suffragette, Kino, 030, Berlin, Review

[030] Filmkritik: Suffragette

London, 1912. Seit sie sieben Jahre alt ist, arbeitet Maud Watts zusammen mit anderen Mädchen und Frauen in einer Wäscherei. Tag für Tag setzt sie sich schwerster körperlicher Belastung und Chemikalien aus. Sie riskiert es, sich zu verbrennen, sich zu vergiften, sogar zu sterben. Warum? Weil es eben ihr Job ist. Weil sie eine Frau ist und demzufolge nichts zu sagen hat. Sie darf keine eigene Meinung haben und erst recht keine Widerworte geben. Sie lebt in einer Welt, in der Gewalt an Frauen auf der Tagesordnung steht.

Der Film „Suffragette“ erzählt ihre Geschichte. Die Geschichte einer liebevollen Mutter und fleißigen Angestellten. Einer Frau, die still den Gesetzen folgt und tut, was man ihr sagt. Bis sie es eines Tages nicht mehr aushält. Sie schließt sich der Frauenrechtsbewegung an und wird eine Suffragette. Zusammen mit ihren Leidensgenossinnen kämpft sie für das Wahlrecht der Frau. Da sie mit friedlichem Widerstand nichts erreichen können, sehen sie irgendwann keinen anderen Ausweg mehr, als gewaltsam zu protestieren. 

»Krieg ist die einzige Sprache, die Männer verstehen«

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Suffragette mit Carey Mulligan und Helen Bonham Carter – Foto © Concorde Film

Sie werfen Schaufenster mit Steinen ein und jagen Briefkästen in die Luft. Inhaftierte Frauen hungern sich sogar fast zu Tode. Alles, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu erlangen. Wut und Unverständnis machen sie mutig und geben ihnen Kraft. Sie kämpfen nicht nur für sich, sondern auch für ihre Kinder. Für eine bessere Zukunft. Was in den 106 Minuten passiert, ist erschreckend, ergreifend und emotional. Der Film regt zum Nachdenken an und lässt uns realisieren, wie gut wir es eigentlich heutzutage haben. „Wir sehen unsere Rechte als selbstverständlich an und vergessen oft, wie viel unsere Vorfahrinnen riskieren, leisten und aufgeben mussten, damit wir heute unser Leben so leben können, wie wir es tun.“, so eine Vertreterin des Deutschen Frauenrings bei der Deutschlandpremiere von „Suffragette“ im Kino International. Der Weg zur Gleichberechtigung ist lang. Und selbst heute sind wir nicht am Ziel. Noch immer werden Frauen in einigen Jobs schlechter bezahlt als Männer. Noch immer wird Gewalt an Frauen und Mädchen geübt. Und noch immer gibt es unglaublich viele Länder, in denen frauendiskriminierende Gesetze gelten.

Fazit:

Ein wirklich sehenswerter Film, der nicht nur die Geschichte der Frauenrechtsbewegung aufarbeitet, sondern uns auch hilft, die Gegenwart zu verstehen und zu hinterfragen.

Suffragette

Regie: Sarah Gavron

DarstellerInnen:

Carey Mulligan, Meryl Streep, Helena Bonham Carter, Brendan Gleeson, Anne-Marie Duff, Ben Whishaw

Kinostart: 4. Februar 2016

Text: Maike Bartsch

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