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Foto: Lena Franke

Die Frau ist „exmarzpanisiert“ (PS: kein Schreibfehler) | Theaterpremiere

„Brautzillas“ heißt das neue Theaterstück von Constanze Behrends und Melanie Haupt. Die musikalische Comedy-Show karikatiert den Hochzeits-Wahnsinn. Wir haben uns in die Proben geschlichen und den „Brautzillas“ über die Schulter geguckt.

Alphaweibchen

„Brautzilla ist eine Wortneuschöpfung, ein Neologismus zusammengesetzt aus Braut und Godzilla. Man hätte Braut auch mit Monster kombinieren können, aber Bronster kam nich so gut.“

Für die Brautzilla ist die Hochzeit ihr wichtigster Tag im Leben. „Sie ist eine tyrannische Perfektionistin. Alles und jeder muss sich ihr unterordnen. Allen voran das Männchen“. Hauptregel: „Mehrere Brautzillas in einem Rudel sind nicht möglich, da würde das Raum-Zeit-Kontinuum implodieren“.

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Bräute und Bräutigamse oder Bräutigammer? Foto: © Lena Franke

Stehl‘ mir nicht die Show!

Das Stück erzählt Anekdoten vom Treiben der Brautzillas. Basierend auf wahren Geschichten. Ein Instagram-Aufruf von Constanze Behrends brachte das nötige Material zusammen. So erfahren wir beispielsweise von fünf Brautjungfern, die sich allesamt auf den Wunsch der Braut die Haare braun zu färben hatten. Damit die Braut bitte die einzige Blondine bleibt. Oder von der Schwester einer Braut, die sich frisch als lesbisch geoutet hat, aber bitte ein „normales Date“ – also einen Mann- am Hochzeitstag als Begleitung mitbringen soll. Denn die Show gilt der Braut und nicht ihrer Schwester. Ist doch klar!

Die Frau ist exmarzpanisiert! (Kein Schreibfehler)

Es wird geklagt: „Aber was ich richtig zum Kotzen finde ist, dass suggeriert wird, dass wir Frauen ja unbedingt heiraten wollen. Und das ist bescheuert, pauschal und total rückschrittslos. Denn wir sind exmarzpanisiert!“ Denn neben den hunderten Artikeln, die besagen warum Mann nich heiraten will, gibt es zumindest einen warum denn Frau vielleicht nicht wollen könnte. Was ja eigentlich quasi nie der Fall ist, nicht wahr? Eine Parodie auf die Hochzeit. Ein Spiel mit Klischees. Ein gewagter Balanceakt. Und wenn man glaubt es steht kurz vorm Kippen, höhlt sich das Klischee meistens überraschend selbst von innen aus, in dem es ad absurdum geführt wird. Wir hören typische Love-Song wie „Always love you“, in deutscher unromantischer Neuinterpretation. Endlich mal realitätsgetreue Liebeslieder.

Von Wahn und Sinn

Die beiden Schauspielerinnen schlüpfen in 20 verschiedene Rollen. Und hinterfragen den Hochzeits-Wahn und -Sinn. Da haben wir die Braut, die ihre bestellten Schwäne mit Krabben füttern lässt, damit diese in strahlendem Rosa am Hochzeitstag daher watscheln. Und den Bräutigam, der sich vor seiner Brautzilla versteckt. Versus das Paar, das spontan heimlich zu zweit heiratet und vor dem Standesamt eine wildfremde Person anquatscht, ob er/sie mal eben schnell Trauzeuge sein will. Da gibt es Traditionen, wo Bräute mit Kuhscheisse beworfen werden. Und die Frage danach, ob die noch zeitgemäß sind oder gar den Menschenrechten entsprechen?  Und wieso gibt es eigentlich Formulare, die von einem wissen wollen, ob man „verheiratet“ oder „geschieden“ ist? Warum klingt hier geschieden wie gescheitert? Warum reicht nicht „ledig“ und überhaupt: wen geht das was an?

Rock geht auch über Hose. Foto: © Lena Franke

Im elitären Hochzeitsclub wird ausgeschlossen

Und hinter rosafarbenen Schwänen und Tüll stinkt’s eben doch. Ja, die Ehe  für alle ist mittlerweile rechtmäßig. Richtig fortschrittlich dieses Deutschland! Oder auch nicht. Denn wie die Zuschauer*innen erfahren gilt: „Wenn eine lesbische Mutter ein Kind bekommt, gilt ihre Ehefrau nicht als Mutter bis sie eine aufwendige Stiefkind-Adoption hinter sich gebracht hat. Das ist nicht nur teuer, sondern auch total demütigend.“ Und „Die evangelischen Kirchen – die schmeissen sogar ihre eigenen Leute raus. Hast du von der Pfarrerin gehört, die einen Muslim geheiratet hat?“ Riecht nach Staub aus vergangenen Jahrhunderten.

Frau und ihr Happy End

Und zwischen all den Anekdoten und Musical-Einlagen erfahren die Zuschauer*innen die Geschichte von Melanie und Constanze, die seit Jahren eine lange Freundschaft verbindet. Melanie lehnt das Heiraten ab. Constanze hat schon zwei Ehen hinter sich und gerade ihren dritten Antrag bekommen. Dies versucht sie Melanie schonend beizubringen. Mit mäßigem Erfolg. Melanie ist empört: „Ich fass‘ es nicht! Seit eineinhalb Stunden reden wir darüber, wie bescheuert Heiraten ist! Hast du dir denn gar nicht zugehört?“ Constanze kontert: JA, aber ich wurde schon als Kind darauf geprägt zu heiraten. Ich hab immer die Traumhochzeit geguckt mit Linda de Mol. Das war meine absolute Lieblingssendung.“ Oh girl: and the next Brautzilla is born. Oder? Angucken und sich erfreuen über Wahn und Sinn des Hochzeitsmythos. Lachen garantiert. Ohrwürmer auch!

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Fühl‘ den Beat. Foto: © Lena Franke

 

Brautzillas | Heimathafen Neukölln
Premiere: 19.06.2019/ 20.06.19/ 21.06.19 | 19:30
Karl-Marx-Str. 141
12043 Berlin

Hier geht’s zur Veranstaltung.

Foto: © Lena Franke

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