Das Berliner Nachleben ist schnelllebig, umtriebig und konkurrenzreich. Wenn es einem Club gelingt, sich 25 Jahre lang in diesem wuseligen Party-Dschungel zu behaupten, ist das aller Ehren wert. Viele Clubs und Locations, die kurz nach der Wende im Ostteil Berlins entstanden sind, gibt es heute nicht mehr: Der Tresor ist geblieben, zwar nicht mehr an seinem Original-Standort, dafür aber auch ohne sich musikalisch neu erfinden zu müssen.
Die Geschichte der elektronischen Musik in Berlin ist eng mit dem Tresor verbunden und wenn jemand in der Stadt den Titel »Techno-Visionär« tragen darf, dann ist das sicher Dimitri Hegemann, der Gründer des Clubs. Ende der Achtzigerjahre öffnete der gebürtige Ostwestfale mit dem UFO Club eine erste Keimzelle der elektronischen Musik im Westteil der Stadt. Als dann 1991 der Tresor Club samt seinem Plattenlabel in der Leipziger Straße im ehemaligen Wertheim-Kaufhaus unweit des Mauerstreifens an den Start ging, nahm die Technogeschichte in Berlin ihren Lauf.
Techno-Achse Berlin-Detroit
Die Techno-Achse Berlin-Detroit hatte mit dem Tresor-Club und seinem Label ein kulturelles Zuhause gefunden: Die Stars, Helden und Götter der Maschinenmusik gaben sich im Keller der Location die Plattennadeln in die Hand. Und wenn nicht die Produzenten der ersten Techno-Generation aus Detroit im Club ihre Platten auflegten, dann DJs und Musiker aus Europa und anderen Teilen der Welt, die vom diesem markanten Sound beeinflusst sind. Dazu gab man auch etlichen Berlinern über die Jahre eine Plattform. Hier konnten sich die Techno-Talente der Stadt aus Ost und West beweisen und den Grundsteien für ihre internationalen Karrieren legen.
Ein Heizkraftwerk als Techno-Club
2005 musste der Techno-Club seinen Ursprungsstandort, das ehemalige Wertheim-Kaufhaus, räumen. So zog der Laden mit Sack und Pack für zwei Jahre ins Exil mit Partys im Maria Club an der Schillingbrücke im Friedrichhain und im Kreuzberger SO36 bis 2007 das ehemalige Heizkraftwerk Mitte im früheren Grenzland zwischen Kreuzberg und Mitte für Techno erschlossen wurde. 2009 wurde der Tresor-Award für Techno-Nachwuchstalente weiter angeschoben und kurzzeitig expandierte der Tresor nach China. In den darauffolgenden Jahren wurden auch andere Teile des weitläufigen Heizkraftwerks für Musik-Events, Kunst-Happenings und Konzerte genutzt.
Techno ohne Mode-Schnickschnack
Heute wie damals geht’s im Tresor um Techno in seinen unterschiedlichen Ausprägungen. Auf modische Erscheinungen innerhalb der elektronischen Musik hat die Crew des Clubs um ihren Guru Dimitri Hegemann weitgehend verzichtet. Das Gleiche gilt für das hauseigene Plattenlabel, das ebenfalls die wechselvollen zweieinhalb Dekaden mit ihren Krisen im Musikbusiness überstanden hat. So weiß man, was einen hier erwartet: harter Techno im Keller, House Music auf dem Globus Floor und experimentellere Electro-Styles in der +4 Bar.
Party-Auftakt zum 25-jährigen Tresor-Jubiläum
Alle guten Dinge sind drei, das wissen auch die Macher des Clubs. So sind zum runden Jubiläum in diesem Jahr gleich drei größere Events geplant. Den Auftakt bildet die Party am 12. März. Das lange Line Up zeigt einen Querschnitt des Facettenreichtums sowohl des Berliner als auch des europäischen Techno-Sounds. Am Start sind neben Gästen aus England, Frankreich und Österreich viele der lokalen Residents aus den letzten 25 Jahren, die den Tresor begleitet haben. Mögen die DJs und Live-Acts in ihrer Ausprägung und ihren Styles unterschiedlich sein, sie alle eint die Liebe zur Deepness des Techno, sei es hart, zart, deep oder verspullt.