwohl das »Café Buntys« erst seit kurzem geöffnet hat, scheint sich das Lokal einen Namen gemacht zu haben. Gäste kommen aus Prenzlauer Berg, Friedrichshain, Grunewald. Sogar aus Bremen. „Ein Gentleman“, sagt Bunty, reist jede Woche nach Berlin und kommt vorbei. Bunty selbst kam als Tourist nach Berlin, dann fiel die Entscheidung für sein Restaurant. Warum ausgerechnet Berlin? Die Antwort ist skurril, für viele aber vielleicht verständlich: „Weil mein Vater nicht hier herkommen würde“, sagt der junge Chef und lacht. Die Freiheit zu leben gefalle ihm, sagt er. In Berlin werde man nicht so beurteilt wie in anderen Ländern. „Übrigens“, fügt er hinzu, „nach dem Brexit wird Berlin die Metropole sein, die am angesagtesten ist. Nicht mehr London.“
Nach dem Brexit wird Berlin die angesagteste Metropole sein, nicht London. – «Bunty»
Der Nachtisch ist süß: Nutella Naan. Indisches Brot mit Nutella. Und mit Eis, plus Sahne – und ’ner Kirsche oben drauf. Süß und salzig im Abgang. Wir fragen uns, wie man auf sowas kommt. „Ich bin eines Nachts aufgewacht und hatte Bock drauf“, meint Bunty, „also haben wir es in die Speisekarte genommen“. So einfach ist das. Der Spruch «Be nice or fucking leave», der auf dem Leucht-Schild an der Wand steht, ist eine Aufforderung zum Genießen – nicht zum Gehen. Bloß leider ist es gerade defekt. Eine Rangelei zwischen Männern, sie stritten sich um eine Frau, dabei ging das Schild mit dem netten Spruch kaputt. Kann man sich nicht ausdenken.
Hier findet ihr das «Bombay Café Bunty’s»:
Knesebeckstraße 18,
10623 Berlin
www.bombaycafebuntys.de
Öffnungszeiten:
Dienstag-Freitag 12–23 Uhr
Samstag-Sonntag 17–23 Uhr
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Das hatte keine Auswirkung auf unsere Meinung.
Foto: © F. Frerichs/[030] Magazin