uns geht es gut

[030] Filmkritik: Uns geht es gut

»Uns geht es gut« – Regisseur Henri Steinmetz studierte an der Hochschule für Kunst und Design in Halle freie Malerei und Grafik. Danach verschlug es ihn nach Wien, wo er sich an der Universität für Musik und Darstellende Kunst im Fach Filmregie immatrikulierte – und zwar bei niemandem Geringeren als Michael Haneke. Diesen Werdegang sollte man im Hinterkopf  behalten, um das hier vorliegende Langfilmdebüt »Uns geht es gut« des Nachwuchsfilmemachers beurteilen zu können.

Darin porträtiert Steinmetz eine fünfköpfige Gruppe Jugendlicher, die sich hungrig auf mehr, aber dennoch ziellos durchs Leben und eine namenlose Großstadt treiben lässt. Angeführt werden die vier jungen Männer und eine Frau von Tubbie (Franz Rogowski, bekannt aus „Victoria“ und „Love Steaks“). Das Zentralgestirn der Geschichte aber ist Marie (Maresi Riegner), die die Jungs abwechselnd anzieht und wieder abstößt, sodass die Clique auseinander zu fallen droht. Angelehnt an die frühen Werke von Michael Hanke hat auch Henri Steinmetz ein stark stilisiertes Szenario erschaffen, das wie aus der Realität gefallen wirkt und so seinen eigenen Mikrokosmos bildet. Auf diese Weise kann sich der junge Regisseur ganz auf die innere Dynamik seiner Figurenkonstellation konzentrieren. Doch leider wirken die an sich talentierten Schauspieler in ihren Rollen über weite Strecken etwas hilflos, da die meisten Szenen und Dialoge scheinbar improvisiert wurden, was »Uns geht es gut« als Ganzem nicht unbedingt gut tut.

Joaquim Phoenix? Nein, »Victoria« - Shootingstar Franz Rogowski in »Uns geht es gut« - Foto © Warner Bros./X-Verleih
Joaquim Phoenix? Nein, "Victoria" – Star Franz Rogowski in "Uns geht es gut" – Foto: Warner Bros./X-Verleih

In den sorgsam ausgestatteten und fotografierten Bildern sowie dem Zusammenspiel von Farben und Kontrasten ist Steinmetz’ wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Malerei deutlich zu erkennen, während die kapitelartigen Zwischentitel, die das Werk strukturieren, ihm eine zwar literarische, jedoch zugleich auch etwas altmodische Note verleihen. Dies alles lässt dieses spröde Drama etwas Experimentelles ausstrahlen, das eine schön anzusehende, in seiner Summe jedoch etwas zu konstruierte und erotisch aufgeladene Versuchsanordnung geworden ist. Eine cineastische Arbeit auf hohem künstlerischem Niveau, wie man sie in unseren Kinos nur noch selten findet, der jedoch leider die große Dringlichkeit fehlt. – Text: Dirk Lüneberg

Uns geht es gut

Regie: Henri Steinmetz

Drehbuch: Alan Smithee

Darsteller: 

Franz Rogowski (Tubbie), Maresi Riegner (Marie), Jonas Dassler (Tim), 

Emanuel Schiller (Jojo), Jordan Dwyer (Birdie), Denis Moschitto (Hüseyin)

Kinostart: 28.01.2016

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