fetsum4choch scaled

Plattenkritiken im Dezember

Hip-Hop meets Klassik, Electropop is back und Techno ist nicht immer gleich Techno. Der Dezember wird ein musikalisch vielseitiger Monat. Wir haben für euch ein paar kommende Releases unter die Lupe genommen.

Ambient Techno
Sage Caswell – Hoop Earring
Nach dem „Sleep Quarters“ 12-inch Release im vergangenen Jahr auf Spring Theory reicht Sage Caswell sein Debütalbum ebenfalls auf dem kalifornischen Label nach. Laut Aussage des amerikanischen Künstlers ist das Album eine Fanatsie über spirituelle Erleuchtungen. Das Album soll demnach als Filter dienen, um sich und seine Gedanken zu fokussieren, so als lebe man auf einer einsamen Insel. Atmosphärische Sounds treffen auf synthetisches Wohlgefühl – gelegentlich durchbrochen von treibenden Beat-Attacken („Danny’s Telephone Voice“). Ein Faible für elektronische Soundspielereien ist sicherlich von Vorteil. Alles in allem mehr Kopfkino für die After-Hour als Abgehmucke für den Tanzmarathon. (ts)

VÖ: 2.12. / Spring TheoryStage Caswell, Hoop Earring
 

Hip-Hop
Mosaik – MoTrip orchestrated by Jimek
Natürlich ist es unmöglich, solch einen Abend angemessen wiederzugeben. Gerade die CD leidet unter der notgedrungen schwachen Klangqualität. Dafür kommt auf der DVD die ganze Größe dieses Konzertes zur Geltung. Jede Bewegung der Musiker unterstützt die Dynamik der neuen Arrangements, man fühlt die Gewalt der Instrumente. Mit der Hilfe einiger Freunde (Haftbefehl, Adel Tawil, Lary) haben es MoTrip und Jimek aber geschafft, etwas einmaliges aufzuführen. Damit reiht sich MoTrip als Vertreter der neueren Hip-Hop-Generation in die Riege derer ein – siehe Max Herre -, die bereits zuvor das klassische Klangkorsett nutzten, um den schnöden, Sample-basierten Hip-Hop in ein neues Gewand zu kleiden. Mehr über die Entstehung des Albums im Interview mit MoTrip. (cklf)

VÖ: 2.12. / Universal Musicmotrip-jimek-mosaik

Soul
Fetsum – Light in a dark Place EP
Man vergleicht ihn mit Xavier Naidoo und Max Herre. Dabei besitzt Fetsum ordentlich Funk. Ebenso wie beim „Peace x Peace“-Festival, das der geborene Ägypter veranstaltet, soll der Reinerlös der EP Kinder-Hilfsprojekten zukommen. Eine Portion Pathos gehört zum Soul wie die Blue Notes zum Blues. Ein Song wie „Refugee“ scheint etwas zu kalkuliert nach der Hymne zu greifen und konstruiert den Sänger als Stellvertreterfigur. Andrerseits: Wenn man eine wichtige Botschaft hat, ist sie mitunter in verständlicher Reinform mächtiger als poetisch verklausuliert. Vorwerfen kann man Fetsum deshalb nichts und über den Großteil der EP gelingt es ihm, nicht nur zu affizieren, sondern auch ordentlich zu grooven. (mr)

VÖ: 2.12. / Sonar Kollektiv
Fetsum, Light in a dark place, SOulfood, Unicef


Hip-Hop
Genetikk – Fukk Genetikk
Die Saarbrückener Maskenbande ist gut im Balancieren: Nicht ganz Straße, aber deshalb nicht gleich Rucksack. Badness, Klamotten, Schüße, Die Sprachvielfalt, die deutschen Rap in den letzten Jahren wieder cool gemacht hat. Im Vergleich zu „Achter Tag“ klingen die Produktionen wieder kantiger und auf das Kopfnicken bedacht. Tote Hosen-Samples sucht man hier vergebens. Auf Tracks wie „Jordan Belfort“ hört man den Einfluss des Urlaubs mit dem A$AP Mob. Karuzo flowt swaggy, Sikk versteckt 808 Hi-Hats im trotzdem Sample-lastigen Boom Boom Tschack. Der Crewgedanke zahlt sich auch musikalisch aus: Genetikk haben einen eigenen Sound mit hohem Wiedererkennungswert und sind auf Albumlänge enorm kurzweilig. (mr)

VÖ: 2.12. / Selfmade Records
Genetikk, Fukk Genetikk, Saarbrücken, Senfmade, SIkk, Karuzo


Mix-Serie
Nina Kraviz – fabric 91
Kürzlich ließ es sich Kraviz nicht nehmen, ihr Set mit Acid und Ghetto House zu veredeln. Kurz darauf sah sie sich genötigt, Stellung zu beziehen. Etliche Besucher forderten ihr Geld zurück. Begründung: Sie habe nicht ausschließlich Techno gespielt. Nina reagierte mit einem enttäuschten Facebook-Post. Nur so viel: Wer den Blick über den Genre-Tellerrand nicht ertragen kann, sollte auf ein Wiedersehen mit der Russin verzichten. Allen anderen sei die 41 Tracks, unter anderem von Air Liquide und AFX sowie bisher unveröffentlichten Arbeiten von Kraviz, ans Herz gelegt. Eine tolle Reise durch die Facetten der elektronischen Musik (ja, auch Techno), der man allerdings das handgemachte Mixing anhört. (ts)

VÖ: 9.12. / fabric Records
Nina Kraviz, Fabric 91

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Werbung

Labelcheck, Sneaky Music, Pablo Ranacat
Vorheriger Artikel

[030] Labelcheck: Sneaky Music

Steve Aoki, Behind the hype
Nächster Artikel

Behind the Hype: Die DJ-Allzweckwaffe

Gehe zuOben