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Juicy Gay: »Juckt«

Juicy Gay ist jetzt offiziell eine Kunstfigur, denn Arthur Rudt ist in eine Frau verliebt. Gleichzeitig erscheint nach zwei Jahren Twitter-Grind und Free Download Mixtapes plötzlich ein stringentes Langspielformat. Ist das haram? Wird der Trapgaylord erwachsen? Wir treffen uns im Café für ein klärendes Gespräch.

Der zeitgemäße Veröffentlichungsstil für HipHop deiner Facon sind die Free Download Mixtapes. Wieso ein kommerzielles Album?

Für mich ist es kein Album. Ich habe einfach Songs gemacht. Dieses Projekt ist krasser als die davor, ich nenne es aber trotzdem Mixtape. Der Begriff „Album“ kommt vom Label. Mir ist das scheißegal.

Wieso ist es krasser?

Es ist viel runder, auch weil Asadjohn alles produziert hat. Dexter hat gemischt, der Sound ist per se viel krasser. Früher habe ich alles selbst abgemischt und ich weiß nicht wirklich, wie das geht. Ich mache das nach Gefühl und dann klingt alles unterschiedlich. Die alten Mixtapes sind auch einfach dann entstanden, wenn ich genug Songs gesammelt hatte. Jetzt hab ich mich das erste Mal bemüht, ein rundes Ding zu machen, das man sich auch mehrfach anhören möchte.

Auch lyrisch kommt „HWG“ einen Ticken weniger dada daher als manches alte Projekt.

Ich habe jetzt Zuhörer. Eigentlich ist es am Besten, komplett drauf zu scheißen, was die wollen. Andrerseits ist es dumm, denn ich will auch ein bisschen verdienen. Ich glaube, wenn ich gar keine Hörer hätte, wäre ich noch freier und würde so richtig mystische Musik machen.

Soll heißen, „HWG“ ist ein Projekt, das auch für den Normalverbraucher einigermaßen nachvollziehbar ist. Es klingt aber auch nach Professionalisierung.

Ich kann schon verstehen, dass das Leute abfuckt. „Juicy denkt jetzt, er ist ein Krasser! Belastend!“ Manche Leute dachten halt, ich rotze ewig die Mixtapes runter. Das könnte ich auch. Wollte ich aber jetzt nicht mehr. Ich mache nur, worauf ich Bock habe. Wenn ich morgen gar keinen Bock mehr habe, zu rappen, arbeite ich im Lager. Juckt.

Wie empfindest du eigentlich die Dadaismus-Vergleiche?

Ich versteh schon, was gemeint ist. Auf Twitter sagen wir „Autismus“. „Voll autistisch, was du machst!“ Ich bin auch ein bisschen komisch. Ich finde es lustig, solche Songs zu machen und bin froh, dass ich die Freiheit habe. Wenn ein Savas so einen Song machen würde, würden sich alle sehr wundern.

Soll das tatsächliche Debütalbum nach wie vor „Schwuler Samt“ heißen?

Als mich letztes Jahr jemand gefragt hat, meinte ich, das kommt in 10 Jahren. Jetzt sind es also noch 9. Ich wollte das wie Torch machen, ein Album und dann ist Schluss, und 10 Jahre später mach ich dann ein Re-Release und eine Party.

Deine Texte sind gespickt mit Zitaten. Das ist ein schöner Gegenentwurf zum klassischen Ich-bin-besser-als-du-Gedanken. In deinem Werk scheint wenig Beef und ganz viel Liebe für deutschen Rap zu stecken.

Das würde ich unterschreiben. Ich muss auch nicht besser sein als die anderen, das interessiert mich nicht. Ich weiß auch, dass ich gar nicht der Beste sein kann, dazu bediene ich zu sehr eine Schublade. Ich höre immer noch ganz viel deutschen Rap und finde es irgendwie lustig, dass ich jetzt dabei sein darf. Das ist komisch für mich. Ich will einfach nur Spaß haben.

Asadjohn hast du sogar mit einem Platz auf dem Cover gewürdigt. Wie habt ihr euch kennen gelernt?

Bestimmt über Facebook oder so. Das muss schon zwei Jahre her sein. Er hat mir Beats geschickt, die ich gefeiert habe. Daraufhin habe ich ihn gefragt, ob er Bock hat, bei meinem ersten Auftritt in Berlin den DJ zu machen. Dort haben wir uns dann kennen gelernt. Wir haben uns sehr gut verstanden, er ist ein Freund für mich. Ich habe ihn nie gefragt, ob wir ein Projekt zusammen machen und er mich auch nicht, sondern es war irgendwann einfach klar, dass es passiert.

Wurdest du in letzter Zeit geprankt?

Vielleicht dreht sich die ganze Welt nur um Pranks. Trump prankt alle.

Vielleicht sind wir alle gar nicht real.

Darüber haben wir uns neulich im Auto unterhalten. Es könnte sein, dass alles ein Prank ist. Wir sind so Weltall-SIMS. Oder werden wie bei Men in Black von Monstern in einer kleinen Kugel gehalten. Juckt aber. Man könnte sich damit sein ganzes Leben beschäftigen, aber dann hat man sein Leben verschwendet.

02_plattenkritiken_juicy-gay-hallo-wie-gehts
Juicy Gay – Hallo, wie geht’s?
VÖ: WSP Records
Online erhältlich: Amazon / iTunes

Juicy Gay spielt am 19.11. mit der Lazy Lizzard Gang im Privatclub.

 

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