Bei aller Euphorie über die Möglichkeiten der Digitalisierung für das Marketing von Unternehmen lohnt es sich, traditionelle „analoge“ Werbemethoden weiter wertzuschätzen. Schließlich sind die Menschen zumindest körperlich noch im „Real Life“ verhaftet und werden noch nicht im Internet geboren.
Eine der interessantesten klassischen Werbemöglichkeiten mit hohem ROI-Wert besteht im Verteilen und Auslegen von Flugblättern. In diesem Artikel begründen wir, warum Flyer zum gesunden Marketing-Mix von Unternehmen gehören, worin sie sich auszeichnen und welche Anwendungen sie Marktakteuren bieten.
Flugblätter: Von den Anfängen zur Blütezeit
Die ersten „modernen“ Flugblätter (Flyer für jeden Anlass finden Sie hier!) entstanden nachweislich 1488. Die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch Johannes Gutenberg (eigentlich Gensfleisch) um 1440 hat die Verbreitung der Handzettel beflügelt. Vor dieser epochalen Informationsrevolution waren die Flugblätter handschriftliche Erzeugnisse, die in den blühenden italienischen Handelsstädten im Auftrag der Kaufleute im Volk herumgereicht wurden und Nachrichten über Wirtschaft und Krieg enthielten. Viele Flugblätter fanden sich auf Jahrmärkten, wurden von fahrenden Händlern verteilt oder an Kirchentüren angebracht. Für manch einen Besitzer war das Flugblatt das erste schriftliche Erzeugnis in ihrem Besitz, das sie im eigenen Heim aushingen und gebührend in Szene setzten.
Der Schwarze Tod von 1346 bis 1353 sorgte für eine Zäsur und beendete die Epoche des Hochmittelalters mit ihren prachtvollen gotischen Bauten. Während in Mitteleuropa etwa ein Drittel aller Menschen starben, fanden in den dicht besiedelten Mittelmeerregionen in Südfrankreich, Spanien und Italien zwischen 75 und 80 Prozent der Bevölkerung den Tod. Dadurch kam die italienische Frührenaissance zu ihrem vorläufigen Versiegen. Das neue Buchdruckverfahren vereinfachte nun die Herstellung von Handzetteln und die Methode fand nach den ersten positiven Erfahrungen eifrige Nachahmer. Eng mit der Geschichte der Flugblätter ist die Verbreitung reformatorischer Ideen verknüpft. Die Flugblätter trugen zur Hebung der Alphabetisierungsrate der Bevölkerung bei, weil sie Anschauungsmaterial zur Erlernung der Schrift boten und in der Bevölkerung rege diskutiert wurden. Mit den Flugblättern kamen die umfangreicheren Flugschriften – die Vorläufer der Zeitungen. Die Geschwindigkeit, mit der Informationen um die Welt gingen, beschleunigte sich erheblich. Im Zuge der Religionskriege erlebte die Karikatur eine Blütezeit und wurde genutzt, um den Glaubensfeind zu verspotten. Ähnliches fand sich in den Dualismen der Bauernkriege, des Englischen Bürgerkriegs und des 30-Jährigen Krieges wieder und auch die Liste bösartiger Verunglimpfungen von „Hexen“ und Juden in Flugblättern ist lang. Nicht zufällig waren zahlreiche Flugblätter Pamphlete. So florierten die Flugblätter, begleiteten diese Ereignisse und wurden von allen Seiten für Propagandazwecke verwendet.
Die Vorteile von Flugblättern
Die Geschichte der Flugblätter in der Zeit ihrer massivsten Verbreitung liefert uns erste Anhaltspunkte dafür, warum sie sich für das Marketing von Unternehmen so gut eignen, denn politische Propaganda und Produktwerbung funktionieren nach ähnlichen Prinzipien. Der begrenzte Raum eines Flugblattes lädt zur Zuspitzung ein und bietet Raum für starke Bilder, um der eigenen Botschaft Nachdruck zu verleihen. Flugblätter sind von Natur aus unterhaltsam und dem Ziel der schnellen Weitergabe plakativer Informationen verpflichtet. Weiterhin lassen sich Flugblätter einfach und kostengünstig herstellen. Bei Massenaufträgen kostet ein Exemplar nicht mehr als einen Cent. Für Flyer spricht zudem die Vielfalt an möglichen Verwendungen, denn sie lassen sich wahlweise in Briefkästen und Geschäften auslegen, unter den Scheibenwischer klemmen, einer Zeitung beifügen, in der Einkaufszone verteilen oder während Events, Umzügen und Demonstrationen unters Volk bringen. Die Handlichkeit der Flugblätter unterstützt ihre Mitnahme nach dem Erhalt, die sich bequem in der Tasche oder im Portemonnaie verstauen lassen. Ebenso vermitteln sie ein haptisches Erlebnis mit Erinnerungswert, das digitale Werbemethoden nicht bieten.
Die Nachteile von Flugblättern
Obwohl Unternehmen mit Flugblättern nichts falsch machen können, müssen sie sich auf beträchtliche Streuverluste einstellen, weil nicht wenige Flyer ungelesen im Papierkorb verschwinden. Aufgrund der analogen Methode ist die Reichweite zudem begrenzt und die Kommunikation findet einseitig statt und ohne die Gelegenheit des Empfängers zur Interaktion. Ein ernster Nachteil ist zu Zeiten der erhöhten Sensibilisierung für den Umweltschutz die sinkende Akzeptanz von Flugblättern, was einen Reputationsverlust des Unternehmens zur Folge haben kann. So erhöhen Flugblätter den globalen Müllberg, werden zuweilen unsachgemäß entsorgt und sind reine Einwegprodukte.
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