Sleaford Mods, hip-hop, band, live
Foto: © Promo

Plattenkritiken im März

Trotz aller [030] Party- und Konzerttipps Lust auf eine Hausparty? Langeweile auf dem Weg zur Arbeit? Die Plattenspielernadel springt schon wieder über Staubklumpen? Kein Problem. Wir hören für euch jeden Monat  neue Releases quer durch die Genrelandschaft und erklären, was sich zu kaufen lohnt und was nicht.
 

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Sleaford Mods – English Tapas

Rotzfrech schmeißt dieses Duo seit bald 10 Jahren Lo-Fi-Sounds auf den Markt – und klingt dabei charismatischer als jede überproduzierte Punkband, bei der die Wut längst zur Pose verkommen ist. Ein nerviger Drumloop, eine Bassline und der hasserfüllte Sprechgesang von Jason Williams, vorgetragen in breitem Midlands-Dialekt – direkter geht es nicht. „I don't give a fuck what you did back in the day / What you're doin' now is useless.“ Gegen das System, gegen Stammtischschwätzer, gegen die naiven Eskapismussäufer an der Straßenecke und dann plötzlich wieder selbst einer davon. (mr)

3,5 von 5 Sternen
VÖ: 03.3. bei Rough Trade
Online erhältlich: iTunes / Amazon

 

lot_der-plan-ist-ueber-meerPop
LOT – Der Plan ist übers Meer

LOT begann seinen Grind vor zwei Jahren mit dem Debütalbum „200 Tage“ und einem Stil, den er selbst Urban Pop nennt. Unter Urban versteht der Leipziger leider oft First World Problems-Lyrik und Herzschmerz. Mit fortschreitender Spielzeit wird es thematisch vielseitiger. Auf Songs wie „Kein Herz“ überträgt sich der Anspruch, rhythmisch verspielte Arrangements mit Popatmosphäre zu verbinden. „Darth Vader“ bearbeitet ausreichend frech und unprätentiös den alltäglichen Struggle. Auf „Hamse mal“ kommen beide Elemente zusammen. Das auf Albumlänge und wir stehen vor einer großen Pophoffnung. (mr)

3,5 von 5 Sternen
VÖ: 3.03. bei Department / Sony
Online erhältlich: iTunes / Amazon

 

nathan-fake_providenceElectronica
Nathan Fake – Providence

Witze über den bürgerlichen Künstlernamen des Herrn Fake gehören sich nicht. Unterhaltsamer ist die ambitionierte und zunehmend ambient gewordene Musik des britischen Electronica-Künstlers. Auf „Providence“ arbeitet er erstmals mit Vokalspuren. Spuren ist richtig, denn diese verlieren sich unverständlich im Wechselspiel heller Synthies, in Störgerausche zerfallender Basslines und getragener Orgelläufe. Fakes Tracks klingen erst überladen und hektisch, verschmelzen dann zu flächigem Noise und entlassen uns schließlich in sanfte Soundscapes. Ein kathartisches Wechselbad der Gefühle. (mr)

4 von 5 Sternen
VÖ: 10.3. bei NinjaTune
Online erhältlich: iTunes / Amazon

 

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Real Estate – In Mind

Ein Bandaustritt, Umzüge, Familienzuwachs – Real Estate haben das ganze Programm an Veränderungen abbekommen. Nur der cleane Sound der Band bleibt der gleiche. Grazil zirkulieren auch auf Album Nummer vier die Gitarren und Bass-Loops umeinander, während Courtney mit seinem schulchorhaften Tenor über die Balance zwischen Familienverantwortung und jugendlichen Sehnsüchten lamentiert. Hier und da kommen schummrigen Gitarren-Distortion und schillernde Synths neu ins Spiel. Ansonsten wartet genau der schwindlig machende, liebliche Jangle-Pop für Eskapisten, den man von Real Estate erwartet. Kann man es ihnen bei so traumhaften schönen Melodien verübeln? (ch)

4 von 5 Sternen
VÖ: 17.3. bei Domino
Online erhältlich: iTunes / Amazon

 

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Steel Panther – Lower the Bar

Irgendwo zwischen Parodie und Hommage, irgendwo zwischen infantil und jung geblieben, vor Allem aber im Spitzenbereich des Unterhaltungsspektrums bewegt sich diese Sleaze Truppe aus der Stadt der Engel. Auch Album Nummer vier dreht sich ausschließlich um Kokainkonsum, Sex mit Groupies und Liebe für Heavy Metal, verpackt in Power Chords, Sologeschredder und Kopfstimmengejaule. Innovativ ist das nicht, handwerklich aber nicht zu unterschätzen, wenn man Sänger Michael und Gitarrist Satchel betrachtet. Ab dem Opener „Goin’ in the back door“ schlägt man in die bewährte Kerbe und kann PC nicht einmal buchstabieren. (mr)

3,5 von 5 Sternen
VÖ: 24.3. bei Open E Music
Online erhältlich: iTunes / Amazon

 

02_plattenkritik_the-jesus-and-mary-chain_damage-and-joyShoegaze / Britpop
The Jesus and Mary Chain – Damage and Joy

Die Helden des Sheoegaze sind zurück- und reichen problemlos an das frühere Niveau heran. Veränderung ist unvermeidlich, könnte man meinen. Aber nichts da: Die Brüder Reid segnen auf ihrem ersten Album seit 18 Jahren, wie gewohnt, die Kollision von verschwommen-verzerrten Riffs und romantischen Zuckerwatte-Melodien. Gut so. Jesus and Mary Chain wurden in der Melancholie der Drone- und Feedback-verliebten Zeit geboren und bleiben – zur Freude ihrer Anhänger – genau hier. Ergießt sich in Highlights wie „Get on Home“ das Gitarrengewitter über einen, wiegt man sich gerne nickend in den Neunzigern. (ch)

4 von 5 Sternen
VÖ: 24.3. bei Rykodisc
Online erhältlich: iTunes / Amazon

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