Die Mauer stand 28 Jahre. Und genau so lange ist sie weg. Wer jünger als 30 Jahre ist, kann es sich kaum vorstellen – dass mal so ein riesiges Beton-Monster die ganze Stadt teilte. Mittwoch feiern wir den Tag der deutschen Einheit.
Germany reloaded
28 Jahre sind DDR und BRD nun zusammen, für einige eine Zweckehe, für andere ein Wunder. In welchem Land hat es so eine friedliche Revolution wie die von 1989 jemals gegeben? Kein Blutvergießen, dafür Jubelschreie. An der Bornholmer Straße fiel die Grenze zuerst, die Bilder gingen ein ins Gedächtnis der Nation. Weil das so gut ausging, feiern wir am Mittwoch wieder die deutsche Wiedervereinigung und das zum 28. Mal. Dieses Jahr ein ganz besonderes Jubiläum: Die Berliner Mauer ist in diesem Jahr genauso lange weg, wie sie stand: 28 Jahre. Aus zwei mach eins. Zwei Länder, zwei Systeme, sind friedlich fusioniert. Die Reste der Mauer sind eine Attraktion für Millionen Touristen. Sie schieben sich jedes Jahr an den spärlichen Stücken vorbei. Das alte Bollwerk der DDR ist nur noch eine Randnotiz in der Stadt. Wir blicken nach vorn und verraten euch, was so abgeht in den nächsten Tagen.
Eine Million Besucher werden erwartet, wenn wir am Mittwoch die Einheit feiern. Wow. Zwischen Regierungsviertel und Tiergarten ist schon seit Montag was los. Das deutlichste Zeichen ist wohl auf dem Brandenburger Tor zu sehen. Ein temporäres Einheitsdenkmal, nein keine Wippe. Der französische Street-Art-Künstlers JR hat an der Westseite des Brandenburger Tores eine 25 Meter hohe Fotocollage aus historischem Bildmaterial angebracht. Eine Szene vom Mauerfall. Wann war der nochmal? Richtig: 9. November 1989. Die 25 Meter hohe Installation ist typische für den Franzosen. JR sprüht gerne realistische Graffiti an die Wand. Vor dem Brandenburger Tor treten am Mittwoch ab 19.30 Uhr illustre Köpfe wie Samy Deluxe, Nena, Patrice, Philipp Poisel und Namika auf. Bunter Querschnitt durch den musikalischen Mainstream.
1 + 1 = BRD
Die Stadt wäre nicht sie selbst, wenn das alles wäre. Nichts gegen Nena. Aber als eine der einflussreichsten Subkultur-Metropolen muss mehr her. Auf dem gesamten Festgelände nördlich und südlich von der Straße des 17. Juni gibt es folglich kulturelle Vielfalt zu entdecken: Straßenmusik, Mauerpark-Karaoke und DJ-Sets sowie ein Tanz-Zelt, Musik von und mit Geflüchteten bis zu Street-Art und Open-Air-Ausstellungen. Ein Auto-Scooter erzählt (wie auch immer das geht) eine Ausstellung mit Häusermodellen von Brüchen und Aufbrüchen, von Erinnerungen und Visionen. Jo! Krasser Shit! Es treten auf am Festgelände: „Meute“, eine elfköpfige Techno-Marching Band mit elektronischen Marschmusik. Abgefahren. Das „Moka Efti Orchestra“, das Swing-Ensemble aus der Erfolgsserie Babylon Berlin.
Aus Zwei mach Eins
Viele Kulturprojekte feiern mit, auch die re:publica ist dabei. Initiativen und Projekte sind eingeladen, das Thema: „‚Zukunft & Innovation“. Nach vorne geht der Blick. Mit dabei sind die „Sozialhelden“ mit ihrem Projekt www.wheelmap.org. Die Universität Siegen kommt mit Roboter Pepper und dem Projekt „Robotic in der Altenpflege“. Die Berliner Stadtmission zeigt ihre neue „PacksAnApp“ sowie die „GEBEWO – Soziale Dienste – Berlin“ mit der Kältehilfe App. Wie urbane Landwirtschaft läuft, wird auch erklärt. Das „iRights.lab“ zeigt vernetztes Leben und informiert über künstliche Intelligenz, Algorithmen, Big Data und weitere digitale Technologien, die bald unseren Alltag prägen.
Ewig nerven die N….
Nazis sind kacke. Sehr kacke. Dank unserer Meinungsfreiheit dürfen aber auch die ihre Meinung sagen. Das rechte Bündnis „Wir für Deutschland“ ruft am Tag der Deutschen Einheit zu einem Naziaufmarsch auf, doch dies wird nicht ohne Reaktion über die Bühne gehen. Es soll ab 13 Uhr am Hauptbahnhof deutlich gemacht werden, dass das Bündnis außer Rassismus nichts bieten kann. Dies ist der erste von drei Teilen zum Gegenwirken. Weiter geht’s um 17:30 in den Mauerpark. Live und unter freiem Himmel wird gegen Seehofer musiziert: vor Ort spielen die Künstler Lena Stöhrfaktor, Konta und Doc Nest das Open Air Konzert „No Nation. Seebrücken statt Seehofer“. Und last but not least, ohne sich noch viel bewegen zu müssen, findet im Mauerpark dann ab 19.30 Uhr die Demo gegen die rechten „Einheitsfeiern“ statt.
Foto: © xhere CC0 Public Domain
supr gschriba;)
Frisch, frech und poppig formuliert!
Gratuliere