Mit gerade einmal 39 Jahren hat sich der australische Regisseur James Wan nachhaltig in der jüngeren Horrorfilmgeschichte verewigt. Einen bleibenden Eindruck hinterließ vor allem der blutig-perfide Schocker „Saw“, der ein äußerst einträgliches, qualitativ allerdings drastisch abfallendes Franchise begründete. Dass sich der junge Filmemacher auch auf klassischen Grusel versteht, zeigte der Spukstreifen „Insidious“ von 2010, auf den Wan den Überraschungshit „Conjuring – Die Heimsuchung“ folgen ließ. Dessen Fortsetzung erweist sich nun als überzeugender Nachschlag mit einnehmender Optik und einigen erstaunlich berührenden Momenten.
Bei einer spiritistischen Sitzung im Jahr 1976 trifft die paranormale Expertin Lorraine Warren (Vera Farmiga) auf einen Dämon in Nonnengestalt, der sich fortan in ihrem Leben einnistet. Da sie die wiederkehrenden Visionen für ein böses Omen hält, bittet sie ihren Ehemann Ed (Patrick Wilson), eine längere Auszeit von der gemeinsamen Forschungsarbeit zu nehmen. Als jedoch die Kirche an die Warrens herantritt und sie über den mysteriösen Spuk-Fall im Haus der Familie Hodgson informiert, lassen sie schweren Herzens ihre guten Vorsätze hinter sich und brechen auf ins ferne London. Dort begegnen sie der alleinerziehenden Peggy (Frances O’Connor) und ihren vier Kindern, die angeblich von einem ruhelosen Geist terrorisiert werden. Besonders empfänglich für den bösen Spuk ist die elfjährige Janet (Madison Wolfe), die immer öfters mit der Stimme eines alten Mannes zu ihrer Umwelt spricht.
Wie schon Teil eins orientiert sich der Spukhausfilm an den Aufzeichnungen der real existierenden Dämonologen Ed und Lorraine Warren, die Ende der 1970er Jahre den berühmten Enfield-Poltergeist, benannt nach einem Stadtviertel im Londoner Norden, unter die Lupe nahmen. Zahlreiche Geisterjäger interessierten sich damals für die aufsehenerregenden Ereignisse im Hause Hodgson, wobei nicht wenige die Schilderungen der Familie bezweifelten und den Bewohnern einen Schwindel unterstellten. Skeptische Stimmen finden sich auch in der filmischen Aufarbeitung wieder. Gebündelt in der Figur der Parapsychologin Anita Gregory (Franka Potente), die allerdings nur wenig Leinwandzeit bekommt, obwohl gerade ihre Diskussionen mit den Warrens spannende Fragen aufwerfen. Etwas mehr Präsenz wäre schon deshalb wünschenswert gewesen, weil die Macher dann die aufkeimenden Zweifel von Ed und Lorraine noch glaubwürdiger hätten nachzeichnen können.
Trotz kleinerer Drehbuchschwächen – dazu gehört auch ein etwas abrupt beendeter Showdown – hebt sich „Conjuring 2“ mit seiner Erzählung spürbar von anderen Horror-Sequels ab. Ungewöhnlich ist beispielsweise die ausführliche Exposition, die im Grunde erst nach einer Stunde abgeschlossen ist, wenn die beiden parallel ablaufenden Warren- und Hodgson-Stränge zusammengeführt werden. Seinen Figuren schenkt Wan einmal mehr größere Aufmerksamkeit. Auch dann, als der Dämonen-Spuk Fahrt aufnimmt. In Erinnerung bleiben vor allem eine Elvis-Presley-Imitation, die Ed im Mittelteil zum Besten gibt, um Peggy und ihre Kinder ein wenig aufzuheitern. Und ein Vieraugengespräch zwischen Lorraine und der bemitleidenswerten Janet, in dem sich die Verunsicherung der Elfjährigen auf eindringliche Weise vermittelt. Neben bedächtig-intensiven Momenten wie diesen setzt der Regisseur freilich auch auf Schockeffekte, die ihre Wirkung nur selten verfehlen. Dass der wohltuend unblutige Geistertanz eine stimmig-unheilvolle Atmosphäre erzeugt, liegt nicht zuletzt an den geschmeidigen Kamerafahrten von Bildgestalter Don Burgess und einer detailreichen Ausstattung, die den Betrachter direkt in die 1970er Jahre transportiert.
Conjuring 2
Länge: 134 Min.
Regie: James Wan
Darsteller: Vera Farmiga, Patrick Wilson, Madison Wolfe, Frances O’Connor, Lauren Esposito, Simon McBurney, Maria Doyle Kennedy, Franka Potente
Kinostart: 16.06.2016