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Eher so der Holzfäller-Typ. John Butler. Foto: © Promo / Because Musik

„Wir Australier sind weit weg vom Krieg“ | Interview mit John Butler (ohne Trio)

Im September erschien sein siebtes Studioalbum „Home“. Ob das unter freiem Himmel produziert wurde? Leider nicht. Und dann wäre da noch die Frage zu klären, warum wir in diesem Vorspann ständig im Singular vom John Butler Trio sprechen. Multiple Persönlichkeit, der John? Lest doch einfach das Gespräch mit ihm. Es gibt übrigens was zu feiern.

Der Butler mag es gerne frisch. Kein Aufschnitt von der Theke, sondern die Luft. Butler, Vorname John: er zeltet gerne. Würden wir auch, wenn wir wie er in Kalifornien geboren wurden und in Australien leben würden. Außerdem war John Butler früher Straßenmusiker, bevor er mit seiner Formation in der Folk-Pop- und Rockszene begleitet von Funk-Einflüssen und positiver Attitüde, bekannt wurde. Den Raum unterm Himmel dürfte er nach wie vor sein Zuhause nennen. Aber ihr wisst: wir vermuten nicht. Wir beweisen.

Ein Butler kommt selten allein

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Drei Butler für ein Halleluja. Foto: © Promo / Because Music

20 Jahre John-Butler-Trio! Gratulation! Warum ist der „Trio-Aspekt“ so wichtig für dich? Immerhin hat Du in den Jahren diverse Besetzungswechsel. 

Gute Frage! Ich hab eh darüber nachgedacht, dieses Mal nur als John Butler aufzutreten. Die Frage ist, ob das viel Sinn macht, wenn wir sonst immer als Trio aufgetreten sind. Das nächste Mal sind wir sogar zu viert. Wäre dann ja das John-Butler-Quartett.

Es geht um die Balance zwischen der eigenen Vision und dem, was die anderen Leute um dich so machen wollen. – John Butler 

Ein Teufelskreis. Dann sprechen wir lieber über deine Rolle als Namensgeber und Bandleader. Was magst du an dieser Rolle und was nicht?

Oh Gott. Herausforderungen sind nicht immer leicht oder genießbar, aber manchmal holen sie das Beste aus mir raus. Ok, manchmal holen sie auch das Schlechteste raus. Aber du weißt ja, es hilft mir, mit meinen sozialen Fähigkeiten weiterzukommen. *lacht* Aber, offensichtlich kann ich in dieser Position die Musik machen, die ich machen will. Aber es ist natürlich auch sehr befriedigend, mit tollen Musikern Musik zu teilen. Das ist echt eine coole Sache. Aber die Rolle vom Band-Leader, vom Boss und vom Songwriter, das ist manchmal schon ziemlich schwer. Aber Herausforderungen sind ja auch etwas Positives.

Körper + Seele = John

Musstest du lernen, ein guter Bandleader zu sein?

Gerade als eine Person, die etwas oder Leute leiten will, kannst du dich immer und immer wieder verbessern. Es ist eine sehr dünne Grenze zwischen dem Ausführen von den Sachen,die man machen will und dem Folgen der eigenen Vision. Es geht um die Balance zwischen der eigenen Vision und dem, was die anderen Leute um dich so machen wollen.

Lass uns über dein aktuelles Album sprechen. Welche Bedeutung misst du dem Titel ‚Home‘ bei? Ist es ein Ort? Menschen, die du liebst? Oder vielleicht dein Dasein in der Band?

Es sind viele verschiedene Dinge. Es ist auf jeden Fall ein Ort, das Land, mit dem ich mich identifiziere. Also nicht der Nation wegen sondern einfach ein Land, in dem ich etwas Spezielles fühle. Aber es ist auch meine Familie und meine Freunde. Natürlich auch der Körper und die Seele, welche derzeit John heißen, und männlich, weiß und australisch ist. Aber das sind alles Worte und Beschreibungen. Wenn ich sterbe, wer weiß, was dann kommt. Ich weiß nicht, was mir als nächstes passiert. Aber ich werde wahrscheinlich immer noch John heißen.

Alle wollen nur das Eine

Dein Titel „Home“ klingt ziemlich up-to-date. Ich würde behaupten: untypisch, wenn man sich deine anderen Stücke anhört.

Für Außenstehende sicherlich, aber ich habe die letzten fünf Jahre sehr viel Musik in dieser Richtung produziert. ‚Home‘ war einer der besseren Songs, der dabei entstanden ist. *lacht* Das war einfach einer, der eine Story vermittelt. 

Du reist mit deiner Musik um die ganze Welt. Wie hat sich dein Blick auf sie und ihre Bewohner verändert?

Je mehr ich reise, desto mehr sehe ich und desto offener werde ich. Aber schlussendlich wollen wir ja alle dasselbe. Wir lieben unsere Familie, unsere Kinder. Wir wollen Frieden, Transparenz, Sicherheit. Wir wollen erhalten bleiben. Aber in anderen Dingen sind wir schon sehr verschieden. Ich glaube, ihr Europäer habt diese ständige Erinnerung an den Krieg. Wir hier in Australien sind ziemlich abgeschottet von Krieg und Kriegsgedanken und haben keine Ahnung von diesem Teil der Weltgeschichte. Also jedes Mal, als ich nach Europa fuhr, war dies ziemlich lehrreich für mich. Ich denke über die Gesellschaft nach, seit längerer Zeit. Vor allem wenn man die amerikanische und die australische Kultur vergleicht.

Ein Butler serviert gerne Folk

Letzte Frage. Was hältst du denn von Deutschland und der deutschen Kultur?

Ich liebe es, hier Musik zu spielen. Ihr habt Rythmus. Und ich mag es, wie ehrlich ihr seid. Ihr redet nicht so viel Bullshit. Wir haben in Deutschland eine sehr tolle und offene Fan-Gemeinschaft, die uns sehr schätzt.

Vielen Dank für das Gespräch.

Foto: © Promo / Because Music

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